Raritäten auf zwei RädernSiebengebirgs Classic lockt Fans aus ganz Europa

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Mit seinem Hochrad zog Gerd Jajschik aus Bad Honnef beim Oldtimer-Treffen der Veteranen-Freunde Siebengebirge viele interessierte Blicke von anderen Teilnehmern sowie von schaulustigen Spaziergängern auf sich.

Mit seinem Hochrad zog Gerd Jajschik aus Bad Honnef beim Oldtimer-Treffen der Veteranen-Freunde Siebengebirge viele interessierte Blicke von anderen Teilnehmern sowie von schaulustigen Spaziergängern auf sich.

Rhein-Sieg-Kreis – Es ist ein Ritual der besonderen Art: Julius Plinke dreht den Benzinhahn auf. Er checkt den Ölstand seiner Ural 650, tupft den Vergaser, zieht die Starterklappe und betätigt die Zündung. Drei, vier Mal tritt er kräftig auf den Kickstarter, bis das Motorrad schließlich anspringt. Knatternd rollt der 23-jährige Leverkusener mit dem russischen Retro-Gespann mitsamt Beiwagen erst über die Straße, dann querfeldein durch den Wald. Die Spaziergänger staunen, einige zücken ihre Kameras. „Das ist der Ural-Effekt“, erklärt Plinke lachend und nicht ohne Stolz.

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Beim 20. „Siebengebirgs-Classic“ der Veteranen-Freunde Siebengebirge (siehe Infokasten) trafen sich in diesen Tagen mehrere hundert Liebhaber alter Motorräder auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes in Kölsch-Büllesbach, um sich über ihr gemeinsames Hobby auszutauschen und andere Gefährte zu bestaunen. Plinkes Ural, Baujahr 1993, zählte dabei noch zu den jüngeren Maschinen. Das älteste Gefährt: Eine „Clement“ von 1902.

Oldtimer Fans aus Deutschland und Europa kommen ins Siebengebirge

Mehrere Hundert Liebhaber alter Motorräder trafen sich in den vergangenen Tagen auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes in Kölsch-Büllesbach im Westerwald.

Mehrere Hundert Liebhaber alter Motorräder trafen sich in den vergangenen Tagen auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes in Kölsch-Büllesbach im Westerwald.

Mit 65 Jahren ist auch die NSU Max, eine glänzend schwarze Maschine mit Beiwagen, ein echter Oldtimer. Sie verfügt über einen Ventiltrieb mit Schubstangen, wie bei einer Dampflok. „Mein Mann hat mich mit seiner Leidenschaft für Motorräder angesteckt“, erklärt Besitzerin Maike Jung (60). Mittlerweile hat das Ehepaar sechs Maschinen in der heimischen Garage stehen. Regelmäßig tauschen sie sich auf Treffen wie dem in Kölsch-Büllesbach mit anderen Bikern aus.

Oldtimer-Freunde aus ganz Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Spanien und der Schweiz waren ins Siebengebirge gekommen. „Wir werden immer bekannter“, freute sich Dr. Hans Olaf Warning, Vorsitzender der Veteranen-Freunde. Ewen Prior (55) hatte die 16-stündige Anreise aus dem englischen Kent auf sich genommen. Seine Norton Commander wird von einem Zweischeiben-Wankelmotor angetrieben – eine Rarität.

Auch Fahrräder mit Hilfsmotor waren dabei

Vereinshistorie

Die Veteranen-Freunde formten sich aus einem im Jahr 1983 ins Leben gerufenen Stammtisch. Gründer waren seinerzeit Wolfgang Taxacher, Hans-Günther Devos und Willi Nitzke. Noch im selben Jahr fand das erste Treffen für Liebhaber von sogenannten Veteranen-Motorrädern in Königswinter-Gratzfeld statt. Am 9. März 1996 folgte dann die die offizielle Vereinsgründung mit 20 Mitgliedern. Heute zählt der Verein nach eigenen Angaben rund 60 Mitglieder, die ungefähr 150 unterschiedliche Motorräder ihr Eigen nennen. (mdh)

Die seltene Spezies der Wankelmotorräder gab es bei einer Sonderausstellung ebenso zu bewundern wie eine Reihe Opel-Motorräder und Fahrräder mit Hilfsmotor. Die Veteranen-Freunde hatten ein Programm mit Musik, Tanz und Ausfahrten in die Umgebung auf die Beine gestellt. Es gab Gegrilltes, Kuchen, Getränke und Frühstück für die rund hundert Übernachtungsgäste.

Alle zwei Jahre veranstalten die Veteranen-Freunde Siebengebirge das internationale Motorrad-Oldtimertreffen „Siebengebirgs Classic“. Zum dritten Mal fand es in Kölsch-Büllesbach statt. Neben dem regelmäßig stattfindenden Oldtimer-Treffen organisiert der Verein auch Ausfahrten, gemeinsames Schrauben und Messebesuche in ganz Deutschland.

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