1200 KilometerRuth Römer ist für das Radwegnetz im Rhein-Sieg-Kreis zuständig

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Ruth Römer ist im Rhein-Sieg-Kreis für das Radwegenetz zuständig.

Rhein-Sieg-Kreis – „Das fährt sich wie ein ganz normales Fahrrad.“ Ruth Römer strampelt mit dem großen Lasten-Pedelec über die Schotterstrecke und legt sich leicht in die Kurve. Die Radwegemanagerin des Kreises freut sich, wieder mal in die Pedale treten zu können. Mit dem Doppel-Akku schafft das Gefährt mit dem großen Vorbau gut 120 Kilometer. Das reicht bei weitem nicht für das Radwegenetz von mehr als 1200 Kilometern, das Aufgabengebiet der Sportwissenschaftlerin.

Einer ihrer wichtigsten Jobs ist die Koordination der 90 Wegepaten und -patinnen, die jeweils etwa 20 Kilometer betreuen. Sie radeln regelmäßig über die Alltagswege des Radverkehrsnetzes und über die Wege der Radregion Rheinland, die allein gut 700 Kilometer ausmachen.

Die Botschafter und Botschafterinnen melden ihr, wenn es Probleme gibt. So erhielt Ruth Römer die Information, dass ein Radweg genau auf einer Bundesstraße verlaufe. Da muss umgeplant werden. In Troisdorf ist die „Zielwegweisung“ irreführend. Sind an einer Stelle 22 Kilometer bis Köln ausgewiesen, muss der Biker eine Weile ohne Schilder auskommen, bis er plötzlich den Hinweis bekommt, dass es bis zur Domstadt noch fünf Kilometer sind. „Das muss überdacht und überarbeitet werden“, skizziert sie einen Aspekt ihrer Arbeit. Vieles lässt sich so auf dem kurzen Dienstweg ausbessern. Gerade Reparaturarbeiten auf dem Weg selbst konnten innerhalb einer Woche erledigt werden.

„Es gibt jetzt gute Förderungen, bis zu 90 Prozent“, erklärt sie. Doch an vielen Stellen ist noch gar nichts geplant, dabei muss es bis 2023 erledigt sein. Der Kreis hat inzwischen zwei Ingenieure für die Planung des Radwegebaus eingestellt. Viele Interessen müssen abgewogen werden. Der Natur- und Umweltschutz hat ebenso ein Wörtchen mitzureden wie die Polizei. In Neunkirchen-Seelscheid hat sie gerade eine solche Planung begleitet, an deren Ende eine viel befahrenen Straße nur noch einmal statt bisher öfter gequert werden muss.

Nächster Schritt: Planung von neuen Routen

Ruth Römer ist in Leipzig aufgewachsen, lebt jetzt in Köln. In beiden Städten ist Radfahren ein wichtiges Thema. Nach ihrem Studium war sie in Bonn beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub tätig, später in Dortmund arbeitete sie mit Flüchtlingen. Beim Aachener Verkehrsverbund betreute sie Car- und Bikesharing. Derzeit macht sie im Fernstudium noch ihren Master in Verkehr und Mobilität.

Die Radwegebeschilderung räumt sie derzeit auf. Ihre Stelle ist auf zwei Jahre befristet, 3200 Standorte für zwei bis sechs Schilder gibt es im Kreis. „Geschätzt sind das insgesamt 7500.“ 120 Mängel hat sie schon beseitigt, 120 stehen noch aus, und es werden täglich mehr. Mal ist die Zielführung falsch, mal fehlt ein Schild oder ein Standort dafür, mal ist das benötigte Exemplar nicht vorrätig. Inzwischen hat sie Pfeilwegweiser auf Folie umgestellt, das ist günstiger und flexibler.

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Die Planung neuer Routen ist ein nächster Schritt. Dabei will sie auf die Kenntnisse der Wegepatinnen zurückgreifen und sich selbst ein Bild von der Lage machen. Streckenführungen nur über das Kataster zu machen sei die falsche Herangehensweise. Sie hat auch schon Routen gesehen, bei denen die Beschilderung komplett vertauscht war. Da hatten Ingenieurbüros vom Schreibtisch aus entwickelt.

Die Gespräche mit den Kommunen sind ihr wichtig, die kennen ihr Revier. „Nicht immer ist die Kreisroute besser.“ In Sankt Augustin weist das Radwegenetz die B 56 aus, lokal läuft ein Weg an der S 66 entlang und ist sicherer. Ihre persönlichen Kontakte haben schon geholfen, dass manches schneller funktioniert.

Ihr Ziel es, alle Radwege mal abzufahren. Doch Ruth Römer bedauert: „Leider komme ich weniger raus als gedacht.“ 

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