Eisenbahn-Fan im SiegtalLukas Nümm schwärmt für rare Zugformationen

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Lukas Nümm fotografiert seltene Lokomotiven und Züge.

Hennef – Wenn historische Lokomotiven oder interessante Zugformationen durchs Siegtal fahren, sind die Fotografen nicht weit. Entlang der Bahnstrecke bauen sie ihre Stative auf, klemmen die Mobiltelefone in die Halterungen und üben sich in Geduld, bis das Ziel ihrer Wünsche heranrollt.

Einer von ihnen ist der 15 Jahre alte Lukas Nümm aus Hennef. Wenn auf seinem Handy die Nachricht von einem Sonderzug aufploppt, gibt es kein Halten mehr. „Das ist die Allererste und dazu noch in Original-Lackierung“, kündigt Nümm die Elektrolok 111-001 an.

Mit 57 anderen Bahnfans gehört der Hennefer zur Whatsapp-Gruppe „Siegerland Sichtungsforum“. Wann immer einer von ihnen irgendwo zwischen Hagen, Gießen und Siegburg eine interessante Zugformation entdeckt, schickt er die Information in die Gruppe. Lukas Nümm hatte so von der ozeanblau-beigefarbenen E-Lok erfahren.

Der Bahn-Fan weiß, wo er die Loks richtig ins Bild rücken kann

Von der Schule nach Hause, die Digitalkamera holen, ein Fahrrad bei der RSVG leihen und dann zur Blankenberger Straße fahren, das ist schon Routine. Keine 100 Meter hinter dem Bahnübergang siegaufwärts liegt eine seiner Lieblingsstellen. Wenn alles optimal läuft, scheint die Sonne auf die Stirnseite der Lok und lässt sie erstrahlen.

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Drückt er dann noch den Auslöser, bevor der Stromabnehmer den Oberleitungsmast erreicht, ist Lukas Nümm glücklich. Bei der 111-001, die zwei Waggons aus dem Bahnmuseum Koblenz zum Aufarbeiten nach Köln bringt, fehlt dem Schüler etwas Sonnenlicht. Sonst ist er ganz zufrieden.

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Ein tolles Motiv: Die E-Lok 1293 064 zieht einen Zug in Sankt Jodok am Brenner in Tirol.

Hinter den Bahnfans liegen im Siegtal besondere Wochen. Am 15. März brachte ein Felssturz bei Sankt Goarshausen den Verkehr auf der rechten Rheinstrecke zum Erliegen. Viele Güterzüge wurden an der Sieg vorbei umgeleitet. Statt der sonst üblichen 20 seien bis zu 80 Formationen pro Tag zwischen Siegburg und Siegen unterwegs gewesen.

Lukas Nümm hat viele von ihnen auf die Speicherkarte gebannt. Für ihn reicht oft ein kurzer Blick, um zu wissen, ob der Zug mit Auto- oder Kesselwaggons von Süddeutschland nach Rotterdam und Antwerpen oder von Nürnberg nach Gremberg unterwegs ist.

Der Sohn fotografiert, die Eltern gehen spazieren

Von wem er sich den Eisenbahnvirus eingefangen hat, weiß der 15-Jährige nicht so genau. Einziger Eisenbahner in der Familie ist ein Onkel, der als Fahrdienstleiter im Rangierbahnhof Köln-Gremberg arbeitet. Unterstützt wird Lukas bei seinem Hobby von seinen Eltern. Die fahren ihn schon mal an interessante Aussichtspunkte, gehen aber dann lieber spazieren, während der Sohn auf seinen Zug wartet.

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Selten, aber regelmäßig sind ICE-Formationen aller Bauarten im Siegtal unterwegs, hier der ICE IV im Bahnhof Hennef.

Mit der Bahncard 50 ist der Bahnfan außerdem in ganz Deutschland auf der Suche nach interessanten Fotomotiven. Unter den 3000 archivierten Bildern finden sich unter anderem Varianten des Henkelzuges, der auch durch das Siegtal regelmäßig von Düsseldorf nach Gunzenhausen fährt, außerdem ICE-Formationen aller Baureihen. „Die fahren mindestens alle zwei Monate durchs Siegtal. Entweder planmäßig, um die Rheinstrecke zu entlasten, oder ohne Fahrgäste auf Überführungsfahrten“, berichtet er.

Wenn Lukas Nümm im Sommer die Realschule beendet hat, will er am Berufskolleg den Zweig Elektro- und Automatisierungstechnik einschlagen. Das könnte ihm die Türen zum Wunschjob im Siegtal öffnen: Fahrdienstleiter in einem der Stellwerke. 

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