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Acker auf FabrikgeländeHennefer Kinder lernen bei der „Gemüse-Ackerdemie“ zu gärtnern

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Trotz des Regenwetters sind die Zweitklässler auf dem Acker mit Eifer bei der Arbeit. 

Hennef – „Das ist sehr spannend“, sagte die acht Jahre alte Amelie, als sie die kleinen Maispflänzchen in den Boden setzte. Gemeinsam mit Mona (8) und Celine (7) hat sie ein ganz besonderes Thema für das zweite Schuljahr. „Wir sollen eine Pastinake beobachten, wie lange sie braucht, um zu wachsen, zum Beispiel“, erklärte Amelie. Mona beschrieb, was ihr besonders Spaß machte: „Draußen sein, pflanzen, lernen.“

Das Trio macht mit bei der „Gemüse-Ackerdemie“ der drei zweiten Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Gartenstraße. Miriam Stollenwerk, die das Bildungsprogramm begleitet, wuselte zwischen den fünf Beeten hin und her, leitete bei der Pflanzaktion im Landregen an. „Wir wollen den Kindern zeigen, wie Gemüse wächst, und ihnen seinen Wert nahe bringen.“ Alte Sorten sind gefragt: „Die lilafarbene Kartoffel fasziniert die Kinder immer, aber auch die rote, gelbe oder geringelte Bete.“

Das Schulgelände gab keinen Acker her, aber auf dem gegenüber liegenden Grundstück der Gebrüder Steimel Maschinenfabrik gab es Platz. Lehrer Steffen Otto hatte das Gärtner-Programm bei der Bildungsmesse didacta in Dortmund gesehen. Auf der Fläche hatte er Schafe gesehen und überlegt, wem sie wohl gehörten. Schnell fand er den Kontakt zu Geschäftsführer Justus Volhard, der angetan war von der Idee. Mit der Stadt wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen und los ging es.

Begleitprogramm für Eltern und Lehrer

Die Gemüse-Ackerdemie ist ein Bildungsprogramm, das in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten wird. Mehr als 800 Schulen und Kindertagesstätten beteiligten sich inzwischen daran, berichtete Miriam Stollenwerk. In Hennef wird sie unterstützt von der F.-Victor-Rolff-Stiftung.

Auf dem Schulgelände oder in unmittelbarer Nachbarschaft wird ein Gemüseacker als fester Lernort etabliert. Die Arbeit wird mit den bereit gestellten, innovativen Bildungsmaterialien in den Unterricht eingebunden. Die Schülerinnen und Schüler bauen innerhalb eines Kalenderjahres bis zu 30 Gemüsesorten an, pflegen und ernten, probieren und verwerten sie.

„Wir sind mit Hennef sehr verbunden“, meinte Volhard, dessen Firma zudem rund 1000 Euro spendete. „Für uns ist das eine Expansionsfläche, aber noch ist da nichts absehbar. Ich bin froh, dass sie jetzt so genutzt wird.“ Er bekräftigte das Ja zum Standort, durch die Krise sei das 1878 gegründete Traditionsunternehmen gut gekommen. Niemandem sei betriebsbedingt gekündigt worden, versicherte der Firmenchef.

Schulleiterin Dagmar Kern nahm die Initiativen des Kollegen Otto gern auf: „Die Schulgemeinschaft ist begeistert.“ An mehreren Freitagen grub das Kollegium die rund 250 Quadratmeter Ackerfläche um. Die Offene Ganztagsschule (OGS) ist auch dabei. „Wir fühlen das als Gemeinsames“, so Kern. Sie hat schon jetzt den Eindruck: „Die Kinder haben viel mehr Lust zu schreiben und zu lesen.“

Also wird gehäufelt, gepflanzt, gezupft und geharkt. „Das Einpflanzen macht Spaß“, erklärte Ranziman (8). Kilian (8) sagte: „Ich finde gut, dass ich buddeln kann.“ Gelassen nahm Dominik (8) den Regen. „Das Wetter macht uns nichts aus.“ Ganz im Gegenteil, wie Amelie meinte: „Das Matschen ist das Schönste.“

Den besten Spruch aber hatte Miriam Stollenwerk aufgeschnappt: „Wo sollen wir das Lauch beerdigen?“ Sellerie, Möhren, Kartoffeln, Zucchini, Mangold, all das werden sie ernten und essen. Was sie selbst nicht verbrauchen, verkaufen sie in den Familien.

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