Marks IslandPulheimer baut sich ein Haus auf eigener Insel vor Kanada

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Ein Holzhaus mit viel Glas baut Boris Reininghaus auf seiner Insel. Im Sommer soll es fertig sein.

Ein Holzhaus mit viel Glas baut Boris Reininghaus auf seiner Insel. Im Sommer soll es fertig sein.

Pulheim-Stommeln – Aus einem Traum ist für Boris Reininghaus ein Lebensprojekt geworden. Seit einigen Jahren ist der Stommelner in zwei Welten zu Hause. Während er hier im Rheinland in den kälteren Monaten als selbstständiger Tischlermeister arbeitet, freut er sich im Sommer über ein Dasein als Inselbesitzer fern der Heimat.

Seit 2009 besitzt er ein knapp 70.000 Quadratmeter großes Fleckchen Erde im Atlantik. Marks Island liegt rund 5000 Kilometer Luftlinie von Stommeln entfernt. Die Insel gehört zu den Tusket Islands in der Lobster Bay in der kanadischen Provinz Nova Scotia. Hier baut der 41-Jährige ein Holzhaus. In diesem Sommer soll es bezugsfertig sein.

„Ich wusste, als ich das erste Mal die Insel betreten hatte, dass ich sie haben will“, erinnert er sich noch genau. „Mir gefallen die karge Schönheit und das klare Licht.“ Wenn er seine Insel in einer halben Stunde umrundet, läuft er über Kieselstrand, über Wiesen, durch Wald und wilde Büsche.

Schafe gibt es inzwischen nicht mehr. Im Sommer steigt die Wassertemperatur auf 18 Grad, im Winter liegt sie um die drei bis fünf Grad.

Als Geselle in Maine

Zum ersten Mal träumte er von einem Grundstück an der Küste, als er mit Anfang 20 als Tischlergeselle ein mit einem Stipendium ausgestattetes Praktikum im amerikanischen Bundesstaat Maine absolvierte. Die Arbeit, die Gegend, die Menschen gefielen ihm. In den kommenden Jahren gelang es ihm immer wieder, mit einem Arbeitsvisum hier tätig zu sein. 

Die Idee einer Bleibe am Wasser setzte sich in seinem Kopf fest, er begann zu recherchieren. Schnell wurde klar, dass die Grundstücke an der Ostküste Nordamerikas zu teuer waren. In Kanada fand er dann die Insel, auf der er sich sofort zu Hause fühlte. Für 60.000 kanadische Dollar, das sind etwa 40.000 Euro, erfüllte sich sein Inseltraum.

Mit einem Freund, dem Architekten Manfred Stommel-Prinz, entwarf er ein für die Region typisches Holzhaus. Der Grundriss ist ein Kreuz. Jede Seite hat Meerblick, es gibt viel Glas, das Dach ist flach. „Um genügend Stabilität zu gewährleisten, haben wir die Schneelast von Garmisch-Partenkirchen und die Windlast von Sylt zugrunde gelegt“, erzählt er. Auf einer Fläche von 80 Quadratmetern entstehen ein Wohn- und Essbereich, eine Küche, zwei Schlafzimmer und ein kleines Bad.

Transport mit dem Boot

Aber die wirkliche Herausforderung liegt im Transport. „Denn alles, jedes Teil, jedes Werkzeug und jedes Lebensmittel muss mit einem Boot befördert werden“, so Reininghaus. Dazu gibt es keinen Bootssteg. „Zu teuer, und ich musste erst einmal einen Motorbootführerschein machen“, erklärt der Handwerker. Eine Überfahrt vom Festland, von dem kleinen Fischerort Comeau’s Hill aus, dauert 20 Minuten und „dann müssen alle Sachen mit der Hand rund 200 Meter zum Teil über Geröll getragen werden“. Inzwischen sind so 20 Tonnen Material auf der Insel gelandet.

Immer wieder hat der Tischlermeister mehrere Wochen in Kanada verbracht, um fleißig zu werkeln. Beim Rohbau halfen Freunde aus Deutschland mit. Die weiße Fassade hat einen markanten orangefarbenen Anstrich bekommen. „Das ist die Farbe, die nicht auf der Insel vorkommt“, erklärt er diese Wahl.

Strom wie im Wohnmobil

Natürlich hat er sich auch Gedanken über Strom und Wasser gemacht. Die Energie soll ein Zwölf-Volt-System liefern, wie in einem Wohnmobil. „Das Frischwasser könnte aus gefiltertem Regenwasser oder entsalztem Meerwasser kommen“, berichtet Reininghaus. „Und man ist nicht von der Welt abgeschnitten, es gibt ein Netz für das Mobiltelefon und damit einen Zugang zum Internet“, ergänzt er.

Längst besucht er nicht mehr allein die Insel. Auch seine Frau Solveig, die er nach dem Kauf kennenlernte, und seine Kinder Anna (7) und Paul (5) fühlen sich sehr wohl. Der Familie dient ein kleines Fischerhaus auf dem Festland als Anlaufpunkt, um das Projekt voranzutreiben. „Nachbarn von anderen Inseln haben wir auch schon kennengelernt“, freuen sich die Neubewohner. „Wenn Boote vorbeikommen, wird gegrüßt oder ein Signal gegeben.“ Dem nächsten Besuch fiebern alle entgegen. Denn im Haus warten bereits Möbel, die aufgebaut werden müssen. Dann kann der Einzug gefeiert werden.

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