Technik der ZukunftSo wird auf der Autobahn 44 bei Bedburg autonomes Fahren erforscht

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Auf der A 44 im Autobahndreieck Jackerath herrscht ein hohes Interaktionslevel.

Jackerath/Bedburg – Die elf Masten fallen ins Auge: Wer Bedburg über die Autobahn 61 verlässt und im Kreuz Jackerath auf die A 44 Richtung Kreuz Holz fährt, sieht die Gebilde auf einer Strecke von rund einem Kilometer. Und die Masten wiederum nehmen genau wahr, was Auto- und Lastwagenfahrer machen.

Wissenschaftler mehrerer Institute untersuchen das Fahrverhalten

Aufgestellt wurden sie für ein Projekt von namens ACCorD: AC steht für Aachen, Cor für Korridor und D für Düsseldorf. In dem „Korridor für neue Mobilität“ untersuchen Wissenschaftler der Institute für Kraftfahrzeuge (Ika) und für Straßenwesen (Isac) der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen den Verkehr und erheben dazu Daten. Anonym, wie die Autobahn GmbH betont. Kennzeichen würden nicht erfasst, auch Bilder würden nicht gemacht. Beteiligt sind auch eine Reihe von Unternehmen.

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Einer der elf Masten, die auf einem Abschnitt entlag der Autobahn 44 stehen.

In dem Testfeld wollen die Forscher Erkenntnisse über die Fahrzeugbewegungen sammeln, um daraus Rückschlüsse für autonomes und vernetztes Fahren in der Zukunft zu ziehen – also wenn Fahrzeuge mit wenigen oder gar ohne Eingriffe ihrer Insassen unterwegs sind. Dafür sind die Messstationen mit unterschiedlichen Sensoren ausgestattet – aus dem, was sie aufzeichnen, entsteht ein „digitaler Zwilling“ des Verkehrs.

Die Informationen laufen in einer Datenbank zusammen

„Der Abschnitt auf der Autobahn 44 ist perfekt: Wir haben zwei Auffahrten von der Autobahn, und die Dreispurigkeit ermöglicht viele Spurwechsel und Überholmanöver. Es ist also viel los. Eine schnurgerade Strecke ohne Auffahrten würde uns dagegen weniger bringen“, sagt Projektleiter Laurent Klöker vom Ika.

Die Masten messen und geben Informationen in eine Datenbank: Wann wird zum Beispiel gebremst, wie lange dauert eine Auffahrt auf die Autobahn, und wie groß ist der Abstand zum anderen Auto? Diese grundlegenden Daten gebe es zurzeit noch nicht, sie bildeten nun die Basis für weitere Schritte, teilen die Projektteilnehmer mit. „Wir messen am Tag und in der Nacht, bei gutem und schlechtem Wetter. Auch das fließt mit in die Datensätze an“, sagt Dirk Kemper vom Isac.

Auch Testfahrzeuge sind auf der A44 unterwegs

Auf der Strecke sind auch vernetzte und automatisierte Versuchsfahrzeuge unterwegs: Sie empfangen die Daten auf den Testfeldern in Echtzeit über WLAN oder Mobilfunk, um vorausschauend handeln zu können. Die Autos erhalten also Informationen über die Strecke, die noch vor ihnen liegt, bevor sie diese mit ihrer eigenen Sensorik selbst wahrnehmen können.

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Dirk Kemper (Institut für Straßenwesen, RWTH), Laurent Klöker (Projektleiter, Institut für Kraftfahrzeuge, RWTH) und Jens Ansorge (Autobahn GmbH, v.l.) an einem der Maste. Fotos: Autobahn GmbH

Am Ende soll auch die Autobahn GmbH davon profitieren, um Verkehrsströme besser lenken zu können. „Diese Informationen werden in Zukunft auch für uns relevant sein“, ist sich Jens Ansorge von der Verkehrszentrale Leverkusen sicher. Er und seine Kollegen bedienen die zahlreichen elektronischen Anlagen entlang der Autobahnen, mit denen der Verkehr gesteuert wird. „In Zukunft“ sei dabei ein treffendes Wort, denn auf der fünfstufigen Skala zum autonomen Fahrzeug bewege man sich aktuell auf zwei oder drei, mit eben noch viel Luft nach oben, sagt Ansorge.

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Es gibt noch zwei weitere Testfelder, eines auf der Bundesstraße 56 und eines in Aachen. So sollen auch die Verkehrsflüsse im städtischen und im ländlichen Raum erfasst werden. Das Projektvolumen beträgt 11,11 Millionen Euro, davon kommen 9,57 Millionen Euro aus öffentlicher Förderung.

Weitere Informationen gibt es im hier.

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