Rhein-Erft-KreisProzessauftakt gegen mutmaßliche Teppichhändlerbande geplatzt

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Viele Anwälte, aber nur zwei Angeklagte erschienen gestern zum Prozessauftakt vor Gericht.

Bonn/Rhein-Erft-Kreis – Omikron greift um sich und hat auch das Bonner Landgericht erreicht. Zum Prozessauftakt gegen eine mutmaßliche Teppichhändlerbande aus dem Rhein-Erft-Kreis, die sich wegen gewerbsmäßigen Betrugs in sieben Fällen verantworten muss, sind am Donnerstag gleich drei von fünf Angeklagten nicht erschienen: Alle drei sind positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Dem 72 Jahre alten Familienvater einer deutschen Roma-Familie soll es, wie sein Verteidiger mitteilte, besonders übel gehen. Auch einer seiner beiden mitangeklagten Söhne (36) sei infiziert. Die Angeklagten wohnen in Frechen, Kerpen sowie in Bergheim.

Männer kommen aus Frechen, Kerpen und Bergheim

Der Staatsanwalt wirft den fünf Männern im Alter zwischen 32 und 72 Jahren vor, betuchte Senioren mit verschiedenen Tricks systematisch reingelegt zu haben. Zunächst sollen sie den Opfern angeboten haben, ihre wertvollen Teppiche zu reinigen. Später nahmen sie die Ware – angeblich weil es vermögende Kaufinteressenten gab – in Kommission, um sie zu verkaufen oder bei einer Auktion versteigern zu lassen. Die Geschädigten, die aus den Kreisen Rhein-Sieg und Rhein-Erft sowie aus dem Westerwald und aus Unterfranken stammen, sahen ihre Teppiche in fast allen Fällen nicht wieder. Der angerichtete Schaden wird in den Prozessakten mit 230.000 Euro angegeben.

Die angeblichen Teppichhändler waren durch ein Ehepaar aus Sankt Augustin im Mai 2019 zuerst angezeigt worden; es war um einen handgeknüpften Orientteppich, einen Herike, im Wert von 45.000 Euro betrogen worden; später meldeten sich weitere Geschädigte.

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Probleme gebe es auch bei den geschädigten Zeugen, gab der Kammervorsitzende gestern bekannt. Eine 79-Jährige aus Unterfranken kann aufgrund ihrer Gebrechlichkeit nicht anreisen und soll möglicherweise per Videoübertragung vernommen werden. Ein 79-Jähriger aus Hessen ist kürzlich verstorben.

In der nächsten Woche will die Kammer einen erneuten Versuch machen, falls bis dahin die drei erkranken Angeklagten gesund und negativ getestet sind.

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