CoronavirusWie die Heirat eines Hennefer Paares zum Wettlauf gegen die Zeit wurde

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Ehepaar Kunkel

Seit 30 Jahren ein Paar, seit dem 16. März ein Ehepaar: Manuela und Anton Kunkel, fotografiert kurz nach der überraschend kurzfristig erfolgten Trauung in Hennef.

  • Eigentlich wollten Manuela und Anton Kunkel erst im Mai heiraten, weshalb sie am 16. März im Standesamt waren, um ihr Aufgebot zu bestellen.
  • Zu dem Zeitpunkt ahnten sie schon, dass es wegen Corona schwierig werden könnte.
  • Ein Anruf während des Termins änderte den Zeitplan drastisch und startete einen Wettlauf gegen die Uhr.

Hennef – Ihren Hochzeitstag hatten sich Manuela Kunkel und ihr Ehemann Anton gewiss etwas anders vorgestellt. Fünf Minuten, bevor das Standesamt in Hennef wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden musste, wurden die beiden dort getraut. Eine Stunde zuvor hatte das Paar noch nicht geahnt, dass es so unerwartet schnell verheiratet sein würde.

Hennef: Paar heiratete wegen Corona-Maßnahmen spontan

Denn ursprünglich sollte erst im Mai der Bund fürs Leben geschlossen werden. Am Morgen des 16. März hatten die beiden deshalb einen Termin im Standesamt, um ihr Aufgebot zu bestellen: „Wir vermuteten schon, dass es wegen Corona etwas schwieriger werden könnte“, erzählt Manuela Kunkel. Während des Gesprächs mit Standesbeamtin Klaudia Hinterkeuser erhielt diese einen Anruf: „Anschließend erfuhren wir, dass in Hennef eigentlich keine Heiratsanmeldungen mehr angenommen werden dürfen und alle bereits vereinbarten Hochzeitstermine mindestens um ein halbes Jahr verschoben werden.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Paar aber schon sämtliche Unterlagen eingereicht. Weil der zukünftige Ehemann nicht in Deutschland geboren ist, waren die notwendigen Dokumente zuvor aufwendig aus dem Geburtsland beschafft worden. Diese seien dann nur ein halbes Jahr gültig, berichtet Kunkel: „Also machte man uns den Vorschlag, entweder spontan am selben Tag bis 12 Uhr zu heiraten oder die Trauung auf unbestimmte Zeit zu verschieben.“ Die beiden überlegten nicht lange und sagten zu. Was folgte, war ein Rennen gegen die Uhr. Die Standesbeamtin benötigte etwa 50 Minuten, um die amtlichen Unterlagen fertig zu machen. Diese Zeit nutzte das Paar, um sich rasch bei Manuela Kunkels Mutter umzuziehen: „Ich wollte ja nicht unbedingt im Wollpullover heiraten.“ Besonders kurios: Die zukünftige Schwiegermutter wusste noch gar nichts von den Hochzeitsplänen. „Zum Glück saß meine Mutter schon, als sie alles erfahren hat.“

Heirat nach 30 Jahren Beziehung

Seit 30 Jahren sind die beiden ein Paar, aus diesem Anlass sollte nun geheiratet werden: „Wir glauben, wenn man schon eine so lange Zeit zusammen bleibt, dann schafft man auch den Rest gemeinsam“, sagt Kunkel. Hastig neu eingekleidet kehrten die beiden zum Standesamt zurück, wo um 11.30 Uhr die Zeremonie begann.

Aus Schutz vor möglichen Infektionen durfte außer dem Brautpaar nur die Standesbeamtin im Hochzeitszimmer anwesend sein. Auf die Trauzeugen musste daher ebenso verzichtet werden wie auf festliche Kleidung und die Ringe, die in der Kürze der Zeit nicht zu beschaffen waren. Trotzdem sei es eine schöne Zeremonie gewesen, darin ist sich das Paar einig: „Die Standesbeamtin Frau Hinterkeuser hat sich wirklich Mühe gegeben. Ihr tat es auch leid, dass alles so kurzfristig geschehen musste“, sagt Manuela Kunkel.

Der Sekt durfte nicht fehlen

Keine fünf Minuten, nachdem die Frischvermählten das Standesamt verlassen hatte, schlossen sich dort dauerhaft die Türen. „Wir sind der Stadt Hennef und dem Standesamt sehr dankbar, dass die Trauung doch noch geklappt hat, auch wenn alles jetzt weniger glamourös war“, sagt Anton Kunkel.

Immerhin fand sich im Anschluss bei der Schwiegermutter noch eine Flasche Sekt zum Anstoßen, und statt eines Festessens gab es Pommes rotweiß aus der Tiefkühltruhe. Die große Feier mit Geschwistern, Verwandten und Freunden werde nachgeholt, verspricht Manuela Kunkel.

Nur im kleinsten Kreis erlaubt

Das Standesamt Niederkassel vergibt keine neuen Trauungstermine mehr. Wann sich das ändert, steht bislang nicht fest. Alle bisher zugesagten Termine hält die Stadt ein. Hochzeiten sollten nur im kleinsten Kreis stattfinden. „Idealerweise sind nur das Brautpaar und die Standesbeamtin dabei“, sagt Stadtsprecher Markus Thüren. (pf)

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In Lohmar ist eine Eheschließung nur im kleinen Kreis erlaubt, das kommt für einige Brautpaare in Lohmar offenbar nicht in Frage. Daher seien bereits terminierte standesamtliche Trauungen abgesagt und in den Herbst verschoben worden, teilte Stadtsprecherin Elke Lammerich-Schnackertz mit. Derzeit dürfen weder Trauzeugen noch Gäste beim feierlichen Verwaltungsakt dabei sein, erlaubt sind nur im Haushalt lebende Kinder sowie – bei ausländischen Staatsangehörigen – ein möglicherweise erforderlicher Dolmetscher. Terminanfragen würden bis zum 19. April zurückgestellt. (coh)

Im Windecker Rathaus werden laut Standesbeamten Uwe Stentenbach bis zum 19. April keine neuen Trautermine vereinbart. Paare mit einem Termin in diesem Zeitraum haben die Wahl: Entweder die Trauung findet nur mit dem Brautpaar statt, oder sie wird innerhalb der gesetzlichen Frist von sechs Monaten verschoben. Die dritte Möglichkeit: einen neuen Termin machen. Weil man die Hochzeit auch mit vielen Gästen feiern wolle, werde diese Lösung bevorzugt, so Stentenbach. (kh)

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