Heu kontaminiert, Ernte dahinWindecker Landwirt bangt nach Scheunenbrand um Existenz

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Brand Windeck Scheune

Die abgebrannte Scheune in Windeck. Alleine 800 Heuballen sind den Flammen zum Opfer gefallen.

  • Am Samstag ist nahezu die gesamte Ernte des Windecker Landwirts Axel Taubensee verbrannt.
  • Ihm fehlt damit das Futter, um seine 350 Kühe über den Winter zu bekommen.
  • Die Folgen sind katastrophal. Aufgeben möchte Taubensee aber nicht – Windeck hilft ihm dabei.

Windeck – „Das sind Top-Jungs und Mädels. Die waren schnell da und haben super gearbeitet.“ Trotz aller Dankbarkeit gegenüber den Feuerwehrkräften und übrigen Helfern wirkt Landwirt Axel Taubensee am Montagmorgen noch niedergeschlagen. In der Nacht zum Sonntag war wenige Meter von seinem Hof entfernt eine Zelthalle mit 800 Heuballen in Flammen aufgegangen. Die Freiwillige Feuerwehr, unterstützt vom Deutschen Roten Kreuz und dem Technischnischen Hilfswerk hatte keine Chance, die Flammen schnell zu löschen, und konnte die Ballen nur kontrolliert abbrennen lassen.

Dass die Windecker zusammenhalten, hat der 49 Jahre alte Pächter des Hofes in Wilberhofen schon während des Brandes und am weiteren Wochenende erfahren, und das schon unmittelbar nach Ausbruch des Feuers am späten Samstagabend. In Windeseile waren Kollegen da, die mit den Hubgabeln ihrer Traktoren intakte Heuballen aus der Halle holten und auf eine Wiese brachten. Zum Einsatz kamen nur zwei, weil der Platz vor der brennenden Halle zu klein war.

Heureste sind kontaminiert

„Da ist die Futtergrundlage für meine Kühe verbrannt“, stellt Taubensee fest. Nach dem viel zu trockenen Jahr 2018 hätten er und seine Kollegen eine recht gute erste Ernte eingefahren, berichtet er. Die sei für ihn jetzt verloren. Was nicht gerettet werden konnte, ist mit Ruß und der verbrannten Kunststoffhaut der Halle kontaminiert. „Das kann ich noch nicht einmal auf meine Felder fahren. Das ist Sondermüll.“

Neues Konzept

Bewährt hat sich laut Ralf Beyer, Fachberater beim Technischen Hilfswerk in Siegburg, in Wilberhofen ein neues Konzept der Räumgruppen. Verteilt auf Siegburg, Bergisch Gladbach und Köln seien ein Teleskoplader, ein Bagger und ein Schaufellader stationiert. An allen drei Standorten gebe es Fahrer für alle drei Fahrzeuge. In Wilberhofen waren ein alter Radlader aus Siegburg und der Bagger aus Bergisch Gladbach im Einsatz.

Dazu ergänzend kamen Fahrer auch aus Köln, um die Kollegen bei Einsätzen unter Atemschutz öfter ablösen zu können. „Auf den Atemschutz konnten wir dann verzichten, weil der Regen den Rauch niedergedrückt hat“, erklärte Beyer.

Wie er seine 350 Kühe im kommenden Winter füttern soll, weiß der 49-Jährige noch nicht. Dass er irgendwo in der Region hochwertiges frisches Heu kaufen kann, hält er für unwahrscheinlich. Für eine zweite ergiebige Ernte war es im Sommer zu trocken. „Altes Pferdeheu kann ich für meine Milchwirtschaft nicht brauchen.“ Am Ende bleibe nur, Heu in weiter entfernten Regionen zu kaufen.

Polizei schätzt Schaden auf 100 000 Euro

32 000 Euro sei allein das Heu wert gewesen, Transportkosten, die jetzt anfallen, noch gar nicht gerechnet. Hinzu komme die Entsorgung der kontaminierten Reste und der Wiederaufbau der Halle. Die Polizei schätzte den Schaden auf 100 000 Euro. Taubensee: „Was die Versicherung zahlt, weiß ich noch nicht.“ Weil angesichts mehrerer Brände in den vergangenen Wochen rund um Wilberhofen und Rossel zumindest der Verdacht besteht, dass gezündelt wurde, wurde Anzeige wegen Brandstiftung erstattet. Brandermittler waren bereits vor Ort. Ergebnisse lägen noch nicht vor, hieß es aus der Pressestelle der Kreispolizei.

Eine trotz der katastrophalen Folgen positive Bilanz des Einsatzes in Wilberhofen zieht Einsatzleiter Daniel Walter. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit DRK und THW. „Man muss mal seine Grenzen überwinden und Neues versuchen“, erklärt er den Einsatz des THW. Lob und Anerkennung spendet Walter in Richtung der benachbarten Bauern und Lohnunternehmer, die ohne Rücksicht auf die eigenen Geräte vollen Einsatz gezeigt hätten. Probleme habe es mit der Wasserversorgung gegeben. Gründe seien immer neue Verordnungen zum Trinkwasser und der niedrige Wasserstand der Sieg.

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