Krieg in der UkraineSchüler in Eitorf und Windeck demonstrieren für Frieden

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Rund 1500 Kinder und Jugendliche nahmen an der Kundgebung für den Frieden auf dem Eitorfer Markt teil. 

Eitorf/Windeck – „Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden.“ Mit dieser unmissverständlichen Botschaft gingen am Freitag rund 1500 Schülerinnen und Schüler in Eitorf auf die Straße. Meist zu Fuß und vereinzelt mit Bussen kamen sie von den Grundschulen, dem Gymnasium, der Sekundarschule und dem Berufskolleg zur zentralen Kundgebung auf den Marktplatz. Der Autoverkehr kam im Ort zum Stillstand.

Die Botschaft, die sie in einem offenen Brief formuliert hatten, trugen sie hundertfach auch auf Plakaten vor sich her: Peace – Frieden.

„Das ist wirklich krass, wie viele Leute hier sind“, stellte Severin Hudelmayer erfreut fest, mit Gesine Bohlscheid Schülersprecher des Gymnasiums und Moderator der Kundgebung. Mit Schülervertretern der übrigen Schulen hatten sie die Demonstration in den vergangenen drei Wochen vorbereitet. Der Krieg in der Ukraine habe ihn und seine Mitschülerinnen und -schüler „schockiert und traurig gemacht“, sagte Hudelmayer.

Frieden, Demokratie, ein friedliches Miteinander in Europa, Menschlichkeit und Gerechtigkeit, das seien ihre Werte, formulierten Sprecher der Schulen. „Gewalt ist keine Lösung!“ und „Alle Kinder auf der Welt haben das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit! Auch die Kinder in der Ukraine möchten Frieden. Sie wollen spielen, malen und frei sein. Genau wie wir“, hatten sie in ihrem offenen Brief formuliert.

Bürgermeister Rainer Viehof zeigte sich erfreut über das Engagement der jungen Generation. Das sei gelebte Demokratie. „Ihr lebt gerade unsere Verfassung“, rief er den Teilnehmern zu. 50 Menschen aus der Ukraine seien in Eitorf angekommen. Die gelte es nun zu integrieren. Musiklehrer Gero Klevenow stimmte mit dem Q2-Musikkurs des Gymnasiums und den Demonstrierenden den Kanon „Peace To The World“ an.

Nicht so glücklich waren die Organisatoren über einige Erwachsenen, die sich im Gegensatz zu den Jugendlichen und Kindern am Rand der Demonstration nicht an die Maskenpflicht hielten.

Friedenstreffen in Windeck mit 1500 Schülern und Schülerinnen

Ob der russische Kriegsherr sich je gefragt hat, welches Vorbild er für Kinder und Jugendliche abgibt, wenn er von ihm hörigen Rekruten die Ukraine in Schutt und Asche bomben lässt? In einem nie dagewesenen Zusammentreffen aller Windecker Schulen trafen sich in lückenloser Einigkeit rund 1500 Schüler zu einem Friedenstreffen auf dem Vorplatz des Kulturzentrums Kabelmetal in Schladern. Sie alle hatten eine klare Antwort für Putin. Sie fordern lautstark mit dem israelischen Volkslied Hevenu Shalom Alechem – „Frieden für alle“.

Auf vielfältige Weise gaben die jungen Leute ihrer Sorge auf Schildern und Plakaten Ausdruck, etwa „Mr. Putin, wir haben Angst, dass Kinder ihre Eltern verlieren“. Der Schülersprecher vom Bodelschwingh-Gymnasium in Herchen, Tom Gatzmanga, packte Schüler-Sorgen in eigene Worte: „Aus der eigenen Geschichte haben wir gelernt, dass Krieg nur Hass und Elend bringt. Der Krieg gegen die Ukraine, diese Auseinandersetzung mitten in Europa, bewegt uns alle. Gemeinsam setzen wir ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt, für Menschenrechte, Frieden und Demokratie. Es ist das erste Mal in Windeck, dass Schüler und Schülerinnen für eine gemeinsame Haltung zusammengefunden haben. Als Schulgemeinschaft kann man Brücken bauen und Grenzen abbauen. Wir verurteilen jede gewaltsame Auseinandersetzung und stehen fest an der Seite der Menschen in der Ukraine.“ Das unterstrich die große Teilnehmerschaft mit lautem Beifall.

„Es war sehr bewegend und eine starke Aktion mit symbolischer Kraft. Wir haben gezeigt, dass uns nicht egal ist, was passiert, dass wir diesen Krieg nicht tolerieren“, erzählte Gatzmanga nachher im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir können jeden Tag dafür dankbar sein, in einem freien Land zu leben, dafür müssen wir kämpfen.“

Mit Tränen in den Augen überbrachte Windecks Bürgermeisterin Alexandra Gauß ihre Grußworte. „Ich bin total geflasht, es ist so beeindruckend von oben auf diese Menge zu schauen, es sind so viele, so laut, so klar und deutlich. Bitte gebt Euch selbst einen Applaus.“

Sie nahm Bezug auf ihre Generation, die vor 2000 geboren ist. „Wir hatten den Traum immer alle frei und ohne Krieg zu leben. Diese Illusion wurde am 24. Februar zerstört. Wir organisieren uns hier für den Frieden, es stirbt in diesem Krieg nicht der Kriegstreiber im Kreml. Wir wollen keinen Krieg, Stop the War.“

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Die ukrainische Pianistin Oleana Terskov überbrachte musikalisch Friedensgrüße und Schüler sprachen sie in verschiedenen Muttersprachen. Zu John Lennons Friedenshymne „Imagine“ schickte für jede Schule ein Schulkind einen weißen Friedens-Luftballon in den Himmel.

Für Katia Hripin, Lehrerin an der Gesamtschule Windeck, die vor 23 Jahren aus Russland nach Deutschland kam, glaubt: „Dieser Krieg wird tiefe Spuren hinterlassen und Völker voneinander trennen, anstatt sie näher zusammen zu führen.“ Der Kontakt zu ihrer Familie und zu Freunden in Russland ist schwierig: „Das, was ich höre, ist stark zensiert und Propaganda. Immer noch glauben einige an eine Militärübung.“

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