Prozess vor dem Landgericht BonnDrogendeal in Niederkassel endete in Gewalttat

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Der Eingang zum Landgericht in Bonn (Symbolbild)

Bonn/Niederkassel – Es sollte ein einfacher Drogendeal werden: Geld gegen Marihuana. Aber das Geschäft lief völlig aus dem Ruder. Vor der 8. Jugendstrafkammer sitzen daher seit Dienstag vier Beteiligte des missglückten Deals gemeinsam auf der Anklagebank des Bonner Landgerichts. Während der mutmaßliche Dealer (23) sich wegen Drogenhandels und gefährlicher Körperverletzung verantworten muss, werden seinem mutmaßlichen Kunden, einem 19-jährigen Schüler, und dessen 24-jährigem Begleiter, versuchter Drogenbesitz vorgeworfen, dem 24-jährigen Angreifer zudem versuchter Raub.

Am 28. März 2019 wollte der Schüler aus Niederkassel, damals 17 Jahre alt, sich bei einem Dealer mit einer großen Ration Marihuana versorgen. Zum eigenen Konsum, wie er im Prozess beteuerte. An diesem Tag, auf dem Weg zum Treffen auf einem Spielplatz in Ranzel, will der Schüler zufällig ein paar Kumpels getroffen haben, die ihn dann zum illegalen Geschäft begleiteten.

Einen Tag vor dem Treffen habe er von dem Dealer ein Angebot bekommen, erzählte der Initiator des Drogengeschäfts, der sich zum Prozessauftakt als Einziger äußerte. „100 Gramm Gras für 600 Euro! Eine Super-Preis-Leistung!“, schilderte der 19-Jährige, normal seien zehn Euro für ein Gramm.

Pünktlich hätten sie sich in der Dämmerung gegenüber gestanden, berichtete der Angeklagte weiter, auch der Dealer sei in Begleitung gewesen. In einer Supermarkttüte zeigte dieser ihm den Stoff: drei Alu-Päckchen mit Marihuana. Aber was dann passierte, könne er nicht mehr im Detail sagen. „Das alles ging ganz schnell.“ Der Kumpel, den er kurz vorher erst in seinen Kauf eingeweiht haben will, warf dem Dealer vor, dass er Drogen an Minderjährige abgebe, und griff plötzlich nach der Tüte.

Im Gerangel stach der Dealer zu

Es entwickelte sich ein erbittertes Gerangel: Um seine Drogen zu verteidigen, soll der Dealer laut Anklage ein Butterflymesser gezogen und auf den Angreifer eingestochen gaben. Als das Messer im Kopf des 24-Jährigen feststeckte, gerieten alle in Panik und ergriffen die Flucht: Der 24-Jährige erlitt eine stark blutende Schnittwunde an der Schläfe und eine Schädeldachfraktur, er musste notärztlich versorgt werden. Der Dealer kam mit einer schweren Gehirnerschütterung und einer Prellung davon.

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Von diesem Tag an habe er nie mehr versucht, so einen großen Deal zu machen, erzählte der 19-Jährige, der mittlerweile eine Ausbildung zum Sozialassistenten macht. Von den damals für den geplatzten Kauf ersparten 600 Euro habe er stattdessen sein Fahrrad reparieren lassen und sich Marihuana nur noch in kleinen Mengen gekauft.

Wo die Plastiktüte mit den Drogen abgeblieben ist, weiß niemand, auch nicht die Ermittler. Sie ist spurlos verschwunden.

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