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„Kleinigkeiten kosten Zeit“Mocca-Kännchen aus Eitorf nähen um die Wette

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Fleißige Näherinnen in der Schneiderei der Mocca-Kännchen: (von links) Viviane Keuenhof, Laura Klein und Martina Klein.

Fleißige Näherinnen in der Schneiderei der Mocca-Kännchen: (von links) Viviane Keuenhof, Laura Klein und Martina Klein.

Eitorf – Noch eine Woche bis Weiberfastnacht. Martina Klein und Viviane Keuenhof müssen Gas geben und treten aufs Pedal. Dabei sitzen sie am Esstisch der Kleins in Mühleip.

Rote, weiße und schwarze Garnröllchen rotieren unermüdlich. An ihren Nähmaschinen fertigen die beiden Nachbarinnen Kostüme für die Karnevalsgesellschaft „Mocca-Kännchen“.

„Ärm Söck“ und „Mini-Kännchen“ mit an Bord

Ehedem als reiner Damenclub gegründet, hat die Karnevalsgesellschaft schon seit geraumer Zeit die Männer, die „Ärm Söck“, mit im Boot sowie den tanzenden Nachwuchs in Form der „Mini-Kännchen“. So sind insgesamt 51 Kostüme für den einheitlichen Auftritt im Rosenmontagszug nötig.

Außerdem präsentieren sich die Frauen um Präsidentin Martina Klein beim Abschlusstanz ihrer Sitzung in den Outfits, die jetzt noch Geheimsache sind. „Es hat etwas mit Zirkus zu tun“, mehr will die 50-Jährige nicht verraten.

„Wer nicht nähen kann, fragt uns“

Beim Schneidern sind Martina Klein und Viviane Keuenhof jedes Jahr besonders gefordert. Im Januar haben sie die Stoffe für sämtliche „Kännchen“ und „Söck“ zugeschnitten.

Bei der weiteren Verarbeitung gilt: „Wer nicht nähen kann, fragt uns“, schildert Martina Klein, die diesmal sechs Kostüme anfertigt. Für eines benötigt sie schätzungsweise vier bis fünf Stunden. „Die Kleinigkeiten kosten echt Zeit.“ Reißverschlüsse sind einzusetzen, Knöpfe zu applizieren.

Kilometerzähler an der Nähmaschine

Auch Viviane Keuenhof, Geschäftsführerin der Mocca-Kännchen, hilft wieder den Nichtnähkundigen. Mit der Bernina 1001, einer Maschine, die noch aus ihrer Schulzeit stammt, näht die 42-Jährige darüber hinaus die Stoffbespannungen für die Wägelchen im Eitorfer Rosenmontagszug. „Ich hätte gern mal einen Kilometerzähler an der Maschine“, antwortet sie lachend auf die Frage, wie viel Nähgarn sie pro Session verbraucht.

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Die beiden Frauen liefern Qualität. Zur Befestigung einer goldfarbenen Borte auf schwarzem Grund verwenden sie nicht weiter den schwarzen Faden, sondern spulen eigens ein gelbgoldenes Garn auf. Auch Säume, die später nicht sichtbar sind, werden akkurat genäht.

Nähmaschinen bis Rosenmontag einsatzbereit

Beim Schnittmuster greifen die Hobbynäherinnen – Klein arbeitet als Pharmazeutisch-Technische Assistentin, Keuenhof im Einzelhandel – auf Burda-Vorlagen zurück. „Wir übernehmen die aber nie eins zu eins, wir passen sie an“, erklärt Keuenhof. Nicht zuletzt ist darauf zu achten, dass die Kostüme nicht zu eng sitzen. Für den Zug muss ein dicker Pullover drunter passen.

Bis zum Rosenmontag bleiben die Nähmaschinen in Kleins Esszimmer einsatzbereit. So können noch kleine Ausbesserungen und Korrekturen vorgenommen werden, wenn sich die Mocca-Kännchen nebst Minis und Söck vor dem Zug bei ihrer Präsidentin zum Frühstück treffen.

Kostüme werden aufbewahrt

Bei der ganzen Arbeit ist klar, dass die Kostüme am Aschermittwoch nicht weggeworfen, sondern mindestens vier Jahre aufbewahrt werden. Auch durch den Verkauf an andere Gruppen vorzugsweise außerhalb von Eitorf kommen sie zur Wiederverwendung.

Martina Klein und Viviane Keuenhof freilich geben ihr persönliches Kostüm nicht ab und sammeln: Nummer 21 beziehungsweise Nummer 17 kommt jetzt hinzu.

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