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Familie flüchtete aus Krieg nach WesselingUkrainisches Baby in Brühl geboren

Lesezeit 4 Minuten
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Oleksandra kam am 16. Mai zur Welt und lebt mit ihrer Familie in Wesseling.

Wesseling – Kleine Wunder gibt es auch in schweren Zeiten. So hat es wohl die Ukrainerin Diana P. empfunden, als am 16. Mai ihr Baby geboren wurde. Nicht in der vom Krieg gezeichneten Ukraine, sondern hier in Deutschland, genauer gesagt im Brühler Krankenhaus.

Jetzt lebt die kleine Oleksandra, inzwischen fast vier Wochen alt, mit ihrer Familie in Wesseling. Oleksandra ist in Wesseling das erste ukrainische Neugeborene in einer Geflüchtetenfamilie, wie die Stadt Wesseling bestätigt.

Der Weg von der Ukraine nach Deutschland war nicht einfach

„Ich bin froh, dass wir hier in Sicherheit sind, vor allem wegen der Kinder“, so die Ukrainerin, die ihren Familiennamen nicht vollständig in der Zeitung veröffentlichen möchte. Eine Übersetzerin betreut die Familie und hilft bei Behördengängen.

„Der Weg nach Deutschland war nicht einfach“, so die 30-Jährige. Seit dem 31. März ist die Familie in Deutschland. Zuerst sei sie in Köln untergekommen, dann in Wesseling. Hier hätten sie jetzt das große Glück, privat in einer Wohnung leben zu können. Auch ihr Ehemann sei in Deutschland, da er als Saisonarbeiter schon vor dem Krieg hier gewesen sei, sagt Diana P.

Diana P.: „Meine Tochter hatte Angst vor dem Bombenalarm“

„Wir kommen aus dem Westen der Ukraine. Da war es sozusagen noch ruhig, anders als in anderen Teilen des Landes.“ Während sie ihre Geschichte erzählt, läuft Diana P. langsam auf und ab. Sie hat das Neugeborene auf dem Arm und wiegt es sanft hin und her. Die kleine Oleksandra liegt ruhig in den Armen ihrer Mutter, hin und wieder kommt ein leises Quietschen von ihr, doch ansonsten scheint sie ganz zufrieden zu sein.

Die Wohnung, in der die Familie in der Innenstadt wohnt – neben Oleksandra ist auch noch die zehnjährige Tochter Natalia dabei – ist spärlich eingerichtet. Bei vielen Möbeln handelt es sich um Spenden.

„Ich habe noch bis zum letzten Moment gedacht, ich fahre nicht weg“, erinnert sich die Mutter. „Doch unser Onkel, der in der Nähe wohnte, wollte, dass wir das Land verlassen.“

Zehnjährige Natalia wird in der Schule von allen akzeptiert

Als die Familie immer wieder in den Bunker musste, habe sie entschieden zu gehen. „Es gab auch ständig Bomben- und Fliegeralarm, und davor hatte Natalia große Angst“, berichtet die Mutter. Die zehnjährige Natalia sitzt auf dem Bett neben ihrer kleinen Schwester und nickt.

Sie gehe in Wesseling bereits zur Schule, in die vierte Klasse der Goetheschule. „Alle Kinder akzeptieren mich und helfen mir. Ich fühle mich sehr wohl“, sagt Natalia. Nach den Sommerferien soll sie das Käthe-Kollwitz-Gymnasium besuchen. In der Schule finde der Unterricht auf Deutsch statt. „Ich spreche noch nicht gut Deutsch.

Familie zahlte 500 Euro für den Transport nach Deutschland

Aber die Aufgaben, die ich bekomme, sind so verständlich, dass ich sie trotzdem gut bearbeiten kann“, sagt Natalia. In den Parallelklassen gebe es weiter andere Kinder, die ihr beim Übersetzen helfen.

Die Familie sei über Polen nach Deutschland gereist, erzählt Natalias Mutter. Ukrainer hätten die Transporte teilweise organisiert. Die Familie musste für die Reise von Polen nach Deutschland rund 500 Euro zahlen.

Hilfsbereitschaft in Wesseling ist groß

In Wesseling bekommt die die junge Familie viel Hilfe von Freiwilligen. Eine davon ist Barbara Dewald, Inhaberin von Dewalds Gemüseladen am Kronenweg. Sachspenden für Geflüchtete aus der Ukraine sammelt sie privat, über die sozialen Medien im Internet oder einen Aushang in ihrem Laden.

„Oleksandra hat den Kinderwagen meines Enkels bekommen“, erzählt Dewald. Zudem hat sie eine Wickelkommode für das neugeborene Baby organisiert. „Mir ist es wichtig, dass die Hilfe weitergeht“, sagt Dewald. Denn die Geflüchteten aus der Ukraine bräuchten weiterhin ganz alltägliche Dinge wie eben Kinderwagen, Schränke, Möbel oder auch Bügeleisen.

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Wie es bei Familie P. weiter gehe, sei noch nicht sicher. „Ich stehe irgendwie zwischen allem“, sagt Diana P. „Einerseits will ich wieder nach Hause, andererseits will ich bleiben. Es ist so viel wert, dass Natalia hier gut angekommen ist und sich wohlfühlt.“ Die 30-Jährige atmet noch einmal tief durch. „Aber vor allem wünsche ich mir, dass der Krieg endet.“

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