Nach BrandHubert von Carnap investiert fünf Millionen Euro in den Standort Windeck

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Millimetergenau werden die Elemente der neuen Druckmaschine auf den Fundamenten platziert. 

Windeck – Noch steht in der großen Halle des Kartonagen-Herstellers Hubert von Carnap ein Kran mit einer fahrbaren Bühne. Monteure der Firma Koenig & Bauer aus Radebeul bei Dresden setzen tonnenschwere Maschinenelemente millimetergenau an der Stelle ab, wo in wenigen Wochen bis zu 250.000 Papp- und Papierbögen pro Tag bedruckt werden können. Die neue Druckmaschine in Mauel wird mit fünf Farb- und einem Lackierwerk eine der größten Druckmaschinen an der Oberen Sieg sein.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2020, in dem Hubert von Carnap auf 150 Jahre Firmengeschichte zurückblickte, war an der alten Druckmaschine ein Feuer ausgebrochen, der Alptraum für einen papierverarbeitenden Betrieb schlechthin. Ein Übergreifen auf weitere Teile der Produktion konnte die Feuerwehr an jenem Freitag, dem 4. September, verhindern. Der Schaden war dennoch immens.

Nach dem Brand musste andernorts gedruckt werden

Drucken war seitdem nicht mehr möglich. Geschäftsführer Jürgen Bergmann musste die Papp- und Papierbögen, die sonst im eigenen Haus veredelt werden, in Druckereien in der ganzen Republik verteilen, bedrucken lassen und zur Weiterverarbeitung nach Windeck zurückholen.

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„Der Brand hat uns im Nerv getroffen“, berichtet der Assistent der Geschäftsführung, Martin Trojca, „hinter uns liegen neun Monate Husarenritt.“ Schließlich werden 95 Prozent der Verpackungen, die Hubert von Carnap für Lebensmittelhandel, Pharmazeuten, Sprengstoffhersteller und Autozulieferer herstellt, vor Ort bedruckt.

Statt den Schaden an der alten Maschine Baujahr 2002 von der Versicherung ersetzen zu lassen, entschied die Geschäftsführung sich für einen großen Wurf. Sie bestellte eine neue Maschine bei Koenig & Bauer, auch um die Produktionskapazitäten ausweiten zu können. „Wir investieren in die Zukunft des Standortes Windeck“, erklärt Trojca. „Das ist die erste Neuanschaffung in dieser Dimension seit 1990.“ Mehr als sechs Millionen Euro sollen dafür am Ende geflossen sein.

Vom Rhein zur Sieg

In Köln 1870 gegründet, baute die Firma Hubert von Carnap 1972 ein Zweitwerk in Windeck. Zwei Jahre später zog die komplette Produktion an die Sieg. 50 Mitarbeiter produzieren Verpackungen vom einfachen Karton bis zum komplizierten Warenträger. Verwaltungssitz ist bis heute Köln. (sp)

Während die neue Druckmaschine in Radebeul gebaut und vormontiert wurde, waren auch in Mauel Baufirmen und Handwerker aktiv. Die Brandschäden an Dach und Fassade wurden beseitigt. Völlig neue Fundamente für die Druckmaschine mussten ersetzt und neu gegossen werden. Drei Kompressoren mit einer Leistung von je 90 KW, deren Vorgänger als Ursache für den Brand im September ausgemacht wurden, stehen demnächst am anderen Ende in einem speziell dafür abgetrenntem Raum. Sie arbeiten energieeffizienter und werden in Zukunft mit ihrer Abwärme noch die Produktionshallen heizen. Nötig ist auch ein neuer Stromtrafo, der die in den Startphasen höhere Energie liefert. Strom bezieht Hubert von Carnap von der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach.

Völlig neu konzipiert wurde die gesamte Druckstraße. Rund um die Maschine von Koenig & Bauer entsteht derzeit eine extrem lange Pufferzone für das Rohmaterial. Von den Paletten, auf denen Spediteure sie anliefern, werden die Pappbögen in Zukunft umgeladen und, auf die Produktion abgestimmt, kommissioniert. So kommen vorn an der Maschine immer gerade die Paletten mit Bögen an, die als nächste zur Weiterverarbeitung gebraucht werden. Das spart vor allem Zeit und vermeidet unnötige Unterbrechungen.

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In den Startlöchern steht inzwischen auch Manuel Knoop. Der Druckleiter zieht mit seiner Druckvorstufe, in der unter anderem die Druckplatten entstehen, in ein neues Geschoss, das in Kürze über der Druckmaschine eingezogen wird, da, wo derzeit noch Kran und Bühne im Einsatz sind. Von dort werden die Platten später unmittelbar in die Farbwerke eingezogen.

Ein wenig stolz sind Bergmann und Trojca auch darauf, dass nahezu alle am Bau beteiligten Firmen aus der Region kommen. Wenn jetzt auch noch der bislang frei gebliebene Ausbildungsplatz für Verpackungstechnologie und ein Mitarbeiter zur Bedienung des Stanzautomaten besetzt werden könnten, wären fast alle aktuell offenen Wünsche erfüllt.

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