Rund 500 GeschäfteVon „Atlantis-Rafting“ bis „Shocker“ – Pützchens Markt eröffnet

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Pützchens Markt ist eröffnet: Bis einschließlich Dienstag werden rund eine Million Besucher auf der Festwiese mit ihren 170 Attraktionen erwartet.

Pützchens Markt ist eröffnet: Bis einschließlich Dienstag werden rund eine Million Besucher auf der Festwiese mit ihren 170 Attraktionen erwartet.

Bonn – Pützchens Markt ist eröffnet, und zwar mit einem Rückblick auf seine Ursprünge. Seit 1367 findet die Großkirmes Anfang September statt. Entstanden ist sie aus einer Wallfahrt zu Ehren der heiligen Adelheid, die hier im 11. Jahrhundert als Äbtissin wirkte und zahlreiche Wunder vollbracht haben soll.

Ein historischer Umzug läutete die Kirmes mit ihren hochmodernen Fahrgeschäfte ein.

Ein historischer Umzug läutete die Kirmes mit ihren hochmodernen Fahrgeschäfte ein.

Bei der Eröffnung des Marktes gestern wurde diese fast 700-jährige Tradition mit dem traditionellen Festumzug zur Schau gestellt, der sich zum zehnten Mal über das Festgelände schlängelte. Im Anschluss folgte die offizielle Eröffnung des Marktes mit dem Fassanstich durch Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Bis einschließlich Dienstag werden wieder rund eine Million Besucher auf der Festwiese erwartet, wo unter den 170 Fahrgeschäften auch Neuheiten wie die Wildwasserbahn „Atlantis-Rafting“ oder die Geisterbahn „Shocker“ locken.

Kirmes-App

Erstmals gibt es laut Stadt Bonn in diesem Jahr eine Veranstaltungs-App zu Pützchens Markt. Sie wurde im europäischen Forschungsprojekt „Monica“ entwickelt, an dem die Stadt seit 2017 beteiligt ist. Zwar sei sie noch in der Erprobung, liefere aber dennoch nützliche Informationen wie einen Plan des Hauptgeländes, in dem die Standorte von Erste-Hilfe-Stationen, Toiletten, Zugängen, Getränke- und Imbissständen sowie Fahrgeschäften verzeichnet sind.

Über eine Verknüpfung mit einer Routing-App könne man sich auch zu allen eingetragenen Elementen navigieren lassen. Außerdem gebe es eine Übersicht der Kfz- und Fahrrad-Parkplätze rund um das Festgelände sowie Informationen zum ÖPNV-Angebot. (csc)

Den Festzug zum Auftakt organisierte der Freundeskreis Pützchens Markt, über 60 Vereine aus Bonn fanden sich zusammen. „Viel länger wäre auch nicht gegangen, weil der Zugweg zu kurz ist, um bei mehr Gruppen die Sicherheit zu gewährleisten“, erklärte Elke Kniesel von der Bezirksverwaltungsstelle Beuel. Zum Zug gehörten eine Reihe alter Traktoren. Zu Fuß unterwegs waren die Frauen des Schützenvereins Sankt Sebastianus, die sich mit weißen Blusen und buntgemusterten Kleidern als Marketenderinnen verkleidet hatten. „Die Kostüme haben wir vor ein paar Jahren schon im Karneval getragen“, erklärte Brigitte Rösler.

Preisbeispiele

200 Gramm gebrannte Mandeln: 6 Euro; 0,2 Liter Kölsch oder Pils: 1,60 Euro. Bratwurst: 2,50 Euro. Portion Pommes: 2,50 Euro. Fahrt im „Takeoff“: 4,50 Euro. Fahrt im Kinderkarussell: 2,50 Euro; Schiffsschaukel: 2,50 Euro. (soe)

Marketenderinnen verkauften ihre Waren von Wägen in der Nachhut von Armeen und eben auch auf Pilgerfahrten. „Das ist ja ein historischer Umzug, wir wollten das unsere Kostüme einen Bezug zur Geschichte des Marktes haben“, betonte Rösler. Für sie ist Pützchens Markt ein jährliches Highlight: „Man kann hier einfach Freunde treffen die man das ganze Jahr über nicht gesehen hat, Spaß haben, ein bisschen schunkeln“. Christiane Stötz vom Damenkomitee St. Paulus geht das ganz ähnlich: „Die Fahrgeschäfte sind nicht so mein Ding. Mir geht es vor allem darum, viele Bekannte zu treffen“. Sie und ihre Vereinskollegen haben sich mit braunen Kleidern und weißen Hauben als Mägde verkleidet, die Waren aus den umliegenden Dörfern zum Markt tragen. „Der Umzug hier ist für uns eigentlich der leichteste des Jahres“, findet sie. Anders als bei den Karnevalsumzügen, an denen sich das Damenkomitee beteiligt, müsse man sich weder um einen Wagen noch um Kamelle kümmern. Auch die Kostüme seien für die karnevalserfahrenen Frauen keine Herausforderung. „Wir müssen die Leute nur zusammentrommeln und aufkreuzen. Das ist für uns der einfachste und schönste Umzug des Jahres“, erklärte Stötz.

Da fliegen die Beine schon mal hoch.

Da fliegen die Beine schon mal hoch.

Auf eine Verkleidung verzichtet hatte der Junggesellenverein und die Männereih Vilich-Müldorf. Im Umzug erkannte man die Mitglieder an ihren roten T-Shirts. Nur Maikönig Peter I. hob sich durch seinen Anzug und seine Orden hervor. „Das ist unsere Tracht, da brauchten wir keine Verkleidung mehr“, lacht Peter Herres vom Vorstand. Anders als viele andere Vereine wächst der Junggesellenverein. Seit der Neugründung Ende 2016 habe sich die Mitgliederzahl mehr als verdreifacht: „Wir zeigen einfach Präsenz. Wir machen einen Stand auf jedem Volksfest und laufen bei jedem Umzug mit, der uns mitlaufen lässt“. Dabei gehe es auch um Traditionspflege: „Ich wohne hier seit 40 Jahren, da liegt mir die Tradition in Beuel und Pützchen einfach am Herzen.“

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