Ungewöhnliche MieterEine Wohnung für 500 Fledermäuse in Eitorf

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Die Fledermäuse aus Eitorf.

Die Fledermäuse aus Eitorf.

Eitorf – Es ist dunkel auf dem Dachboden, aber immer wieder ertönt leises Fiepen. Erst der Blick durch das Nachtsichtgerät verrät: Da hängen Fledermäuse - und zwar eine ganze Menge. Mehr als 500 „Große Mausohren“ leben im alten Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde in Eitorf. Alle Tiere sind Weibchen, die in Kürze hier ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen werden. Die sogenannte Wochenstube in Eitorf ist eine der größten Fledermausquartiere in Nordrhein-Westfalen.

Vor etwa sechs Jahren hatten Dachdecker bei Arbeiten Fledermaus-Kot gefunden. Heidrun Brieskorn und ihr mittlerweile verstorbener Mann vom BUND-Arbeitskreis Mittlere Sieg forschten nach - und stellten fest, dass sich zahlreiche Fledermäuse der Art Großes Mausohr unter den Ziegeln eingenistet hatten. Dem damaligen Mieter der Dachgeschosswohnung wurde das irgendwann zu viel: Er zog aus - und stattdessen zogen bald noch viel mehr Fledermäuse ein.

Denn 2011 mietete der Naturschutzbund (NABU) NRW die Wohnung an. Mit Geldern der NRW-Stiftung machten sich die Tierschützer ans Werk und bauten die Räume fledermausgerecht um. So wurden Fenster verdunkelt, zusätzliche Ritzen zum Verstecken geschaffen und Bretter zum Anhängen angebracht. Auch Thermometer und Bewegungsmelder wurden installiert. Regelmäßig reinigen die BUND-Mitglieder den Dachboden von Kot und kümmern sich um die Instandhaltung. Mit Erfolg: „Von Jahr zu Jahr kommen mehr Tiere“, berichtet Heidrun Brieskorn. Waren es anfangs noch 175, zählte sie zuletzt 522 Mausohren.

Zum Zählen legt sich die 74-Jährige nach eigenen Angaben einmal wöchentlich spätabends nahe dem Pfarrhaus auf die Lauer. Ausgerüstet mit Jägerstühlchen, Stativ, Infrarotkamera und Nachtsichtgerät beobachtet und zählt sie die ausfliegenden Fledermäuse. Durch eine kleine Luke verlässt ein Großes Mausohr nach dem anderen das Quartier, um sich auf die Jagd nach Nahrung zu machen. Die Tiere, die eine Flügelspannweite von bis zu 43 Zentimetern erreichen können, fressen vor allem Laufkäfer.

Große Mausohren stehen unter strengem Schutz

Große Mausohren gelten nach Angaben des NABU als stark gefährdet und stehen wie alle Fledermausarten unter strengem Schutz. Das alte Pfarrhaus in Eitorf hatte im vergangenen Jahr als erstes Gebäude in NRW die Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus“ erhalten. Mit der vom NABU und dem NRW-Umweltministerium getragenen Aktion sollen die Bemühungen von Menschen anerkannt werden, die Fledermaus-Quartiere unterstützen.

„Bei Renovierungen und energetischen Gebäudesanierungen werden Spalten und Ritzen oft dichtgemacht. Dadurch verlieren Fledermäuse ihr Zuhause“, erläutert NABU-Projektkoordinatorin Sarah Sherwin. Mittlerweile hätten rund 120 Gebäude in NRW die Plakette als fledermausfreundliches Haus erhalten, darunter Privathäuser, Schulen, Kirchen und Burgen. In den nächsten zwei Jahren soll die Zahl auf etwa 300 steigen. (dpa)

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