Neunkirchen-Seelscheid – Jetzt bloß an nichts denken. Die Weiten des Golfplatzes liegen vor dem jungen Spieler. Im Publikum schauen Mutter, Vater, Großmutter und Großvater zu. Auf den einen Schlag kommt es an. Der Kopf ist leer, der Puls ist ruhig. Wenn der Ball jetzt das Loch trifft, hat er gewonnen.

Nick Bachem holt aus, schlägt den Ball – das nächste, was er wahrnimmt: Seine Familie läuft auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Mit gerade mal 18 Jahren hat er soeben die 13. Militär-Weltmeisterschaft in Münster gewonnen. Bachem feiert die ganze Nacht.

Nationalspieler begann als Kind zu golfen

Es ist nicht sein erster wichtiger Erfolg. Als Nationalspieler bis zur Altersklasse 18 wurde er 2016 deutscher Vize-Sieger, 2018 dann deutscher Sieger der Herren. Der mittlerweile 19-Jährige aus Seelscheid ist in der Golfszene längst eine bekannte Größe.

Zum Golfen gekommen ist er bereits als kleines Kind, als sein Vater, selbst Hobby-Golfer, ihm einen Schläger in die Hand drückte. „Seitdem habe ich ihn nie wieder aus der Hand gegeben“, sagt Bachem und lächelt. Er trägt ein blaukariertes Hemd, sein dunkelblonder Haarschopf ist zu einem lockeren Dutt gebunden.

Seine Kindheit verbrachte er zu einem großen Teil auf dem Golfplatz des Clubs Schloss Auel in Lohmar, 2012 wechselte er zum Marienburger Golfclub in Köln. Heute nimmt er weltweit an großen Golfturnieren teil, als Sportsoldat und als Nationalspieler. Zuhause ist er immer nur einige Tage, bis er wieder seinen Koffer packt.

Mit Golf die Welt bereist er die Welt

Sri Lanka, Vereinigte Staaten, Marokko: Unterwegs ist er meist mit dem zehnköpfigen deutschen Nationalkader und den Betreuern. „Ich liebe mein Team“, sagt er. Sie alle sind jung, die ältesten noch Anfang 20. Der sportliche Teil der Reise werde sehr ernst genommen. Ansonsten sei es wie eine Klassenfahrt. „Zusammen zu reisen macht immer Spaß“, erzählt er. Bei seinen Reisen sehe er anfangs nur den Flughafen, das Hotel und den Golfplatz. Aber in der letzten Nacht tauche er mit seinen Freuden in das Nachtleben ein. Da lerne er die Einheimischen und die Stadt erst so richtig kennen.

Auf dem Golfplatz ist er streng mit sich, ehrgeizig, Perfektionist. Im Polohemd und mit zurückgekämmten Haaren feilt er an jedem Schlag. Der Druck, der Wettkampf und vor allem das Gewinnen gefallen Bachem. „Ein Turnier zu gewinnen ist das schönste Gefühl der Welt“, sagt er. Es habe nie eine Phase gegeben, in der er keine Lust mehr hatte auf den Sport.

Der Ehrgeiz kennt keine Grenzen

Wettkampfbegeistert ist er auch in seiner Heimat Seelscheid. Mit seinem besten Freund Yannick ringt er um jeden kleinen Sieg. Zuhause sein bedeutet für ihn jedoch vor allem, von der Golfwelt abzuschalten. Wenn er sich mit seinen Jungs auf dem Bolzplatz oder zum Bowlen trifft, spielen die Golfturniere keine Rolle. Seine Freunde studieren, machen eine Ausbildung oder gehen noch zur Schule. „Ich finde es cool, dass Golf hier einfach kein Thema ist“, sagt Bachem.

Sein Profilbild in sozialen Medien zeigt ihn mit einem Surfbrett, mit freiem Oberkörper, offenen Haaren, um seinen Hals eine lange Kette. Im Hintergrund ist ein weißer Van zu sehen. Er schwärmt von einem im Internet berühmten Skateboarder, der nebenbei noch Musik macht und „das auslebt, worauf er Bock hat“.

Was Nick Bachem will? „Extrem schnell extrem viel erreichen.“ Im Jahr 2020 will er mit dem Golfen seinen Lebensunterhalt verdienen, denn zum Leben reicht es momentan noch nicht. Er will hoch hinaus, Geld verdienen, um danach nur noch die Turniere zu spielen, auf die er Lust hat.

Golfprofis wie der 61-jährige Bernhard Langer zeigen, dass man bis ins höhere Alter professionell golfen kann. Aber das will Bachem gar nicht. Sein Traum ist es, einmal eine Surfschule an der Küste zu betreiben. Später. „Nachdem ich alles abgeräumt habe.“

Größte Erfolge

Im Jahr 2018 erreichte Nick Bachem als Sportsoldat in der Militärweltmeisterschaft in Münster den ersten Platz in der Einzelwertung. Auch in der Gruppenwertung gewann der deutsche Nationalkader mit Bachem die Goldmedaille. Zuvor war der 19-Jährige bereits deutscher Lochspielmeister. (red)