Spargelanbau im Rhein-Erft-KreisBauern blicken auf ein besonderes Jahr zurück

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Spargelernte

Landwirt Josef Schröder (vorne) mit seinen hei­mi­schen Spar­gel­ste­chern Benedikt Gil­gen­berg (links), Amir Jenattab (rechts) und der Spar­gel­spin­ne.

  • Das Jahr 2020 ist ein besonderes, völlig unabhängig von der Branche, um die es geht. Auch Spargelbauern mussten mit Veränderungen klarkommen.
  • Das Coronavirus sorgte dafür, dass viele Betriebe auf Erntehelfer aus Osteuropa verzichten mussten. Nötig waren kreative Lösungen.
  • Die Landwirte im Rhein-Erft-Kreis ziehen eine gemischte Bilanz.

Rhein-Erft-Kreis – Die gute Nachricht vorweg: Es gab auch in diesem Jahr für alle Spargel satt. Die schlechte: Die Landwirte mussten dafür ziemlich viel improvisieren. 2020 war kein Spargeljahr wie jedes andere. Im März wurden die Spargelbauern mit der Nachricht überrascht, dass ihre osteuropäischen Erntehelfer wegen der Corona-Pandemie nicht einreisen dürfen. Als das Einreiseverbot Anfang April gelockert wurde und Erntehelfer mit dem Flugzeug und unter strengen Hygienemaßnahmen dann doch kommen durften, wuchs der Spargel längst auf den Feldern. Kein guter Start in die Saison.

Aber die Not machte die Landwirte erfinderisch, auf ganz unterschiedliche Weise. „Ich habe dieses Jahr komplett auf Erntehelfer aus der Region gesetzt“, sagt Josef Schröder vom Heinenhof in Pulheim-Orr. „Das war für mich ein Experiment und es ist geglückt.“ Gut, nicht mit allen Studenten, Arbeitslosen, Kurzarbeitern aus der Region hatte er wirklich Glück, sagt er. „Es waren etliche Unzuverlässige dabei, einer hat mal in den Spargeldämmen geschlafen.“ Aber immerhin, 80 Prozent der heimischen Erntehelfer blieben bei der Stange.

Erntehelfer wurden von Maschinen unterstützt

Einer davon ist Benedikt Gilgenberg. Der 20-Jährige wollte gern vor Beginn seines Studiums neue Erfahrungen sammeln und dabei Geld verdienen. „Seit fast drei Monaten bin ich im Team und habe es keinen Tag bereut“, sagt er. „Ich spüre, dass ich hier gebraucht werde. Wir lachen viel und das Spargel stechen war für mich auch kein Problem. Nach zwei Tagen hatte ich den Dreh raus.“

Spargelstecher bei der Arbeit

Spargelstecher bei der Arbeit

Josef Schröder musste dennoch neu planen. Zusätzlich zu den heimischen Erntehelfern hat er drei Spargelspinnen gekauft, die die Erntehelfer auf dem Feld unterstützen. „Ausgerechnet dieses Jahr ist die Qualität des Spargels überdurchschnittlich gut“, erklärt der Landwirt. „Dennoch haben wir nicht alle Stangen gestochen. Durch die Schließung der Gaststätten und Kantinen und den Wegfall von Großveranstaltungen sank die Nachfrage rapide. Wir haben nur noch gestochen, was wir in unserem Hofladen verkaufen konnten.“

Spargel in diesem Jahr teurer

1,50 Euro kostete der Spargel dieses Jahr pro Kilo mehr, ein Zuschlag für die heimischen Erntehelfer. Auf dem Hallerhof in Bergheim-Oberaußem setzte Hans-Jürgen Peters wie auch früher vor allem auf seine Erntehelfer aus Rumänien. Einige waren schon vor dem Einreiseverbot da, die anderen kamen später mit dem Flugzeug nach. „Sie mussten alle erst einmal in Quarantäne“, sagt der Landwirt. „Das Gesundheitsamt war bei uns und hat alle getestet. Keiner von ihnen hatte Corona, das war alles sehr entspannt.“

Der Spargel wurde nur im eigenen Hofladen verkauft.

Der Spargel wurde nur im eigenen Hofladen verkauft.

Victor Dünn vom Gut Clarenhof in Frechen nahm wegen der geringen Nachfrage Beete aus der Ernte. „Immerhin, die Leute haben viel zu Hause gekocht“, sagt er. Das Geschäft in unserem Hofladen lief gut. Auch unsere Spargelstech-Schnupperkurse liefen super. Die Leute waren froh, in dieser ereignisarmen Zeit mal wieder etwas Positives zu erleben.“ „Wir kamen gerade noch mit einem blauen Auge davon“, erklärt Matthias Engels vom Spargelhof in Wesseling. „Ein Feld mussten wir komplett liegenlassen, aber unsere polnischen Spargelstecher konnten wir im letzten Moment mit dem Bus abholen.“

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Auf dem Spargelhof von Johannes Nagelschmitz in Bedburg waren schon vor Beginn der Corona-Pandemie einige osteuropäische Erntehelfer da, drei Nachzügler kamen mit dem Flugzeug und zur Verstärkung kamen noch einige heimische Erntehelfer hinzu. „Wir hatten hier eine Fitnesstrainerin zum Spargel stechen, die war wirklich super“, Erfahrungen, die sie alle nicht missen wollen, die Landwirte und die Spargelstecher.

Zum Abschluss der Spargelsaison, am Johannistag, dem 24. Juni, gibt es auf dem Heinenhof in Pulheim-Orr ein Fest mit allen Helfern. „Wir haben alle an einem Strang gezogen“, sagt Josef Schröder. „Das war ein schönes Gefühl. Und wir haben gemeinsam die Krise gemanagt.“

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