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Gaststätte "Schublade"Mit 25 das erste Schubladen-Bier

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Ein Ständchen zum Jubiläum brachten die Overheder Hoffsänger dem Wirt Stefan Höller (im karierten Hemd).

Ein Ständchen zum Jubiläum brachten die Overheder Hoffsänger dem Wirt Stefan Höller (im karierten Hemd).

Much – Mit allen vier Kindern mal auf Safari nach Afrika gehen, das wär’s gewesen für Stefan und Susi Höller, die beide im letzten Jahr 50 wurden und deren Traditionskneipe und Gaststätte „Schublade“ 25 wurde. „Nee“, winkt Stefan Höller ab, „wir sind und bleiben Landeier“. Die an der Familientradition hängen. Und die Spaß haben an ihrem Beruf. So beschloss das beliebte Gastwirtspaar, das in einem etwa 200 Jahre alten Haus an der Hauptstraße residiert, statt Löwen zu gucken sich ein eigenes Bier zu schenken. „Höller’s“ heißt es nun in flottem Schriftzug auf den schwarzen Fässern, gebraut nach kölscher Art - in Lahnstein.

Brechend voll war’s am Eröffnungs- und Jubiläumsabend, es war eine Stimmung wie an Karneval. Stefan Höller hatte schon bald den Überblick über all die angeblich „geladenen Gäste“ verloren. 970 Liter Freibier wurden gezapft – „es muss also doch irgendwie schmecken“, hofft der Wirt, der mit dieser Idee im Rhein-Sieg-Kreis eine Rarität geschaffen hat.

„Lahnsteiner“ hatte Stefan Höller längere Zeit in der Schublade kredenzt. Der Name verweist auf die auffällige Schubladenwand hinter der Theke, die aus einer alten Apotheke stammt. „Lahnsteiner hat sich aber nicht durchgesetzt“, sagt Höller. Über den Kontakt mit dem Betreiber, der in zehnter Generation Bier herstellt, liefen die Vorbereitungen für die eigene Kreation an. Der promovierte Brauer Markus Fohr freute sich über die Herausforderung, wieder mal etwas neues zu schaffen. Obergärig sollte es nach Wunsch der Höllers sein, gebraut nach kölscher Art, süffig und weich, damit es auch dem Gaumen der Damen schmeichelt, betont Susi Höller. Fohr stellte ein paar Rezepturen vor, das Gastwirtspaar reiste zur Probe an, und bald stand der Geschmack fest. Eine geheime Mixtur, versteht sich.

Gebraut wird in einer Marge von tausend Litern – 20 Fässer à 50 Liter werden jedes Mal fällig. 500 Liter sind die eiserne Reserve, „damit es keine Engpässe gibt“, so Stefan Höller, der sich extra einen neuen Anhänger zugelegt hat – neben 2000 neuen Gläsern mit Schriftzug, neuer Außenwerbung und neuen Schürzen – da er das Bier selber abholen muss.

Markus Fohr berichtete am Jubiläumsabend, zu dem Stefan Höller Ehrenbürgermeister Fritz Wilhelm aus Siegburg hatte chauffieren lassen, von der Brautradition, für die in grauer Vorzeit die Frauen zuständig waren. Sie brauten zusammen, was sich an Feld- und Wiesenrändern an Kräutern finden ließ.

Da zwischendurch auch die giftige Tollkirsche mit ins Bier geriet und schwere Schäden anrichtete, sahen die Oberen sich bereits im 17. Jahrhundert veranlasst, ein Reinheitsgebot für Bier zu erlassen - es war das erste Lebensmittelgesetz überhaupt.

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