Bahnhof Siegburg/BonnPolitiker sauer wegen gestrichener ICE-Stopps

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Schnellzüge am Siegburger ICE-Bahnhof. Vier Stopps fallen hier jedoch weg - sehr zum Ärger der Pendler und der Politik.

Schnellzüge am Siegburger ICE-Bahnhof. Vier Stopps fallen hier jedoch weg - sehr zum Ärger der Pendler und der Politik.

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Neue Fakten hatte die Deutsche Bahn (DB) AG nicht im Gepäck, als ihre Fachleute am Mittwochabend vor der gemeinsamen Sitzung der Planungs- und Verkehrsausschüsse der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises im Bonner Stadthaus Stellung bezogen zu Fragen der Politiker bezüglich der Angebotsänderungen am ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn. Und so kam es wegen der vier wegfallenden Stopps der neuen ICE-4-Züge zu einem Schlagabtausch zwischen beiden Seiten – geprägt von der Sorge der Kommunalpolitiker, die Region könne aufs Abstellgleis geschoben werden, und der Versicherung der Bahn, an der „Erfolgsstory ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn“ auch „in der langfristigen Planung“ festzuhalten.

Karlheinz Breitenbach von der DB Fernverkehr AG bat gleich zu Anfang um Verständnis dafür, „dass wir unser Angebot an den Mobilitätsbedürfnissen der Mehrheit der Fahrgäste orientieren“; möglichst viele Menschen sollten für den Umstieg auf die Bahn gewonnen werden. Da liege es „in der Natur der Sache, dass nicht immer alle Interessen berücksichtigt werden können und einzelne Halte entfallen müssen“. Das sei eine Entscheidung „im Sinne der reisenden Mehrheit“, aber keine Ablehnung der hiesigen Region.

Das sehen die Politiker doch ein wenig anders. Sie sind verärgert, weil der neue ICE 4 – er hat zwar mehr Plätze als der eigens für die Rhein-Main-Strecke entwickelte ICE 3, fährt aber mit 250 km/h um 50 langsamer – die auch für Pendler sehr wichtige Strecke nicht so schnell bedienen kann wie sein Vorgänger. Das führt zu dem Verzicht auf die vier Stopps.

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„Warum“, wollte Rolf Beu (Grüne, Bonn) von der Bahn wissen, „kaufen Sie nicht zehn oder 20 neue ICE 3?“ Für diese sei ja schließlich damals aus Steuermitteln die milliardenschwere Neubaustrecke gebaut worden, ausgerichtet auf ein Tempo von 300 Stundenkilometern. Das liege wohl daran, dass der ICE 4 drei Millionen Euro günstiger sei als der ICE 3 (den die Bahn jetzt unter anderem zwischen Berlin und München einsetzt), mutmaßte Beu – eine Aussage, die Breitenbach nicht bestätigen mochte. Er sagte, dass die Bahn für sechs Milliarden Euro 120 ICE-4-Züge anschaffen wolle. Wie Beu forderte auch Oliver Krauß (CDU, Rhein-Sieg-Kreis) ein bedarfsgerechtes Angebot für die Wachstumsregion Bonn/Rhein-Sieg, die sich Menschen auch mit Blick auf diese Bahninfrastruktur bewusst als Wohnraum ausgesucht hätten.

Verkehrsträger der Zukunft

Der Konzernbevollmächtigte der DB für NRW, Werner Lübberink, ging seinerseits auch mit der Politik ins Gericht. Jahrelang habe es bei Bund, Land und Kommunen Stillstand gegeben und kein Geld für von der Bahn gewünschte zusätzliche Züge, sagte er. Jetzt, da die Politik erkannt habe, wie wichtig die Bahn zur Erreichung der Klimaziele sei, sei Geld da. Aber: „Uns fehlen Kapazitäten.“ Dennoch versuche die Bahn alles, um die Schiene als Verkehrsträger der Zukunft zügig auszubauen.

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