Rhein-Erft-KreisAcht Senioren testen ihr Können beim Fahrsicherheitstraining

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Auf nasser Fahrbahn und mit erhöhtem Tempo voll in die Eisen gehen – das ist eine Übung, an die sich die Kursteilnehmer erst langsam herantasten müssen.

Auf nasser Fahrbahn und mit erhöhtem Tempo voll in die Eisen gehen – das ist eine Übung, an die sich die Kursteilnehmer erst langsam herantasten müssen.

  • Unter den Augen zweier erfahrener Polizisten üben acht Senioren aus Bergheim-Glessen schwierige Situationen im Straßenverkehr bei einem Fahrsicherheitstraining auf dem Verkehrsübungsplatz in Jülich.
  • Unsere 27-jährige Autorin hat sich unter die Senioren gemischt und auch an dem Fahrsicherheitstraining teilgenommen.
  • Doch macht das Alter einen Unterschied?

Rhein-Erft-Kreis – Die Bremse stottert, die Reifen blockieren und trotzdem rutscht das Auto mehrere Hundert Meter weiter über die Fahrbahn. Der Wagen bricht hinten aus und dreht sich um 180 Grad, bevor er zum Stehen kommt. Was zur Horrorvorstellung eines jeden Autofahrers gehört – die Kontrolle über sein Fahrzeug zu verlieren – ist hier ganz bewusst herbeigeführt worden. In sicherem Umfeld, unter den Augen zweier erfahrener Polizisten, üben acht Senioren aus Bergheim-Glessen schwierige Situationen im Straßenverkehr bei einem Fahrsicherheitstraining auf dem Verkehrsübungsplatz in Jülich.

„Wir sind zum Ausprobieren hier“, sagt Hans Dieter Ehlert, Polizeihauptkommissar, am Anfang des Trainings, als er in unsere etwas ängstlichen Gesichter sieht. Mir geht es auch so, auch wenn ich erst 27 Jahre alt und als Journalistin dabei bin. Ich habe meinen Führerschein seit neun Jahren und bisher noch an keinem solchen Training teilgenommen. So geht es vielen in dem Kursus, nur dass die anderen Teilnehmer ihre Führerscheine weitaus länger haben als ich und dadurch über wesentlich mehr Fahrerfahrung verfügen. Aber ist das ein Vorteil?

Technik hilft nicht immer

Wir beginnen mit einfachen Übungen: Wenden in drei Zügen, rückwärts fahren und auch rückwärts einparken. Das kennen wir alle aus dem Alltag. Mein Auto piept nicht, wenn ich rückwärts fahre, hat keine Anfahrhilfe am Berg und schalten muss ich auch noch. Im Vergleich zu so manchen anderen bin ich schlechter ausgestattet. Schnell merken wir aber: Die Technik hilft nicht immer. Besonders beim Rückwärtsfahren muss so manches Hütchen dran glauben, weil es von Mensch und Technik übersehen wird. Einschätzen zu können, wie lang der Wagen ist, ist von Vorteil – altersunabhängig.

Danach wird es ernst: Gefahrenbremsung auf nasser Fahrbahn. Erst bei Tempo 30, dann bei Tempo 70 voll in die Eisen gehen. Das letzte Mal, dass ich eine Gefahrenbremsung gemacht habe, war in der Fahrschule, und auch andere schauen nicht so richtig glücklich aus. Dementsprechend zaghaft treten wir zunächst auf die Bremse. „Das muss man hören“, sagt Ehlert und schickt uns zurück.

Nachdem wir uns bei nasser Fahrbahn an das Gefühl gewöhnt hatten, mit voller Kraft auf das Bremspedal zu treten, wird mit einer nassen Gummimatte eine geschlossene Schneedecke simuliert. Das Gefühl, zu bremsen, aber nicht stehenzubleiben, ist beängstigend. Schon bei Tempo 40 kommen einige Teilnehmer erst zum Stehen, als ihr Auto wieder Asphalt unter den Reifen hat. Mit Sommerreifen, die die meisten Autos Mitte September noch haben, nicht verwunderlich. Fahrer mit Allwetterreifen sind im Vorteil.

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Wir steigern die Geschwindigkeit und fahren mit Tempo 70 auf die Matte. Jeder technische Schnickschnack hilft nichts – viele rutschen mit ihren Autos über die Matte. Und auch das Ausweichen stellt sich als schwierig heraus. Nicht selten drehen sich die Autos um 180 Grad. „Ihr lenkt zu viel“, sagt Ehlert. „Und ihr schaut auf die Hütchen.“ Man solle dahin sehen, wo man hin wolle und nicht dahin, wo es auf keinen Fall hingehen soll. Denn das sei häufig der Grund, warum Autofahrer gegen einen Baum führen. „Das Ausweichen fand ich anspruchsvoll“, sagt Stephan Jansen. „Bremsen, lenken, Spur halten – alles auf einmal erfordert viel Konzentration.“

„Aufs Auto vertrauen“

Doris Philipp sagt, dass ihr die Übungen viel gebracht haben: „Ich habe gelernt, aufs Auto zu vertrauen. Man muss nachdenken, darf nicht intuitiv handeln und wild hin und her lenken.“

Übrigens: Einen Unterschied zwischen alten und jungen Fahrern kann ich nicht feststellen und auch Ehlert bestätigt, dass auf dem Platz alle Fahrer gleich sind. „Im Straßenverkehr haben die Jüngeren eine schnellere Auffassung und die Älteren überlegen oft länger. Dadurch überholen die jüngeren Fahrer öfter und überschätzen sich selbst.“ Ein solches Training empfiehlt er jedem: „Hier können die Teilnehmer ihre Grenzen kennenlernen und gucken, ob sie im Straßenverkehr sicher teilnehmen können.“

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