„Noch nicht 100 Prozent“So gehen Rhein-Siegs Kliniken mit der Impfpflicht um

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Pflegekräfte in Kliniken, Altenheimen und Pflegediensten müssen sich bis Mitte März gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn sie ihren Job behalten wollen.

Pflegekräfte in Kliniken, Altenheimen und Pflegediensten müssen sich bis Mitte März gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn sie ihren Job behalten wollen.

Rhein-Sieg-Kreis – Um die allgemeine Corona-Impfpflicht wird noch gerungen, für Beschäftigte in Pflege- und Gesundheitsberufen gilt sie aber schon. Wer bis zum 15. März keinen Immunitätsnachweis vorlegen kann, genesen ist oder sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, darf nach dem Stichtag nicht mehr in der Pflege beschäftigt werden. Was heißt das für Pflegedienste, Kliniken und Altenheime im Rhein-Sieg-Kreis?

Viele weitere Impfungen, als Pflicht beschlossen wurde

„Wir haben 100 Prozent noch nicht erreicht“, gab Reinhold Feistl Auskunft, der Geschäftsführer der DRK-Pflegedienste Rhein-Sieg/Rhein-Berg. „Aber wir sind nah dran.“ Zunächst hätten sich rund 80 Prozent der etwa 260 in der Pflege Beschäftigten für eine Impfung entschieden, dann sei die Quote nach und nach noch weiter gestiegen, nicht zuletzt dank intensiver Information durch die Arbeitsmediziner.

„Es gab noch mal einen Schub, als die Impfpflicht in Sicht kam“, berichtete Feistl, inzwischen liege die Quote bei 98 Prozent. Aber „wir haben in der Tat Mitarbeitende, die nach dem 31. März nicht mehr eingesetzt werden können“. Verständnis hat Feistl nicht für die Impfverweigerung, „weil wir ja Menschen schützen müssen“. Ohne Impfzeugnis „ist es in der Pflege dann vorbei“, zumal sicher niemand eine ungeimpfte Kraft beschäftigen werde.

Für die Kunden werde sich wohl nichts ändern: „Wir können unsere Dienste aufrecht erhalten, alle Patienten versorgen.“ Gleichwohl „tut uns jeder weh“, der den Verband verlasse. Für alle seine Angebote suche das Rote Kreuz in der Region Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für „eigentlich alles“.

Klinik-Leitung will mit Ungeimpften  „in den Dialog gehen“

Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten der beiden GFO-Kliniken in Troisdorf sind vollständig geimpft, hinzu kommen einige Genesene oder Mitarbeitende, die sich aus medizinischen Gründe nicht impfen lassen können. Mit den übrigen will die Leitung laut Sprecherin Marike Herbig „noch einmal in den Dialog gehen“, um Bedenken auszuräumen. „Unser Ziel ist es, möglichst wenige auf diesem Weg zu verlieren.“ Schließlich sei die Situation in der Pflege schon lange angespannt.

Einige Mitarbeitende hätten das Haus bereits verlassen, andere sich arbeitssuchend gemeldet. Welche Konsequenzen die Impfpflicht habe, werde sich aber wohl erst nach dem Stichtag im März zeigen, so Herbig. Kolleginnen und Kollegen, die das Haus verlassen, „hinterlassen eine Lücke, die gefüllt werden muss“. Das sei nicht leicht angesichts des leer gefegten Arbeitsmarkts für Pflegepersonal.

Information und Beratung als Schlüssel

Nach Auskunft von Julian Müller, Mitglied des Vorstands im Johanniter-Regionalverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen, ist von den Mitarbeitenden in Rettungsdienst und Pflege nur noch ein „sehr geringer Prozentsatz“ nicht geimpft. Information, Beratung und Expertengespräche und gezielte Impfangebote hätten dazu geführt, dass „schon früh im Jahr“ die allermeisten von der Impfung überzeugt gewesen seien. Müller hält es für wahrscheinlich, dass sich die meisten Beschäftigten, die noch nicht geimpft sind, noch dazu entschließen werden.

„Noch ist ja ausreichend Zeit zu handeln.“ Wer am 15. März den Nachweis nicht erbringen könne, der könne nun einmal nicht mehr beschäftigt werden. Man bemühe sich im Gespräch mit den Mitarbeitenden um Lösungen. Zugleich zeigte sich Müller überzeugt, dass nur „eine allgemeine Impfpflicht und Solidarität aller dabei helfen, die Pandemie gemeinsam zu überwinden“.

Hohe Impfquote im Caritas-Verband

Adelheid Paas, Bereichsleiterin Pflege im Caritas-Verband Rhein-Sieg, berichtete, es habe von Anfang an eine hohe Impfquote gegeben. Gleichzeitig mit den Bewohnern der Altenheime Haus Elisabeth in Niederkassel und Helenenstift in Hennef hätten sich früh schon sehr viele der Beschäftigten impfen lassen. „Wenn impfen, dann alle“, sei hier stets die Devise gewesen. Auch Mitarbeitende aus der Küche oder Putzkräfte, die im Regelfall keinen direkten Kontakt zu Bewohnern haben, seien einbezogen worden.

„Es sieht in beiden Häusern gut aus“, sagte Paas. Probleme mit der Versorgung der Bewohner erwarte sie nicht. Welche Konsequenzen eine weitere Impfablehnung hat, „wissen eigentlich alle, sie müssen sich jetzt entscheiden“. Sie geht davon aus, dass einige der Zögerlichen nun doch noch auf die veränderte Situation reagieren werden. „Ein paar haben gesagt, dass sie schon den ersten Impftermin haben.“

Mawis Care in Hennef zuversichtlich

Für den Pflegedienst Mawis Care in Hennef sei der 15. März kein problematisches Datum, denn alle zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien geimpft und geboostert, erklärte Pflegedienstleiterin Pamela Brandt auf Anfrage. „Alle waren zum Impfen bereit, da musste der Arbeitgeber gar nicht tätig werden.“

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Frank Zeiske vom Mucher Pflegedienst hat hingegen in den vergangenen Monaten wiederholt mit seinen Angestellten über die Impfung gesprochen – mit Erfolg: Von den 26 Männern und Frauen, die für den Mucher Pflegedienst arbeiten, sind lediglich drei noch nicht geimpft. Ob diese sich noch zu einer Immunisierung entschließen können, weiß er nicht.

Aber eines sei klar: „Jetzt ist Ende“, so Zeiske, der selbst in der Pflege gearbeitet hat und seit 2006 selbstständig ist. Schließlich „weiß jeder, wie die Gesetzeslage ist“. Die Pflegekräfte – acht Männer und nur drei Frauen – seien alle geimpft. Auch in der hauswirtschaftlichen Hilfe würden die 170 Kunden keine Einbußen hinnehmen müssen. „Wir sind der einzige Pflegedienst in NRW, der ausreichend Personal hat“, berichtete Frank Zeiske stolz. Einige der Beschäftigten seien schon lange bei ihm angestellt, drei examinierte Pflegekräfte habe er selbst ausgebildet.

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