Brückenbau an der StadtmauerDenkmalschützer fürchten um Substanz in Hennef

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An zahlreichen Stellen beult sich und bröckelt die historische Stadtmauer.

An zahlreichen Stellen beult sich und bröckelt die historische Stadtmauer.

  • Brückenschlag macht so manchem große Bauchschmerzen.
  • Problem: Die Erschließung in Höhe des Wegekreuzes auf dem Weg zur Verlobungsbank.
  • Ohne Fördergeld geht gar nichts.

Hennef – Es war ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, fair und mit allem gebotenen Respekt. Und doch war klar: Hier gibt es einen Zielkonflikt. Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke hatte auf ihrer Bereisung des Rheinlands Stadt Blankenberg besucht, um sich ein Bild von der historischen Stadtmauer zu machen. Immerhin sollen in die Sanierung des bedeutenden mittelalterlichen Bauwerks in den kommenden Jahren knapp 23 Millionen Euro fließen.

In der heute als Aussegnungshalle genutzten früheren Ölmühle gegenüber der historischen Baumkelter traf sie im Gespräch auf Bürgermeister Klaus Pipke. Schnell war klar, dass es ein Problem gibt.

Brückenschlag macht so manchem große Bauchschmerzen

Während Pipke neben den denkmalpflegerischen auch touristische und städtebauliche Aspekte des Großprojektes abwägen muss, machte Pufke klar, dass der geplante Brückenschlag vom noch zu errichtenden Kultur- und Heimathaus über den Halsgraben zur Stadtmauer ihr und ihrem Fachamt arge Bauchschmerzen bereitet. Es sei nicht vereinbar, einerseits Mittel zur Substanzerhaltung bereitzustellen und andererseits massiv in eben diese Substanz einzugreifen.

Dabei hatte die Leiterin des Amtes für Denkmalpflege gelobt: „Stadt Blankenberg ist toll.“ Die Stadtmauer hatte sie eingehend inspiziert und die Unterlagen der Bauforschung studiert. „Das ist die große Sanierungsanstrengung“, resümierte sie.

Der Stadt sprach sie Anerkennung aus, dass sie das komplexe Mauersystem erworben und damit die Verantwortung zum Erhalt übernommen habe. Pufke nannte bald schon den neuralgischen Punkt: die barrierefreie Erschließung über eine Brücke in Höhe des Wegekreuzes auf dem Weg zur Verlobungsbank.

Pipke erinnerte an die gute Zusammenarbeit zwischen Landschaftsverband Rheinland und Stadt, etwa bei der Denkmalbereichssatzung für die Kulturlandschaft Bödingen-Stadt Blankenberg, einzigartig in der Region. Die Burg bezeichnete er als größte mittelalterliche Höhenburganlage im Rheinland.

Ohne Fördergeld gehe gar nichts

Vor zwei bis drei Jahren habe sich gezeigt, dass dringend etwas am Mauerwerk getan werden müsse. „Wir bekennen uns zur Verantwortung für Stadt Blankenberg“, stellte er klar. Doch ohne Fördergeld gehe gar nichts, schließlich investiere Hennef auch in Schulen und Kindertagesstätten. Das Land habe mit der Regionale 2025 Türen geöffnet, um Mittel abzurufen.

12 000 Quadratmeter Sanierungsfläche

Die Stadtmauer ist knapp 1,6 Kilometer lang, zu sanieren sind etwa 12 000 Quadratmeter Mauerwerksfläche. Das Architekturbüro von Markus Sandner, gelernter Steinmetz, hat die Anlage anderthalb Jahre lang untersucht und 400 Zeichenschnitte durch die Mauer, die am Fuß an einigen Stellen 2,80 Meter dick ist, erstellt. Die Proben von Kernbohrungen aus dem Inneren liegen zur Mörtelanalyse im Labor.

Sandner hat den Anspruch der Stadt aufgenommen, die Sanierung in Abschnitten zu unterteilen, um die Umsetzung in den kommenden zehn bis 15 Jahren zu realisieren. Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke nannte die Vorbereitungen des Büros „hervorragend“. (rvg)

Politik und Verwaltung hätten in den vergangenen anderthalb Jahren hart gearbeitet, um ein Konzept auf den Weg zu bringen, betonte Pipke. Angesichts eines Volumens von 45 Millionen Euro in den kommenden rund 15 Jahren sei das eine Generationenaufgabe.

Historische Bedeutung der 1181 urkundlich erstmals erwähnten Burg

Professor Helmut Fischer, ehrenamtlicher Denkmalpfleger der Stadt, skizzierte die Sanierungsanstrengungen der vergangenen 100 Jahre, als es öffentliche Zuschüsse von 500 und 1000 Mark gab. Kerstin Heinisch von der Unteren Denkmalbehörde beleuchtete noch einmal die historische Bedeutung der 1181 urkundlich erstmals erwähnten Burg, die zwischen 1995 und 2006 in Stand gesetzt wurde.

Pufke stellte ihre gutachterliche Tätigkeit für die Förderung des Bundes dar, der Geld für national bedeutsame Bauwerke gibt. Das werde gewissenhaft geprüft, Denkmalpfleger aber gingen erstmal positiv an die Sache heran.

Fischer lehnt die Brücke rigoros ab

Sie erneuerte aber ihre Kritik am Brückenschlag und warf die Frage auf, ob das Kultur- und Heimathaus, das diese Brücke ja erst notwendig mache, nicht an anderer Stelle entstehen könne. Fischer lehnt die Brücke rigoros ab. Pipke entgegnete, er müsse auch dem Städtebau Rechnung tragen.

Beide waren sich aber einig, dass es nicht um persönliche Fragen gehe, sondern am Ende ein anderer Entscheider Ja oder Nein zur Förderung sage. Pufke sagte, sie habe sich nur gewünscht, dass Fragen früher hätten besprochen werden können.

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Bei der Standortfrage gab es denn auch eine verhaltene Reaktion der Stadtverwaltung, die Abwägung habe diesen Platz als einzig realisierbaren ergeben, wie Planungsamtsleiterin Gertraud Wittmer ausführte. Die Denkmalpflege sei zudem stets involviert gewesen. Am Ende gingen die Diskussionspartner auseinander, sicher, dass sie sich bald wieder begegnen wollen.

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