Hohe WaldbrandgefahrLöschteiche in der Nutscheid bei Windeck sind leer

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Waldbrandgefahr_Nutscheid

Bis an die Dörfer reichen die Wälder der Nutscheid heran.

Windeck – Ende vergangener Woche hatte die Windecker Feuerwehr noch einmal Glück: Ein brennendes Auto war gemeldet worden, an einem Waldrand schlugen zehn Meter hohe Flammen aus einem Forstbagger.

„Zum Glück waren nur Laubwald und abgeräumter Fichtenbestand in der Nähe“, berichtete Gemeindebrandinspektor Daniel Walter am Mittwoch bei einem Ortstermin mit Bürgermeisterin Alexandra Gauß und Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg.

Dass in der Nutscheid nördlich der Sieg und in der Leuscheid südlich des Flusses schnell eine Katastrophe geschehen kann, ist für die Verantwortungsträger keine Frage. Vielerorts reichen die Wälder bis an die Dörfer heran. Fachwerkhäuser stehen in unmittelbarer Nähe trockener Fichten, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind.

Die Löschteiche sind verlandet

In dieser Situation droht den Feuerwehren die Wassernot. Zwar sind Tankfahrzeuge und Schlauchwagen im Kreis verteilt, Kanalreinigungsfirmen haben sich ebenso wie Landwirte mit ihren Tankfahrzeugen in Alarmpläne einbinden lassen. Für den wichtigen Erstangriff gegen die Flammen fehlt dagegen das Wasser, weil die Löschteiche größtenteils verlandet sind.

Angelegt wurden die Löschteiche in der Nutscheid in den 70er Jahren. Regelmäßig nach dem Ende der Laichzeit im Herbst habe das damalige Forstamt das Wasser abgelassen, hat Daniel Walter in Erfahrung gebracht. Damit seien Laub und Schlämme mit der Zeit über den Bach abtransportiert worden.

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„Irgendwann durfte das wegen des Artenschutzes nicht mehr sein“, berichtete er. Die Feuerwehr habe bei Übungen immer mal wieder frisches Wasser in die verlandenden Tümpel gepumpt, um den Sauerstoffgehalt zu erhöhen. Ausgebaggert wurde nicht mehr.

„Hier treffen zwei schützenswerte Güter aufeinander, Naturschutz und Bevölkerungsschutz. Für mich überwiegt der Bevölkerungsschutz“, brachte es Gauß auf den Punkt, machte aber klar: „Ich möchte die Situation gelöst bekommen.“

In der Sache seien sich Vertreter aller beteiligten Behörden einig, betonten auch Engstenberg und Walter. Sie sind froh, dass sich nach Jahren des Stillstands nun endlich etwas tut. „Alle haben an einem Tisch gesessen und haben die Knackpunkte abgearbeitet“, schilderte Daniel Walter.

Drohung des BUND bereitet Sorge

Anlass zur Sorge bereitet die Drohung des Windecker BUND-Sprechers Paul Kröfges, er behalte sich eine Strafanzeige vor, wenn der Kreis zulasse, dass die Schlämme aus den Teichen im benachbarten Wald verdünnt wieder verteilt würden. Der BUND hatte seine Zustimmung zum Ausbaggern der Teiche und Verteilen des Schlamms aus diesem Grund im Landschaftsbeirat des Rhein-Sieg-Kreises verweigert.

Der BUND sei auf keinen Fall gegen die Feuerlöschteiche als solche, stellte Kröfges in einer schriftlichen Stellungnahme klar. Der ausgebaggerte Schlamm aber müsse nach geltender Rechtslage nicht in den Wald gebracht werden – „es sei denn, der Nachweis wird erbracht, dass dies schadlos und (...) rechtskonform doch möglich ist“, schrieb er. „Es wäre auch nichts gegen die Neuanlage von Teichen einzuwenden, wenn diese entsprechend ökologisch korrekt, insbesondere für Amphibien geeignet gestaltet und im Nebenschluss angelegt würden.“

Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg arbeitet indessen bereits in größerem Rahmen an einem Einsatzplan für die Nutscheid und die Leuscheid. Bis Ende 2021 sei für die Waldgebiete eine Stabsübung vorgesehen.

Im kommenden Jahr werde dann eine Einsatzübung mit mehreren hundert Einsatzkräften auch aus benachbarten Kreisen wie Oberberg oder Altenkirchen angesetzt, in die auch die neuen Löschhubschrauber der Bundespolizei eingebunden würden. Die Corona-Pandemie, sagte Engstenberg, habe diese Übung im laufenden Jahr vereitelt.

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