Teures WohnenMieten im Rhein-Erft-Kreis seit 2008 um 25 Prozent gestiegen

Lesezeit 3 Minuten
Die Mieten sind auch im Rhein-Erft-Kreis deutlich gestiegen. Bezahlbarer Wohnraum ist insbesondere in zentralen Lagen schwierig zu finden.

Die Mieten sind auch im Rhein-Erft-Kreis deutlich gestiegen. Bezahlbarer Wohnraum ist insbesondere in zentralen Lagen schwierig zu finden.

Rhein-Erft-Kreis – Wohnen ist in den deutschen Ballungszentren zu einer kostspieligen Angelegenheit geworden. Die Immobilienpreise haben in den vergangenen Jahren in den bevorzugten Lagen einen Boom erlebt. Und auch Mieten sind teils kräftig gestiegen. Der Rhein-Erft-Kreis macht da keine Ausnahme. Auch weil in den benachbarten Großstädten Köln und Bonn Wohnraum knapp ist, steigen in den umliegenden Kommunen Nachfrage und Preise.

Laut den Daten des Internetportals „Immobilienscout 24“ legten die Mietpreise bei Neuvermietungen in den  Kommunen des Kreises in den vergangenen zehn Jahren um 25,4 Prozent zu. Spitzenreiter ist Wesseling mit 31,4 Prozent. Doch damit ist die Stadt am Rhein keineswegs die teuerste Adresse des Kreises. Im Gegenteil. Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 7,69 Euro je Quadratmeter belegt Wesseling wie auch Kerpen und Erftstadt (beide 7,14) lediglich einen Platz im Mittelfeld. Deutlich kostspieliger sind Hürth (8,37 Euro), Pulheim (8,36), Frechen (8,34) und Brühl (8,26).

Dabei verraten diese Zahlen aus Sicht Wohnungssuchender nicht die ganze Wahrheit. Denn die Preise bei Neuvermietungen können deutlich höher liegen. In Hürth-Efferen werden im Schnitt schon mehr als elf Euro verlangt, schätzt Achim Leirich, Geschäftsführer des kommunalen Wohnungsunternehmen GWG Rhein-Erft mit Sitz in Hürth. „Das sind etwa drei Euro mehr als noch vor vier Jahren“, sagt der Fachmann.

Nähe und Anbindung zu Köln entscheidend

Grund ist die unmittelbare Nähe Efferens zu begehrten Kölner Wohnlagen. Ohnehin hat die Metropole immensen Einfluss. „Der Immobilienmarkt im Rhein-Erft-Kreis wird von der Dynamik der Großstadt Köln beeinflusst. Dieser Effekt lässt natürlich mit zunehmender Entfernung nach“, erklärt Stefan Kraschl aus dem Research-Bereich der KSK-Immobilien. Die nackte Distanz ist dabei allerdings nicht ausschlaggebend. „Pendler betrachten bei der Wohnungssuche die effektive Fahrtzeit zu ihrer Arbeitsstätte“, sagt er – und die befände sich nun einmal häufig in Köln. Ein guter Anschluss an den ÖPNV oder das Autobahnnetz kann also auch Lagen attraktiv machen, die einige Kilometer weiter von der City entfernt sind. „Was dann entsteht, bezeichnen wir als lokale Preis-Hotspots“, sagt Kraschl. Als Beispiel führt der Immobilienexperte den unmittelbaren Einzugsbereich des Horremer Bahnhofs an.

Aber auch weiche Kriterien können Mieten und die Preise für Wohnungen beeinflussen. Lechenich oder Brühl seien aufgrund ihres belebten historischen Zentrums beliebt. Ein städtebaulich weniger attraktiver Ort wie Wesseling sei indes nicht so stark gefragt. „Objektiv hat aber gerade diese Stadt dank ihrer Infrastruktur und guten Anbindung an Köln  großes Aufholpotenzial“, sagt Kraschl.

Wer im Kreis eine günstige Mietwohnung sucht, wird am ehesten in Bedburg (6,28), Elsdorf (6,33) und Bergheim (6,73) fündig. Dort wohnt man nur halb so teuer wie in den Toplagen der Kölner Innenstadt. Doch der Zuwachs beträgt auch in diesen drei Städten mehr als 20 Prozent innerhalb des vergangenen Jahrzehnts. Selbst unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Inflationsrate von 1,3 Prozent pro Jahr ist das eine stattliche Verteuerung.

Mieter müssen längere Wege in Kauf nehmen

In den Kommunen in direkter Nachbarschaft zu Köln haben die Preise noch stärker angezogen – insbesondere in den vergangenen zwei, drei Jahren. Und das vor allem im Segment günstiger Bestandswohnungen, wie Leirich betont. Doch der GWG-Geschäftsführer glaubt, dass der rasante Anstieg der Mieten bald ein Ende haben wird. „Die Steigerungen werden künftig geringer ausfallen. Denn es ist vielerorts eine natürliche Grenze erreicht. Es gibt schlicht immer weniger Leute, die noch mehr bezahlen wollen oder können.“

Kurzfristig empfiehlt er Wohnungssuchenden, sich nicht nur auf eine bestimmte Lage festzulegen, sondern etwas flexibler zu sein und auch etwas längere Wege zur Arbeit oder zu Freizeitaktivitäten in Kauf zu nehmen. Das erhöhe die Chancen, fündig und damit auch glücklich zu werden.

KStA abonnieren