Gottes HäuserErziehungsratschläge auf den Fenstern

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Die Kirche wurde 1859 erbaut und birgt im Inneren viele Besonderheiten.

Die Kirche wurde 1859 erbaut und birgt im Inneren viele Besonderheiten.

Wesseling – „Entziehe dem Kinde die Züchtigung nicht. Schlägst du es mit der Ruthe, so wird es davon nicht sterben und du wirst seine Seele vor der Hölle erretten.“ Diese Inschriften stehen auf den prachtvollen farbigen Fenstern der katholischen Kirche in Berzdorf liest. Sie zeugen vom Erziehungsstil des 19. Jahrhunderts und kommen dem heutigen Leser befremdlich vor –zumal an einer Kirche die den „Schmerzhafte Mutter“ trägt. Doch dies ist nicht die einzige Besonderheit, wie ein Rundgang mit dem Heimatkundler Wolfgang Drösser zeigt. Der Brühler Heimatforscher und Redaktionsmitglied der Wesselinger Heimat- und Gesichtsblätter hat sich intensiv mit der Geschichte der Berzdorfer Kirche befasst.

„Schmerzhafte Mutter“ heißt die Kirche nicht wegen der im Inneren befindlichen Marienstatue, die aus dem Jahr 1649 stammt und von einem unbekannten Künstler aus Köln geschaffen wurde. Die Pieta, die Darstellung der Maria mit dem vom Kreuz genommenen Jesus auf den Knien, war zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ein beliebtes Motiv, erläutert Drösser. „Mit der leidenden Maria konnte man sich in diesen Kriegszeiten gut identifizieren“, so Drösser.

Pieta aus der Vorgängerkirche

Die Pieta stand auch schon in der Vorgängerkirche, die nur wenige Meter von der heutigen Kirche auf dem Platz der heutigen Priestergräber gestanden hat. Die alte Kirche war viel kleiner, sie fasste nur ein Bruchteil der Personenzahl, die in die neue Kirche hineinpassen. „Vielleicht 160 Personen“, sagt Wolfgang Drösser.

Die neue Kirche wurde Mitte des 19 Jahrhunderts gebaut. Hauptsponsor war ein Dr. Horst, der eigentlich eine Lungenheilstätte in Berzdorf habe errichten wollen und dafür 7000 Taler spendete. Das allein aber reicht noch nicht, so dass der damalige Pfarrer mit der Sammelbüchse für den Kirchenbau umherging, bis das nötige Geld zusammen war. Als Dank durften sich die Sponsoren auf den Kirchenfenster verewigen lassen. So auch die Berzdorfer Schulkinder, die sich auf dem Fenster bedanken: „Aus Dankbarkeit für die Gnaden der heilige Tauf und der ersten heiligen Kommunion – die Schulkinder von Berzdorf von 1885.“

Schon im 13. Jahrhundert war Berzdorf eine Pfarre im Eigentum des Kölner Gereonsstiftes. Der Neubau entstand 1856 nach den Plänen des Kölner Baumeisters Heinrich Nagelschmidt. „Es ist ein typisch neugotischer Bau“, sagt Drösser. Das heißt, es dominieren Spitzbögen, sowohl bei den tragenden Pfeilern als auch bei den Fenstern.

Ein Beitrag über die Berzdorfer Kirche befindet sich in dem Heft „Wesseling in seinen Denkmälern“, herausgegeben vom Verein für Orts- und Heimatkunde, 1989. Darin der Beitrag von Wolfgang Drösser: Kirche, Kapellen und Kreuze in Berzdorf

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