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Der Platz geht ausWildvogelhilfe Rheinland will von Eitorf nach Bornheim umziehen

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Der Schwan ist ein Böller-Opfer und wird seit Sonntag in der Wildvogelstation von Angelika Bornstein gepflegt.

Eitorf – Auf gepackten Nestern sitzt die Wildvogelhilfe Rheinland noch nicht. Angelika Bornstein darf jedoch darauf hoffen, dass die 18 Volieren und Gehege, die rund um ihr Haus in Eitorf-Bach stehen, in nicht allzu ferner Zukunft ab- und 30 Kilometer weiter westlich wieder aufgebaut werden. Ein Umzug der 2007 von Bornstein gegründeten Wildvogelstation nach Bornheim-Hersel ist im Gespräch.

Schwan wurde Böller-Opfer

„Ich freue mich sehr, wenn das klappt“, sagt die 60-Jährige. „Dann hätte ich endlich die Chance auf ein normales Leben.“ Fast rund um die Uhr ist sie in Bereitschaft. Auch am Dienstag klingelte wieder das Telefon: ein verletzter Bussard. „Der geht direkt zur Auffangstation für Greifvögel nach Rösrath“, erklärt Angelika Bornstein.

Aufgenommen hat sie am vergangenen Sonntag einen Schwan. „Ein Böller-Opfer.“ In Köln-Ostheim ist das vom Feuerwerk aufgeschreckte Tier auf den Straßenbahnschienen gelandet und angefahren worden. Ein Riss in der Brust wurde operiert, jetzt erholt sich der Schwan in Eitorf.

Zum Einzugsgebiet der Vogelhilfe gehören auch Bonn, der Oberbergische und der Rheinisch-Bergische Kreis sowie der Kreis Altenkirchen. Entsprechend groß ist der Zulauf. Auf fast 1200 ist die Zahl der jährlich aufgenommenen Vögel gestiegen. „Uns geht hier der Platz aus“, schlug die Station schon vor geraumer Zeit Alarm, denn nicht alle Tiere können nach ihrer Genesung an geeignete Halter vermittelt oder wieder ausgewildert werden.

„Wir können hier gar nicht so arbeiten, wie es nötig ist“, sagt Bornstein, die in Hersel optimale Möglichkeiten sieht, „da könnten wir uns schön ausbreiten“. Ein rund 4500 Quadratmeter großes Areal am Naturschutzgebiet Herseler See ist gemeint. Dort gab es auch schon Pläne für einen Golfplatz mit Clubhaus. Wegen zu hoher Umweltauflagen nahm der Investor 2019 davon Abstand. Seitdem stehen das Grundstück und das Gebäude eines Kiesbau-Unternehmens zum Verkauf. Die Abgrabungen sind abgeschlossen, das 1983 errichtete Gebäude sollte längst abgerissen werden.

Zustimmung aus Kommunalpolitik

In der Bornheimer Politik stießen die Umzugspläne der Wildvogelhilfe auf Zustimmung. Auch Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) begrüßte im Umweltausschuss des Bornheimer Stadtrates die Idee. Allerdings habe die Verwaltung erhebliche baurechtliche Bedenken. So sieht der aktuelle Flächennutzungsplan eine Parkanlage oder Sportfläche vor. Nur die Ansiedlung eines privilegierten Vorhabens, etwa ein land- oder forstwirtschaftlicher Betrieb, sei möglich. Kritische Stimmen kommen auch von der Bezirksregierung Köln, die befürchtet, dass durch die Vogelstation eine „Splittersiedlung“ entstehe, die sich nicht in das Erscheinungsbild der vorhandenen Struktur einfüge.

Die CDU-Fraktion stellte einen Prüfauftrag, dem alle Fraktionen (bei einer Enthaltung) folgten. Das Areal sei für die Wildvogelhilfe in vielerlei Hinsicht gut geeignet, so CDU-Fraktionsgeschäftsführer Sascha A. Mauel. Umzug und Betrieb würden die beiden Träger stemmen. Auf die Stadt kämen keine Kosten zu.

Für Hersel spricht nach Ansicht von Angelika Bornstein auch das vorhandene Gebäude mit 380 Quadratmeter Nutzfläche. „Es gibt da einen Seminarraum.“ Der könne für Fortbildungen genutzt werden und für Kindergarten-Gruppen oder Schulklassen, die zu Besuch kommen, um etwas über Vögel zu lernen. Eine Umweltpädagogin stehe dafür schon in den Startlöchern. Die Umgebung mit Nähe zum Rhein eigne sich zudem gut zur Auswilderung der aufgepäppelten Vögel.

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Laut Achim Baumgartner, Geschäftsführer des BUND Rhein-Sieg, hat es bereits erfolgreiche Gespräche mit dem Eigentümer des Grundstücks gegeben. „Wir sind uns handelseinig“, bestätigt Angelika Bornstein, die im Falle eines Umzugs in Eitorf-Bach nicht „vogelfrei“ bleibt. Einige Hühner und alte Gänsedamen, die schon lange bei ihr leben, will sie dort behalten.

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