Historische Foto-AusstellungAls in Keldenich noch Wein angebaut wurde

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Keldenich lebte früher von der Landwirtschaft und war bis 1935 ein eigenständiger Ort.

Keldenich lebte früher von der Landwirtschaft und war bis 1935 ein eigenständiger Ort.

  • Josef Recht hat für eine Fotoausstellung viele historische Bilder zusammengetragen. Wussten Sie, dass bis Ende des 18. Jahrhunderts Wein in Keldenich angebaut wurde oder dass es ein Rittergut gab?

Wesseling – Versunken blieben viele Besucher vor den Fotografien in der städtischen Galerie des Schwingeler Hofs stehen. „Das ist doch – ja richtig – die alte Talmühle am Entenfang. Genau dort, wo der Dikopsbach in den Entenfang fließt, hat sie früher gestanden.“ Doch nur noch wenige Keldenicher erinnern sich an das alte Schmuckstück, das Ende der 60er-Jahre trotz erheblichen Bürgerprotests abgerissen wurde.

Wie ein Spaziergang durch das alte Keldenich hat der Wesselinger Ehrenbürger Josef Recht die Ausstellung „Keldenich – gestern, heute, morgen“ angeordnet. Dazu hat er mehr als 280 Bildtafeln mit alten Fotografien und Texten gefertigt. „Hier ist die Entwicklung Keldenichs beginnend um 1800 bis ins Jahr 2019 nachvollziehbar“, erklärte das ehemalige CDU-Ratsmitglied.

Vier markante Höfe

Um 1800 hätten gerade einmal 250 Menschen in Keldenich gelebt – die meisten arbeiteten in der Landwirtschaft. „In Keldenich gab es vier markante Höfe“, berichtete er. Sogar ein Rittergut habe es gegeben, den sogenannten Stapelhof. Doch auch dieser verschwand und wurde während der Erweiterung der Rodenkirchener beziehungsweise Eichholzer Straße 1967 abgerissen. Wesentlich früher wurde der alte Zehnthof, ein Weingut, abgerissen.

Eine Fronleichnamsprozession durch die Schulstraße in den 50er-Jahren in Keldenich.

Eine Fronleichnamsprozession durch die Schulstraße in den 50er-Jahren in Keldenich.

„Ja, in Keldenich wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts noch Wein angebaut, bis die Reblaus den Anbau zerstörte“, berichtete Recht. Das Weingut sei bereits 1910 abgerissen worden. „Der alte Weinkeller ist aber bis heute erhalten.“ Stundenlang könnte Recht über die Entwicklung Keldenichs berichten. Zum Beispiel darüber, dass Keldenich am 1. Oktober 1935 per Verordnung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz in die Gemeinde Wesseling eingegliedert wurde. Tatsächlich war Keldenich seit der Preußenzeit von 1816 bis 1932 eine selbstständige Gemeinde der Bürgermeisterei Hersel im Landkreis Bonn, von 1932 bis 1935 im Amtsverband Wesseling im Landkreis Köln.

Josef Recht zeigt, wie es im Wesselinger Ortsteil Keldenich früher ausgesehen hat. Er hält auch Vorträge zur Ortsgeschichte.

Josef Recht zeigt, wie es im Wesselinger Ortsteil Keldenich früher ausgesehen hat. Er hält auch Vorträge zur Ortsgeschichte.

„Da hat meine Cousine gewohnt“, rief eine Besucherin, als sie die Fotografie der Baracken, ehemaliger Notunterkünfte, im Loch an der Eichholzer Straße am heutigen Kirmesplatz sah. Weitere Notunterkünfte gab es am Fuchsweg. Doch auch die sind schon lange aus der Landschaft verschwunden. Thematisiert hat Recht auch die alte Schillerschule. Einem ersten Schulhaus folgte 1820 ein neues Gebäude mit Lehrerwohnung an der Schulstraße/Ecke Oberdorfstraße. Bis 1836 habe dort der Sohn des Keldenicher Müllers, Lehrer Josef Schmitz, die Kinder in einer Klasse unterrichtet. Erst 1895 sei eine zweite Klasse eingerichtet worden. 1903 erfolgte ein weiterer Schulneubau, diesmal sogar mit staatlichen Zuschüssen.

Ergänzend zu der Ausstellung lädt Josef Recht zu Fachvorträgen ein. Der nächste Vortrag steht unter dem Thema „Keldenich wird Stadt“. Dieser findet am kommenden Freitag, 18. Januar, ab 18 Uhr in der städtischen Galerie in Wesseling statt. Noch einmal lädt Josef Recht dann für Freitag, 25. Januar, ab 18 Uhr zum Vortrag ein. Dann geht es um die Pfarrkirche St. Andreas. Die Ausstellung in der städtischen Galerie ist jeweils von 15 bis 18 Uhr immer samstags und sonntags noch bis zum 27. Januar zu sehen.

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