Richtfest auf dem CampusUN-Vorzeigeprojekt in Bonn nimmt Gestalt an

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Die Rohbauarbeiten an den Obergeschossen sind abgeschlossen, zwei Drittel der Glasfassade bereits montiert. Auch der Innenausbau läuft auf Hochtouren.

Die Rohbauarbeiten an den Obergeschossen sind abgeschlossen, zwei Drittel der Glasfassade bereits montiert. Auch der Innenausbau läuft auf Hochtouren.

Bonn – Bonn. 2013 endete der Architektenwettbewerb, 2016 erfolgte die Grundsteinlegung, gestern feierten die Beteiligten Richtfest. Der Erweiterungsbau auf dem UN-Campus ragt schon stolz empor, ist auch von Weitem gut sichtbar und trägt ein „Krönchen“: den Richtfestkranz mit blau-weißen Bändern.

Dass es sich um ein Vorzeigeprojekt handelt, betonten die Gäste immer wieder. Doch eine gewichtige Frage stellten sich viele: Wie soll der neue Nachbar des „Langen Eugen“ eigentlich heißen? In Anbetracht des großen Bruders schlug Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung als Bauherrin vor, den energetischen Vorzeigebau schlicht „Kleinen Eugen“ zu nennen.

Das wollte Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, bereits aus dem Volksmund vernommen haben, setzte aber auf den Wortwitz der Rheinländer. Für Lutz Leide, den Leiter des Geschäftsbereichs Facility Management der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, tat es auch der „Kurze Eugen“. Vielleicht setzt sich auch „Teurer Eugen“ durch, denn der Bau verschlingt immerhin rund 75 Millionen Euro.

Neue Silhouette im Stadtpanorama

Welchen Spitznamen die Bonner dem Hochhaus auch verpassen werden, sie werden sich schnell an die Silhouette im Stadtpanorama gewöhnen. Die Rohbauarbeiten an den 17 Obergeschossen sind abgeschlossen, zwei Drittel der Glasfassade bereits montiert. Der Innenausbau hat längst begonnen, im zweiten Stock präparieren Experten ein Musterbüro.

Erweiterungsbau

Die Bruttogeschossfläche des Erweiterungsbaus beträgt 13 400 Quadratmeter, die Nutzfläche 8400. Architekt ist die ARGE UNE, die aus der Berliner „Stefan Lippert Architekten GmbH“ sowie den „big Architekten und Ingenieuren GmbH“ besteht. Lippert gewann 2013 mit seinem Vorschlag den internationalen, offenen, interdisziplinären und zweiphasigen Realisierungswettbewerb.

Neben der verglasten Doppelfassade sorgen vier Wintergärten für das gewisse Etwas. Der Bau befindet sich in einem historisch bedeutsamen Areal mit dem Altem Wasserwerk und dem Langen Eugen. (lh)

Staatssekretärin Bohle richtete einen Dank von ihrem Dienstherrn, Bundesinnenminister Horst Seehofer aus und stellte anschließend nüchtern fest, dass der Berlin-Bonn-Vertrag der Stadt Bonn gut bekommen sei. Dies gelte 25 Jahre nach Ratifizierung der Vereinbarung auch weiterhin, „denn Berlin steht zu Bonn“.

Hunderte Mitarbeiter der Vereinten Nationen ziehen ein

Wenn der Bau 2020 fertig ist, werden 330 Mitarbeiter der Vereinten Nationen dort wirken. Das Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention soll dort einziehen. Derzeit liegt das Projekt im Zeitplan und hat sogar den Kostenrahmen eingehalten. Das ist bei den Anforderungen, die das Gebäude erfüllen muss, um wie beabsichtigt den Goldstandard im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen zu erhalten, ein kleines Wunder – oder einfach gut kalkuliert.

Der Berliner Architekt Stefan Lippert musste Kriterien wie Tageslicht, Energiebedarf, Barrierefreiheit und Arbeitsplatzqualität berücksichtigen. Die Nachhaltigkeit in Bezug auf ökologische, wirtschaftliche und soziokulturelle Faktoren bildete bereits in frühen Planungsphasen die Grundlage.

Weitere Kriterien wie Energieeffizienz, Flächennutzung, Barrierefreiheit sowie flexible Nutzbarkeit spielten eine ebenso wichtige Rolle wie zu erwartenden Kosten für Wartung, Reinigung und Instandsetzung während der gesamten „Lebensdauer“ des Baus. Gleich mehrere Varianten prüfte der Architekt, um den Ressourcenverbrauch so gering wie möglich zu halten.

Er wählte schadstoff- und emissionsarme Bauprodukte, um die Umwelt zu schonen – was für die Unterkunft des UN-Klimasekretariats eine Selbstverständlichkeit ist.

Die Anforderungen bei der Umsetzung waren ebenfalls hoch. Neben dem ohnehin schon herrschenden Platzmangel für Maschinen und Materialien vor Ort musste vor dem Ausheben der Baugrube eine Bohrpfahlwand mit einer Tiefe von 20 Metern errichtet werden, um ein Eindringen des Grundwassers zu verhindern. Doch auch diese Aufgabe meisterten die Beteiligten, die gestern auf den Fortschritt gemeinsam anstießen.

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