Abo

„Unglaubliche Hilfsbereitschaft“Sturm und Flut richten schweren Schaden in Hennef an

Lesezeit 4 Minuten
Unwetter Zerstörung Hennef

Schwere Schäden rund um ein Haus im Hennefer Stadtteil Lanzenbach

Rhein-Sieg-Kreis – Aufräumen nach dem Unwetter. Auch wenn nach Angaben der Stadt Hennef niemand verletzt wurde, sind die Folgen des Unwetters verheerend. Am Samstag mussten Anwohner und Feuerwehren Wasser, Schlamm, Geröll und angeschwemmten Unrat sowie durchweichte Einrichtungsgegenstände aus Häusern, Gärten und Straßen entfernen. Die am Samstagmittag von der Stadt in den besonders betroffenen Gebieten aufgestellten Container waren sofort voll.

465 Kubikmeter Müll waren zusammengekommen, ein Vielfaches mehr muss noch entsorgt werden. Doch die Anwohner müssen sich gedulden: In Hennef oder der Region seien auf die Schnelle keine weiteren Container zu bekommen, teilte Stadtsprecher Dominique Müller-Grote mit, auch das Abholen der vollen Container sei nicht sofort möglich. Sobald möglich werde der Müll abgefahren und und leere Container bereitgestellt.

530 Einsätze allein in Hennef wegen des Unwetters

530 Einsätze hatten die Feuerwehren, die aus dem ganzen Rhein-Sieg-Kreis der Hennefer Wehr zu Hilfe kamen, in der Nacht. Anwohner wehrten sich mit Besen und Schaufeln gegen die braune Brühe, die über Fahrbahnen und Bürgersteige hinweg in die Häuser schwappte. Im Ortsteil Lanzenbach wälzten sich bis zu 1,5 Meter hohe Fluten durch Wohnhäuser.

In Edgoven mussten die Freiwillige Feuerwehr sowie das Technische Hilfswerk einen abrutschenden Hang sichern. 450 Helfer unter der Leitung von Stadtbrandinspektor Markus Henkel waren im Einsatz. Und auch am Samstag mussten sie wieder ran: Keller mussten leergepumpt werden, zum Teil gab es massive Schäden an den Häusern und den Straßen.

Die L 331 vom Hennefer Zentrum bis Söven wurde vom Wasser so stark beschädigt, dass sie wohl auf einem Teilabschnitt saniert werden muss, teilte die Stadt Hennef mit. Die Landesstraße wird zunächst gesperrt bleiben; auch die überflutete Unterführung Theodor-Heuss-Allee bleibt bis auf weiteres unpassierbar. Wie im Wildwasserkanal waren nach dem Gewitter Schlamm und Wasser in die Senke unterhalb der Bahnlinie geschossen, innerhalb weniger Minuten glichen das Areal sowie die umliegenden Straßen einer braunen Seenlandschaft.

Die Pumpe in der Unterführung war diesen Wassermassen nicht gewachsen und in den Fluten untergegangen. Sie muss erneuert werden. Die Kita in Edgoven bleibt zunächst geschlossen, sie wurde ebenfalls vom schlammigen Wasser überschwemmt. Die nach einem Hangrutsch zwischen Allner und Bröl gesperrte B 478 wurde am Samstagnachmittag wieder freigegeben. Der Landesbetrieb Straßenbau hatte sie mit schwerem Gerät freigeräumt. In Lohmar war durch die heftigen Regenfälle ein Teil des Lärmschutzwalls an der A 3 abgerutscht.

Nachbarn helfen sich gegenseitig in Unwetter-Nacht

Viel Nachbarschaftshilfe gab es in der Unwetternacht und am Samstag. So rettete in Edgoven, wo sich eine Wasser-Schlammlawine die Ergometer Straße herunter wälzte, Edmund Heller, Vorsitzender des Bürgervereins Lanzenbach, in letzter Minute einen Ziegenbock und zwei Ziegen aus einem Stall. Auch in Königswinter-Oberpleis und Uthweiler, wo das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch auf der Straße stand, unterstützten Anwohner mit Pumpen und Traktoren die Feuerwehr. 110 Feuerwehrkräfte aller acht Einheiten im Stadtgebiet waren hier im Einsatz, im Gewerbegebiet „In der Brückenwiese“ wurden mehrere Betriebe und ein Baumarkt überflutet.

Die Ortsdurchfahrt Uthweiler war nicht mehr passierbar. Mehrere Fahrzeuge fuhren sich im hohen Wasser fest, einige erlitten Motorschäden. Auch viele Keller liefen voll, Gartenanlagen und Straßen wurden unterspült, Bäume entwurzelt, Mülltonnen und Geröll fortgerissen. Die Gullideckel hoben sich. Teils stand das Wasser zwei Meter hoch in den Wohnräumen. Mehrere Einheiten waren bis zum Samstag damit beschäftigt Wasser, aus Kellern zu pumpen und Straßen wieder passierbar zu machen. Mit eigenen Pumpen halfen sich viele Nachbarn untereinander. Landwirte unterstützten mit Traktoren und räumten Geröll von den Straßen.

Der Hof von „Wurstmichel“ Michael Dahm Junior wurde komplett überflutet. Die dort gelagerte Ware kann nur noch entsorgt werden. Am Abend pumpte ein privat organisiertes Kanalfahrzeug einen Teil des Wassers bereits ab, am Samstag kamen Nachbarn und Freunde mit Gummistiefeln und Schaufeln, ein Landwirt pumpte den Schlamm aus den überschwemmten Gebäuden in einen Gülle-Anhänger. Eine „unglaubliche Hilfsbereitschaft“ habe er erlebt, sagte Dahm Junior:  „Phänomenal!“ (mit rok)

KStA abonnieren