Anklage gegen Trickdiebe in BonnKriminelle Bande war in ganz NRW unterwegs

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Symbolbild

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Bonn/Siegburg – Für ein Bonner Arztehepaar war die letzte Etappe nach einer langen Amerika-Reise ein unschöner Abschluss: Denn als die Eheleute mittags mit ihren zwei Kindern und viel Gepäck am Bahnhof Siegburg auf die Stadtbahnlinie 66 nach Bonn warteten, bemerkten sie nicht, dass sie längst im Fokus einer Diebesbande waren.

Drei Frauen und ein junger Mann standen bereits in Lauer-Position, als die Bahn einfuhr. Zwei der Frauen stellten sich rechts und links in die Tür des Waggons und erzeugten hierdurch einen unübersichtlichen Stau unter den eintretenden Fahrgästen. Schließlich wurde der 56-jährige Familienvater – Ehefrau und Kinder waren schon eingestiegen – mit einer eingeübten Choreographie von der Viererbande eingekreist, dabei wurde ihm das Portemonnaie aus der Hosentasche gezogen.

So sieht es die Bonner Staatsanwaltschaft, die gegen die drei mutmaßlichen Täterinnen im Alter zwischen 27 und 44 Jahren und den 25-Jährigen wegen gemeinschaftlichen Bandendiebstahls in zwei Fällen – davon ein Versuch – Anklage erhoben hat, wie Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann auf Anfrage mitteilte. Die Angeklagten seien Mitglieder einer kriminellen Organisation, die sich auf Taschendiebstähle spezialisiert haben: Seit 2018 – so der Ankläger – seien sie in verschiedenen Gruppierungen NRW-weit unterwegs. Ihre Tatorte seien vorrangig Bahnhöfe, Straßenbahnlinien oder Haltestellen.

Polizei nahm in Siegburg eine mutmaßliche Täterin fest

Als der 56-jährige Mediziner an jenem 18. August 2019 den Diebstahl bemerkte, war es bereits zu spät: Die Diebe waren auf der Flucht, mit ihnen sein Portemonnaie mit je 50 Dollar und 50 Euro in bar sowie zahlreichen Dokumenten. Die Polizei konnte noch eine der Frauen festnehmen, bei ihr wurden 800 Euro und 200 Schweizer Franken sichergestellt.

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Die 27-Jährige hat den Diebstahl vehement bestritten; auf der Überwachungskamera des Bahnhofs konnten aber später alle vier mutmaßlichen Täter identifiziert und auch ihre Vorgehensweise nachvollzogen werden. Zwei der vier Frauen sind bis zu 18-mal einschlägig vorbestraft.

Diebstahl auf dem Bertha-von-Suttner-Platz misslang

In einem zweiten Fall am 7. November 2020 sollen zwei der vier Angeklagten an der Bonner Haltestelle Bertha-von-Suttner-Platz auf ein Opfer gewartet haben. Als ein Fahrgast mit seiner Lebensgefährtin in die Linie 66 in Richtung Siegburg einstieg, wurden sie vom diebischen Duo verfolgt.

Eine deckte mit einem großen Schal die Gesäßtasche des Mannes ab, die andere griff unter dem Schutz des Schals das Portemonnaie aus der Hose. In diesem Fall jedoch bemerkte es der Bestohlene sofort: Er schrie um Hilfe, die Frauen ließen die Beute fallen, wurden aber von Fahrgästen bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten.

Das Verfahren findet demnächst vor einem Bonner Schöffengericht statt, es ist noch nicht terminiert.  

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