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Flohmarkt abgesagtApotheken und Supermärkte melden Engpässe wegen Coronavirus

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So gut wie ausverkauft sind Brotbackmischungen: Immer mehr Bürger stocken jetzt ihre Vorräte auf.

So gut wie ausverkauft sind Brotbackmischungen: Immer mehr Bürger stocken jetzt ihre Vorräte auf.

Rhein-Sieg – Krankenhäuser und Altenheime sind auf eine zunehmende Zahl von Corona-Infektionen längst vorbereitet. Doch auch Bürger wollen sich gegen Ansteckung schützen. Die Redaktion gibt einen Überblick.

Veranstaltungen

Aus Sorge um das grassierende Corona-Virus hat die evangelische Kirchengemeinde Honrath einen für den 7. März geplanten Flohmarkt für Kindersachen abgesagt: „Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt“, wie die Gemeinde mitteilt. Das Amt habe geraten, Organisatoren und Besucher zu schützen. Der Flohmarkt werde auf unbestimmte Zeit verschoben, teilte Elke Friese vom Gemeindebüro mit. Das sei zwar ärgerlich, „aber die Gesundheit geht vor“. Gerade bei einem Kinderflohmarkt, der auch von Schwangeren besucht werde, sei eine Absage sicherlich sinnvoll.

Von einer „vorsorglichen Empfehlung“ spricht Rita Lorenz, Leiterin der Kreispressestelle. „Letztlich liegt es aber derzeit im Ermessen eines jeden Veranstalters, Events abzusagen oder beizubehalten.“ Anstehende Großveranstaltungen abzusagen sei derzeit nach Rücksprache mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden nicht vorgesehen. In der Karnevalszeit habe es für Absagen keine Notwendigkeit gegeben, „da Europa zum Zeitpunkt der Karnevalsveranstaltungen epidemisch nicht belastet war“. Absagen würden grundsätzlich durch die örtlichen Ordnungsämter in Absprache mit den Gesundheitsämtern erfolgen.

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Apotheken

Am Schaufenster der Linden-Apotheke in Lohmar und im Ladenlokal hängen gut sichtbare Zettel, die darauf hinweisen, dass zurzeit keine Mundschutzmasken und Händedesinfektionsmittel vorrätig sind. „Wir sind komplett ausverkauft“, sagt Inhaberin Dr. Julia Bolten-Hirsch. Bei den Großhändlern sei absolut nichts zu bekommen. „Wir haben uns jetzt direkt an die Hersteller gewendet“, so die Apothekerin. Desinfektionsmittel würde wohl in den nächsten Tagen geliefert. „Bei Atemschutzmasken ist der Markt aber leer gefegt.“

Dass jetzt Leute versuchten, mit diesen Waren durch überteuerte Angebote Geschäfte zu machen, sei „unglaublich“. Auch in anderen Apotheken gibt es weder geeignete Atemschutzmasken noch Handdesinfektionsmittel. In einer Apotheke, in der die Flaschen zuvor rationiert und nur einzeln verkauft wurden, nennt eine Verkäuferin zur Begründung, dass solche Mittel zuvor in großen Mengen aufgekauft und zu überhöhten Preisen im Internet gehandelt worden seien.

Der Rhein-Sieg-Kreis sieht sich dabei nicht in der Pflicht: „Lösungsansätze zur Versorgung mit persönlicher Schutzausrüstung werden derzeit auf Bundesebene abgestimmt“, antwortet Rita Lorenz auf eine entsprechende Anfrage der Redaktion. „Der Rhein-Sieg-Kreis bevorratet seinerseits keine Atemschutzmasken für die Bevölkerung.“ Dem Robert Koch Institut zufolge senkt allerdings häufiges und gründliches Händewaschen ein Infektionsrisiko schon erheblich. Eine Schutzmaske sollten dem Institut zufolge infizierte Personen tragen, um Ansteckungen zu vermeiden. Dass das Risiko für einen gesunden Menschen durch das Tragen einer Maske gesenkt wird, sei nicht hinreichend erwiesen.

Caritas

„Derzeit geht das Leben in unseren Altenpflegeeinrichtungen seinen gewohnten Gang“, sagte Caritas-Bereichsleiterin Adelheid Paas auf Anfrage: Spiele- und Gesangsnachmittage finden statt, die Besuche von Angehörigen sind nach wie vor willkommen.

Gerüstet sind die Einrichtungen des Kreisverbands – das Helenenstift in Hennef und Haus Elisabeth in Niederkassel – gleichwohl: Die Beschäftigten würden im Fall einer Corona-Infektion wie bei einer herkömmlichen Grippe vorgehen. In solchen Fällen werden alle Mitarbeitende – auch in Hauswirtschaft, Wäscherei und Haustechnik – unverzüglich von der Pflegedienstleitung benachrichtigt, ebenso der Hausarzt und Angehörige sowie Besucherinnen und Besucher des Hauses. Eng eingebunden ist ferner von Anfang an das Gesundheitsamt.

Die dann notwendige Isolierung möglicher Patientinnen oder Patienten, so Adelheid Paas, sei in beiden Häusern leicht möglich: Im Helenenstift gebe es ohnehin nur Einzelzimmer, im Haus Elisabeth für die wenigen noch verbliebenen Doppelzimmer Ausweichräume für den Notfall. Auch die Schutzkleidung ist im Haus längst bekannt: Langarmkittel, Handschuhe und Mund-Nasen-Schutz sind beim Betreten eines Isolierzimmers anzulegen, die Entsorgung des Materials ist klar definiert.

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„Wir sind gut ausgerüstet“, sagt Adelheid Paas. Doch räumt sie ein: „Auch wir spüren, dass die Lieferanten unserer Desinfektionsmittel seit Wochen längere Lieferzeiten haben.“ Ein weiteres Problem haben die Caritas-Altenpflegeinrichtungen ebenso wie alle anderen Pflegeheime und Krankenhäuser: Normalerweise, so ist es im Qualitätshandbuch festgelegt, werden Patientinnen und Patienten von Pflegepersonal versorgt, das gegen Grippe geimpft ist. Im Fall Corona müssen sich alle Beteiligten derzeit auf eine umfassende Hand-Hygiene verlassen. „Mehr gibt es nicht“, sagte eine Sprecherin.

Supermarkt

In den Supermärkten leeren sich die Regale mit den lang haltbaren Lebensmitteln. Etliche Verbraucher „hamstern“. „Es ist enorm“, bestätigt Julia Klein-Heßling, deren Familie drei Edeka-Märkte in Lohmar, Birk und Siegburg betreibt. Vor allem Nudeln, Reis, Mehl, Konserven und H-Milch würden gekauft. Entsprechend werde nachgeordert. Desinfektionsmittel seien indes schon nicht mehr lieferbar.

Beim Gang durch den Markt in Lohmar fallen Löcher in den Regalen auf. „Desinfektionsmittel und Brotbackmischungen sind so gut wie ausverkauft“, sagt Leiter Uwe Dönni. Auch Mehl gehe langsam zur Neige. „Wir haben am Morgen die Regale aufgefüllt, jetzt sind sie fast leer.“

Sorgen brauche sich der Kunde allerdings nicht zu machen. „Bei Lebensmitteln gibt es noch genug auf Lager, wir füllen wieder auf.“ Eine solche Vorratshaltung der Kunden, sagt der 56-Jährige, habe er noch nicht erlebt. „Dass bei heißen Sommern mal Getränke knapp werden, gab es schon in den vergangenen Jahren. Aber bei Desinfektionsmitteln und Brotbackmischungen habe ich das noch nie erlebt.“

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