Die Frucht des KünstlerlebensThomas Baumgärtel zeigt seine Bananen-Kunst in Eitorf

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Thomas Baumgärtel sprühte seine Banane neben den Eingang der Galerie „Incontro“, wo er bis zum 15. August ausstellt.

Thomas Baumgärtel sprühte seine Banane neben den Eingang der Galerie „Incontro“, wo er bis zum 15. August ausstellt.

Eitorf – Jetzt hat Carmen Vetere auch eine Banane, original gesprüht von Thomas Baumgärtel. Der Kölner Künstler besuchte ihre Galerie „Incontro“ in der alten Zigarrenfabrik an der Schümmerichstraße 1. Ab dem Wochenende läuft dort die Ausstellung „German Urban Pop Art“ mit einer umfangreichen Auswahl der Werke des Bananensprayers – eine von insgesamt 27 Einzelausstellungen des 60-Jährigen in seinem Ausstellungszyklus 2019/2020.

„Das sind zwischen 4000 und 5000 Bananen“, schätzte Baumgärtel bei der Aktion das Ausmaß seines Lebenswerks. Angefangen hat es während seines Zivildienstes in einem katholischen Krankenhaus in Rheinberg. In einem Krankenzimmer war ein Kreuz von der Wand gefallen, der Jesus-Korpus lag zerbrochen auf dem Boden.

Zu Baumgärtels Werken gehören Arbeiten rund um den Kölner Dom.

Zu Baumgärtels Werken gehören Arbeiten rund um den Kölner Dom.

„Da habe ich mich an meine Frühstücksbanane erinnert und sie an den Nägeln aufgehängt.“ Dieses Erlebnis war auch die Initialzündung für seinen weiteren Weg: „Ich will Künstler werden, das habe ich mir da vorgenommen.“ Der Banane, Symbol des deutschen Wirtschaftswunders, ist er treu geblieben, hat sie in Collagen, Figürchen und Installationen – wie mit einer 14 Meter langen im Tor des Kölner Doms – immer wieder benutzt. Warhols Exemplar habe er erst später wahrgenommen, sagt Baumgärtel.

Von New York nach Eitorf

Mit seinen gesprayten Früchten adelte er Orte der Kunst, die frei zugänglich sind. In New York hat er die 60 bekanntesten Galerien, Museen und Kunsthäuser in einem Monat geschafft.

Eine Künstlerin beschimpfte ihn deshalb als „Angeber“, weil sie nicht glauben konnte, dass er das erreicht hat. Subversiv und sozialkritisch, wie schon zu den wilden Graffiti-Zeiten, ist er geblieben, bezieht Position zu Corona, Klimakatastrophe und Kapitalismus.

Carmen Vetere hat den Kölner nach Eitorf geholt.

Carmen Vetere hat den Kölner nach Eitorf geholt.

In der Galerie „Incontro“ werden Spraygramme, Tacker oder Flaschenöffner, die als Schablone dienen, ebenso zu sehen sein wie Industrierelikte oder das Wappen der amerikanischen National Security Agency (NSA), bei der der Adler – auf was wohl? – einer Banane sitzt.

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Übermalte alte Meister finden sich ebenso wie eine seiner alten Schablonen. Wegbereiter der deutschen Street Art hat ihn Carmen Vetere in ihrer Ankündigung genannt, passender geht es wohl kaum.

Die Ausstellung von Thomas Baumgärtel wird am Pfingstwochenende eröffnet, 30./31. Mai, 1. Juni, 10 bis 18 Uhr, ab dann ist sie bis zum 15. August, Mittwoch bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, zu sehen.

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