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Aktionstag in HennefDigitalisierung fordert die Kommunen

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Neuartige Datennetzwerke erreichen auch abgelegene Orte. 

Hennef – Ein Sofa, das mit zügiger Geschwindigkeit auf der dicht befahrenen Frankfurter Straße unterwegs ist – das stellte selbst Martin Stein von der Fraunhofer Gesellschaft zunächst vor ein Rätsel. Der in Sankt Augustin angesiedelte Wissenschaftler hatte sich die Hennefer Durchgangsstraße als Versuchsstrecke ausgesucht, um mit Hilfe von Kameras und Künstlicher Intelligenz (KI) Verkehrsströme zu erfassen und auszuwerten: „Das Programm dokumentierte zwar zuverlässig Pkws, Lkws und Motorräder“, berichtete Stein beim Aktionstag „Hennef Digital 2022“ in der Meys Fabrik, „aber eben auch ein Pferd und ein Sofa, die offenbar ebenfalls auf der Frankfurter Straße fuhren“.

Werbefoto verwirrte Software

Bei der Auswertung stellte sich heraus, dass der Werbeaufdruck auf einem Lkw die Software gefoppt hatte: „Deshalb ist es so wichtig, dass die Künstliche Intelligenz durch ständiges Lernen immer besser wird.“ Gleichzeitig beruhigte der Forscher bei „Hennef Digital 2022“: Bis zu einem intelligenten Roboter wie Arnold Schwarzeneggers „Terminator“ sei es noch weit hin.

Die Veranstaltung unter dem Motto „Gemeinsam in die Zukunft“ sollte zeigen, was in Hennef digital heute schon möglich ist – und wo noch Potenziale liegen. Besucher bekamen gezeigt, wie sie die städtischen Onlinedienste nutzen können und konnten gleich vor Ort ein Bürgerkonto anlegen. Demonstriert wurde auch die Stadt-App „Citykey“. Einen eigenen Workshop gab es zum Thema „Digitalisierung in Vereinen“.

Intranet für Vereine und Angebote für Ältere

Schwerpunkte bildeten die Online-Vereinsverwaltung, das kostenlose Intranet für Vereine „Digihub Hennef“, sowie die Gestaltung von Internetseiten mit Wordpress. Ältere Besucher wurden über die Weiterbildungs- und Hilfsangebote der Bürgerstiftung Altenhilfe Stadt Hennef und der städtischen Stabsstelle Inklusion/Älterwerden informiert, zudem warnte die Kreispolizei Senioren vor den Gefahren im Internet.

Anforderungen an die Verwaltung sind gewachsen

„Digitalisierung in Kommunen ist ein dickes Brett“, räumte der städtische Digitalisierungsbeauftragte Wolfgang Rossenbach ein: „Die Aufgaben und Anforderungen an die öffentliche Verwaltung sind in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen.“ Im Gegensatz zur freien Wirtschaft seien Kundenorientierung und umfassende digitale Angebote für Kommunen zwar „kein Überlebensfaktor“.

Alternativen sieht der Informatiker aber nicht: „Wir brauchen mehr digitale Angebote, gerade wenn man die Entwicklung in den Feldern Demografie, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit sieht.“

BITKOM-Präsident Berg lobt die Stadt Hennef

Mut machte Achim Berg, Präsident des Digitalbranchenverbands BITKOM und selbst Hennefer: „Ich finde, die Stadt hat schon viel erreicht.“ Er erinnerte daran, dass Hennef schon vor zwanzig Jahren als eine der ersten Kommunen in Deutschland die Hundesteuer digital erfasste.

Zuletzt habe die Pandemie „brutal vorgeführt, wo wir bei der Digitalisierung der Bildung stehen“, klagte der langjährige Microsoft-Spitzenmanager.

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Nur eine von vielen Baustellen, wo digital mehr möglich wäre: So müssten vor dem Bau einer Windkraftanlage etwa 80 Ordner mit rund 70 000 Blatt Papier eingereicht werden: „Das kann nicht der Anspruch einer Industrienation sein.“  

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