ForstwirtschaftEichen und Buchen müssen Zukunftsbäumen im Naafbachtal weichen

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Durchforstung_Naafbachtal

Vom Aggerverband ließen sich Bürgerinnen und Bürger die Durchforstung im Naafbachtal erklären.

Neunkirchen-Seelscheid – Alte Buchen und Eichen stehen an den Hängen des Steinenbachs, der in den Naafbach mündet. Doch zahlreiche mächtige Stämme, weder vom Borkenkäfer befallen noch von anderen Schädlingen zerfressen, liegen im Wald und nahe des Kräuterwegs auf den Wiesen.

Einige Bewohner von Meisenbach hat dieser Anblick erschreckt. Das seien doch gesunde Bäume, die da gefällt worden seien, klagten Karin und Norbert Peth, die gern rund ums Dorf unterwegs sind.

So mancher Wanderer wird sich wohl ebenfalls gewundert haben, was da im idyllischen Naafbachtal passiert. Denn der bergische Streifzug durch die Apotheke der Natur ist gerade in Corona-Zeiten gut besucht. „Meisenbach ist gar nicht mehr so idyllisch“, stellte Birgitta Braun lachend fest. Mit ihrem Mann Johann hatte sie sich an den Aggerverband gewandt, den Besitzer der jetzt durchforsteten Flächen.

Kronendach von Eichen und Buchen wird aufgerissen

Der Abteilungsleiter Talsperren und Fließgewässer, Wim Dissevelt, sowie Forstingenieur Guido Hennig machten sich auf den Weg, um den Bürgern aus Meisenbach und Mohlscheid die Arbeiten zu erklären. Und weil die Eingriffe im Umfeld der möglichen Trinkwassertalsperre passieren, waren auch Anja Weiershausen und Gerd Melchior von der Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals gekommen.

Immerhin 420 Hektar Wald gehören dem Aggerverband an dem im Landschaftsplan Nummer 10 liegenden Standort. Viele Jahre sei angesichts der unklaren Situation um die Talsperre „hier nie was passiert“, berichtete Hennig. Er selbst ist durch den Busch gegangen und hat die nach seinen Aussagen waldbaulich notwendige Durchforstung vorbereitet.

Was bedeuten die Markierungen an den Bäumen?

Ein T, das von einem Kreis umgeben ist, bezeichnet die Totholzbäume, die stehen bleiben, bis sie umkippen. Das N ist auf Bäume gemalt, die aus der Nutzung genommen werden, wie es in der Sprache der Forstwirte heißt. Sie werden nicht verwertet und bleiben für den Naturschutz erhalten. Dazu gehören etwa Buchen mit starkem Stockausschlag.

Fichten werden laut Forstingenieur Guido Hennig dort geschlagen, wo sie auf Wege stürzen können, und in erreichbaren Lagen, um sie zu verwerten. „Am Steilhang machen wir gar nichts“, betont Hennig. Bis das Holz zum Abtransport am Weg liegt, kostet es rund 40 Euro für den Festmeter. Die Preise lagen zuletzt bei 30 bis 35 Euro, erst jetzt ziehen sie langsam wieder an. (rvg) 

Er hat die Zukunftsbäume ausgezeichnet, denen Raum und Licht zur Entwicklung gegeben werden soll. Sie sind mit farbigen Punkten markiert. Gefällt werden die „Bedränger“, die den Z-Bäumen zu nahe kommen.

Insbesondere Eichen sind betroffen. Aber auch bei den Buchen soll das Kronendach aufgerissen werden, damit unten auf dem Boden wieder etwas wachsen und ein mehrschichtiger Bestand in unterschiedlichen Höhen entstehen kann. Damit soll der Naturverjüngung der Weg geebnet werden.

Der Käferbefall hat bei den Fichten die Erlösmöglichkeiten in den Keller stürzen lassen. Der Forstbetrieb des Aggerverbandes muss Erlöse erwirtschaften, damit zumindest nicht draufgezahlt werden muss. „Die beiden vergangenen Jahre haben wir die schwarze Null nicht erreicht“, erklärt Hennig.

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„Wir durchforsten blockweise und versuchen, keine Kahlschläge zu machen.“ Dies ist mit den Behörden abgestimmt, bewegen sich die Waldarbeiter doch in einem FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat). Laubbäume dürfen nur bis Ende Februar gefällt werden, Fichten dagegen länger. Von aufgeforsteten Flächen sind schon Setzlinge gestohlen worden, die Baumschulen kommen nicht mehr hinterher.

Für die kommenden zehn Jahre ist Ruhe

Jetzt soll für zehn Jahre Ruhe sein, keine schweren Maschinen mehr und kein Druck auf das Wild. Bei den Arbeiten hat Hennig viele Interessen auszugleichen – Wanderer, Radler, Jogger, Jäger, Landwirt – und muss zwischen Naturschutz und Wirtschaftlichkeit abwägen. Er verspricht, dass die Arbeiten gestoppt werden, wenn bei schlechtem Wetter die Forstmaschinen Wege zu sehr verbreitern.

Diese sollen übrigens anschließend in den alten Zustand zurückversetzt werden. Die Bürger waren zufrieden. „Ich habe vieles erfahren, was ich vorher nicht wusste“, sagte Birgitta Braun. „Ich nehme ihm das wirklich ab, dass er das Beste versucht“, pflichtete ihr Norbert Peth bei. BI-Vertreter Gerd Melchior formulierte einen Wunsch: „Da fehlt ein Runder Tisch, der vor allem die Natur im Auge hat.“

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