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„Die Höhle der Löwen“Wesselinger will Restaurant-Abholung nachhaltiger machen

Lesezeit 4 Minuten
Sven Witthoeft

Mehrwegschüsseln aus gut recycelbarem Material stellen Sven Witthöft und seine Mitgründer Restaurants und Kantinen zur Verfügung.

  • Der Wesselinger Sven Witthöft möchte ToGo-Bestellungen im Restaurant nachhaltiger machen.
  • Deshalb hat er mit seinen Partnern im Juni vergangenen Jahres in Köln das Unternehmen „Vytal“ gegründet.
  • Die Jung-Unternehmer waren schon gemeinsam bei „Die Höhle der Löwen“ und erhielten den Zuschlag.
  • Im Gespräch erklärt Sven Witthöft, wie das System funktioniert und welche Pläne er für die Zukunft hat.

Köln/Wesseling – Sven Witthöft ist ein Gründer. Jetzt ist er durch seine Teilnahme an der VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannter als es seiner Frau zunächst lieb war. Witthöft ist in Wesseling aufgewachsen und lebt seit 2014 in Köln. Seine Mission: Weniger Verpackungsmüll und mehr Nachhaltigkeit bei der Mitnahme von Speisen. Seine Lösung: Mehrwegschüsseln, in denen Restaurants, Kantinen oder Cafés ihr Essen, egal ob Salate, Suppen oder Hauptgerichte, zum Mitnehmen anbieten können.

Um sie umzusetzen, gründete er im Juni vergangenen Jahres in Köln das Unternehmen Vytal. Der Kunde nimmt die Schale mit nach Hause und hat zwei Wochen Zeit, um sie wieder bei einem der teilnehmenden Betriebe zurückzugeben. Tut er das nicht, muss er nachträglich zehn Euro zahlen. „Aber das betrifft weniger als einen Prozent der Fälle“, sagt Witthöft.

Der Vorteil des Systems gegenüber dem klassischen Pfandsystem sei die Psyche: Wer schon Pfand gezahlt habe, der habe das ausgegebene Geld schon abgehakt und sei weniger motiviert, etwas zurückzugeben, als der, der erst zahlen müsse, wenn er etwas nicht zurückgegeben habe. Als Beispiel führt Witthöft die Pfandflaschen an, die sich bei vielen Menschen zu Hause türmen.

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Vytal: Schale kann mindestens 200 mal genutzt werden

„Bereits ab der elften Befüllung ist die Schale ökologischer als Einweggeschirr“, betont der 31-Jährige. Mindestens 200-mal könne die Schale aus besonders gut recycelbarem Kunststoff, die in den Niederlanden hergestellt werde, genutzt werden. Mittlerweile zählen bereits vier unterschiedliche Schalen, eine Sushi-Verpackung und ein Kaffeebecher zum Sortiment der Firma Vytal.

Von seiner Idee konnte Witthöft in der Sendung „Höhle der Löwen“ auch Georg Kofler überzeugen. Der Unternehmer investierte zuletzt 450.000 Euro in 12,5 Prozent der Firmenanteile.

Das Interesse an nachhaltigen und gesellschaftlichen Themen hatte der Familienvater Sven Witthöft schon zu Schulzeiten. 2008 hat er am St.-Ursula-Gymnasium in Brühl sein Abitur gemacht und als Schüler an internationalen Gesprächsrunden zu diesen Themen teilgenommen. Bevor er als Unternehmensberater in Köln anfing, hat er in Mannheim Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit studiert und danach in Paris seinen Master gemacht. In Köln lernte er auch die beiden Mitgründer von Vytal, Tim Breker und Fabian Barthel, kennen.

Köln: Vytal hat bereits mehr als 30 Mitarbeiter

„Ich dachte immer, es wäre schön, ein eigenes Unternehmen zu haben. Aber mir fehlte die Idee“, erzählt der 31-Jährige. Als er im Juni vergangenen Jahres seinen Job gekündigt habe, sei der „Deal“ mit seiner Frau eigentlich gewesen, nach den 60-bis 70-Stunden-Wochen als Unternehmensberater erst einmal weniger zu arbeiten. „Das hat nicht so ganz geklappt“, gibt er lachend zu. „Aber ich bin jetzt viel flexibler. Kann tagsüber mit meiner Tochter spazieren gehen und telefonieren, wenn sie schläft. Und die Firma ist ja auch mein Baby.“

Mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Vytal bereits. Das Unternehmen kooperiert mit mehr als 300 Restaurants, Kantinen und Lieferdiensten in den 20 größten Städten in Deutschland. Im Rhein-Erft-Kreis gibt es die Mehrwegschüsseln schon bald in der Kantine des Wesselinger Chemiewerks Evonik. Für die Anbieter ist die Schale bis auf eine Einrichtungsgebühr kostenfrei. Sie zahlen erst etwa 20 Cent pro Schale an Vytal, wenn darin auch Essen ausgegeben wurde.

Vytal: Die Corona-Krise spielte den Gründern in die Karten

Für die Kunden ist die Nutzung der Mehrwegschale in der Regel noch freiwillig, aber immer kostenfrei, solange sie zurückgegeben wird. „Bis ich meine Familie von den Gewinnen aus Vytal ernähren kann, ist es noch ein langer Weg. Zurzeit wollen wir einfach wachsen, auch international, um den Verpackungswahnsinn zu beenden. Jedes Restaurant, das mitmacht, kostet erstmal Geld. Die Schalen finanzieren wir ja vor“, sagt Witthöft.

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Deshalb kam die Finanzspritze von Georg Kofler gerade recht. 90.000 Euro haben die Gründer schon aus eigener Tasche investiert. Die Corona-Pandemie habe ihnen ziemlich gut in die Karten gespielt: Weil mehr Leute Essen aus den Restaurants mitgenommen hätten, sei das Bewusstsein für das Müllproblem größer geworden. „Und auch wenn Gastronomen ihren Fokus nicht auf Nachhaltigkeit legen, sparen sie durch uns Geld für Verpackungen.“

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite von Vytal.

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