Bücherei Herchen schließtImmer mehr Läden und Einrichtungen im Ort machen dicht

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Herchen

Windeck – Ein halbes Jahr vor dem 50. Jahrestag ihrer Gründung im Dezember soll die Evangelische Bücherei in Herchen zum 30. Juni geschlossen werden. Das hat das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde beschlossen. Büchereileiterin Irmgard Nehmiz ist entsetzt. Pfarrerin Ulrike Ritgen verweist auf die Finanzlage: „Wir müssen uns angesichts knapper Finanzen auf die Diakoniestation konzentrieren.“

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Irmgard Nehmiz leitet die Bücherei seit 2005. Aktuell steht ihr Amelia Pack zur Seite. Nun soll die Einrichtung geschlossen werden.

In Herchen sei nicht viel los. „Das macht mir Sorgen; der Ort bleibt auf der Strecke“, beschreibt Nehmiz ihre Gefühle. Seit 2005 öffnet sie die Bücherei zweimal in der Woche dienstags und freitags im Untergeschoss des evangelischen Gemeindehauses gleich neben der Kirche. 3927 Medien werden dort geboten, und irgendwer aus dem Dorf und den umgebenden Weilern kommt immer, um ein Buch auszuleihen oder eine DVD mitzunehmen.

Treffpunkt für den Ort

„Das ist auch ein Treffpunkt für den Ort“, berichtet Petra Härtle. Sie freut sich, dass inzwischen auch ihre Enkel Bücher ausleihen. Alternativen gebe es weit und breit nicht. Lucy Pack weiß, dass manche Seniorin aus Herchen eigens zum Plausch kommt. Eine von ihnen ist Reingard Krause, die die Bücherei bis 2005 etwa 13 Jahre geleitet hat: „Für mich waren Jugendbücher noch das Hauptgebiet“, erinnert sie sich. Damals kamen die Schüler des inzwischen geschlossenen Internats regelmäßig ins Dorf und zu ihr.

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„Mit mir hat im Vorfeld niemand gesprochen“, sagt Irmgard Nehmiz enttäuscht. „Das hätte man ganz anders vorbereiten können.“ Noch immer kann sie sich vorstellen, in einer anderen Form weiterzumachen, beispielsweise mit einem Förderverein im Hintergrund oder mit Ausleihgebühren, die zumindest einen Teil der Kosten erwirtschaften. Die Herchener könnten aktiv werden, die Gemeinde Windeck ein Signal setzen. Hoffnung setzt sie auch auf eine Gemeindeversammlung am kommenden Sonntag, 11 Uhr, nach dem Gottesdienst.

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Büchereigäste

Nicht nur Bücherei ist bedroht

Die Unterdeckung der Bücherei sei schon lange Thema gewesen, berichtet Pfarrerin Ulrike Ritgen. Sie betont zugleich, dass es für die Evangelische Kirchengemeinde in Herchen um weit mehr gehe als um die Bücherei: „Wir sind hier in der Auflösung begriffen“, bringt sie es auf den Punkt. Bis vor kurzem war Ritgen mit einer halben Stelle in Herchen, mit einer Viertelstelle in Ruppichteroth beschäftigt. Weil Herchen und Eitorf eine pfarramtliche Verbindung eingegangen sind, ist Ritgen nun mit je einer halben Stelle in Eitorf und Herchen im Einsatz. Mit einer ganzen Stelle ist zudem Krimhild Pulwey-Langerbeins Pfarrerin in Eitorf. In Leuscheid gibt es mit Dorothea Böttcher noch eine weitere 75-Prozent-Stelle.

Das Pfarrstellenkonzept der Evangelischen Kirche im Rheinland sehe langfristig für die drei noch selbstständigen Gemeinden zwei Pfarrstellen vor, berichtet Ritgen. Bei der Gemeindeversammlung sei die Bücherei kein eigener Tagesordnungspunkt, aber sicher ein Thema.

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