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Als Attraktion für TouristenIn Much ist die Postkutsche wieder unterwegs

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Hoch auf dem gelben Wagen geht es in Zukunft durch Much.

Much/Windeck – Mit der historisch anmutenden Postkutsche zum Heckberg und zurück zum Technik- und Bauernmuseum in Berzbach. Dieses etwas mehr als vier Stunden dauernde Erlebnis, mit Sektempfang, Pferde Aus- und Anspannen sowie bergischer Kaffeetafel inklusive, ist neuer Höhepunkt im touristischen Angebot der Berggemeinde.

Ab 2022 soll die Tour offiziell gebucht werden können. Am kommenden Wochenende wird die Premierenfahrt unter Freunden des Museums ausgelost. Die Jungfernfahrt nach drei Jahren Stillstand soll noch in diesem Monat stattfinden.

Wer sich mit dem Leiter des Berzbacher Museums, Karl-Josef Haas, unterhält, sollte genau zuhören. „Fahrten sind zunächst nicht vorgesehen,“ hatte er gesagt, als die Postkutsche im Sommer 2020 als Dauerleihgabe der oberbergischen Gemeinde Nümbrecht nach Berzbach kam.

Offenbar lag damals schon die Betonung auf „zunächst“. Denn wenig mehr als ein Jahr später wartet das Museum jetzt mit der neuen Attraktion auf. Einmal im Monat soll in Zukunft sonntags angespannt werden.

Zwei Kutschbetriebe kooperieren mit dem Museum

Als Partner haben Haas und sein Museumsverein zwei professionelle Kutschbetriebe gefunden. Hubert und Manuela Zimmermann aus Windeck sowie Günter Löffelsender mit Tochter Ramona und Sohn Fabian aus Overath-Eulenthal kommen mit ihren Pferden nach Berzbach und setzen den Nachbau einer historischen Postkutsche in Bewegung.

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Beide sind in der Region von Ernte- und Schützenzügen bekannt. Die Windecker ziehen unter anderem im Freilichtmuseum Kommern den Postbus mit ihren Tieren.

„Wir haben genau wie die Kollegen großen Respekt vor der Kutsche“, berichtet Manuela Zimmermann. Sie und ihr Mann Hubert bieten mit weiteren Kutschern ihrer Firma Planwagen- und Kutschfahrten an. Prinz und Tom, die die Postkutsche ziehen sollen, sind mit Hubert Zimmermann außerdem als Rückepferde im Wald unterwegs. Günter, Ramona und Fabian Löffelsender bieten ihre Planwagen und eine Hochzeitskutsche im Nebenerwerb an.

Postkutschen-Nachbau ist schwerer als Planwagen

Die Kutsche in Berzbach ist für die erfahrenen Lenker ein ganz besonderes Kaliber. Moderne Bremsen und weitere Technik macht sie schwerer als die historischen Vorbilder. „Wenn ich die Pferde fragen würde, würden sie lieber den Planwagen vorziehen“, meint Günter Löffelsender lachend.

Der hohe Kutschbock und die ungewohnten Geräusche seien für die Pferde und für die Kommunikation zwischen Ross und Lenker eine besondere Herausforderung, erklärt Manuela Zimmermann. Sie muss wie alle anderen Kollegen immer einen zweiten ausgebildeten Kutscher oder eine Kutscherin neben sich haben.

Erste Probefahrten fernab des zu erwartenden Rummels haben die Wagenlenker mit ihren Pferden schon im Spätsommer unternommen. Dabei stellte sich heraus, dass die schwere Kutsche und die Steigungen der vorgesehenen Route zu Muchs höchster Erhebung, dem Heckberg, und zurück die Pferde zu sehr belasten. „Wir starten jetzt oberhalb von Berzbach am Wasserhochbehälter“, berichtet Manuela Zimmermann.

Postkutsche ist ein fast 50 Jahre alter Nachbau

Bei der Oberbergischen Postkutsche aus dem Jahr 1972 handelt es sich um einen Nachbau, der der 1871 zwischen Nümbrecht und Wiehl in Dienst gestellten Postkutsche nachempfunden ist. Sie ist mit moderner Sicherheitstechnik ausgestattet und vom Tüv abgenommen.

Die Kutsche war zwischen 1973 und 2018 zwischen Muchs homburgischen Nachbargemeinden unterwegs und beförderte mehr als 1000 Gäste pro Jahr. Einer der berühmtesten war der damalige sowjetische Staatschef Leonid Breschnew bei einem Besuch auf Schloss Homburg. Seit Juli 2020 steht die Postkutsche in einem eigens geschaffenen Anbau des Museums in Berzbach. (sp)  

Dorthin bringe der Mucher Bürgerbus die Gäste nach einem Sektempfang am Museum, verrät Karl-Josef Haas. Die Zahl der Fahrgäste wurde auf höchstens sieben beschränkt. Die Kutsche wird mit Motorkraft zum Startpunkt gezogen. Der Preis für eine Fahrt plus Zugaben werde sich wohl unter 50 Euro einpendeln, hofft Haas.

Am Heckberg werde dann Tieren dann Wasser und Futter angeboten. „Da spannen wir sie dann auch mal aus, während die Gäste Pause machen,“ erklärt die Kutscherin. Danach gehe es auf der Rückfahrt fast immer bergab. Am Ziel erwartet die Passagiere dann eine bergische Kaffeetafel zwischen den historischen Schaustücken des Museums.

Karl-Josef Haas freut sich auf die monatlichen Fahrten, die Touristen nach Much locken sollen. Dass die Pferde aus Eulenthal und Altwindeck auf Bestellung auch mal „unter der Woche“ angespannt werden, wollen weder Zimmermanns noch Löffelsenders ausschließen.

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