Stommeln statt LesbosPulheimer erfüllt sich Traum von eigenem Olivenöl

Lesezeit 3 Minuten
Oliven aus Stommeln – vom 51. Breitengrad.

Oliven aus Stommeln – vom 51. Breitengrad.

Pulheim-Stommeln – Vom eigenen Olivenöl hat Gärtnermeister Michael Becker schon länger geträumt. Nun ist der Traum wahr geworden.

Vor ein paar Tagen haben Michael Becker und Bastian Jordan erstmals Olivenöl gepresst. Abgespielt hat sich das Ganze nicht etwa in südlichen Gefilden, auf der griechischen Insel Lesbos, wo die Jordans sonst ihr Olivenöl produzieren, sondern im Schatten der Stommelner Mühle. Genauer gesagt auf dem Gelände des Gartenhofs der Familie am Rosenhof 1. Dort, im „ nördlichsten Olivenhain“, den Michael Becker und sein Bruder Heinz 2005 angelegt hatten, sind die frostresistenten Früchte an 115 Bäumen gewachsen. Mehr als 200 Kilogramm haben fleißige Helfer an zwei Tagen gepflückt.

Der Beweis ist für die beiden Männer erbracht. „Man kann im Kölner Umland Olivenöl herstellen“, freut sich Michael Becker. Die Ausbeute sei leider recht mager gewesen, „es sind weniger als zehn Liter, aber es war auch nicht unser Ziel, das Öl zu verkaufen“.

Auch Bastian Jordan, der die Beckers durch das Stommeler Olivenfest kennt, ist begeistert von dem gemeinsamen Projekt „Olivenöl aus Stommeln“. „Es ist für mich so faszinierend, dass wir auf dem 51. Breitengrad Olivenöl pressen, das ist jenseits von allem, was ich mir vorstellen konnte, egal, ob es ein Milliliter ist oder ob es zehn Liter sind, ich bin total fasziniert.“

Ein Kinderspiel war die erste Olivenöl-Ernte auf Stommelner Boden allerdings nicht. Schon die Suche nach einem geeigneten Gerät gestaltete sich schwierig. „Ich hatte mich kundig gemacht und ein kleines spanisches Start-up entdeckt. Die Mühle sollte 2020 auf den Markt kommen“, erinnert sich Bastian Jordan. Doch dazu sei es nicht gekommen. Er suchte weiter und hat „tatsächlich eines in Italien aufgetan“.

Doch die Mühle hatte ihre Tücken. „Es war extrem zeitaufwendig“, weil die Technik nicht so ausgereift sei, so Bastian Jordan. „Die Pressung, wie man sie früher gemacht hat“ lief so ab: Zunächst haben die Helfer die Oliven von Blättern und Stengeln befreit, im Wasserbad gereinigt, mit einem Druckluftgebläse „sauber gepustet“ und in einen wärmeren Raum gestellt, damit sie ein bisschen Temperatur bekommen. „Das ist wichtig, sie sollten gerade bei dem Verfahren hier nicht ganz so kalt sein, weil es so schwer war, das Öl rauszubekommen.“

Anschließend wurden sie mit einer „Schnecke“, die an einen Fleischwolf erinnert, zerbrochen. Die Masse hat Bastian Jordan in einen Malaxierer gefüllt. „Dabei werden die Enzyme freigesetzt, das dauert mindestens eine halbe Stunde, die überflüssige Flüssigkeit setzt sich nach unten ab, oben haben wir einen Brei, wo sich das Öl schon leicht freigesetzt hat.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Den Brei hat Bastian Jordan in ein Vlies gepackt, in einen Pressbehälter aus festem Stahl mit Löchern gelegt und mit einer „Pressplatte“ bedeckt. Das Ganze wurde dann mit einem Wagenheber von unten gegen eine weitere Vorrichtung gedrückt und so der Saft aus der Olive gepresst. Dieser tropfte in einen Behälter unter dem Gerät. Mit Pipetten wurde das Öl, das sich nach oben abgesetzt hatte, abgeschöpft und in ein Ölfässchen umgefüllt. „Es war mühselig“, sagt Michael Becker.

Das Öl lasse er analysieren. Die restlichen Oliven, rund 50 Kilogramm, „werden wir entbittern, in eine Salzlake legen und an dann unseren Kunden anbieten“.

KStA abonnieren