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„Spiele viel online“Hennefer Pokerspieler qualifiziert sich für Turnier in Barcelona

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Der Amateur-Pokerspieler Simon Gilles aus Hennef hat sich die Teilnahme am Turnier in Barcelona erpokert.

Der Amateur-Pokerspieler Simon Gilles aus Hennef hat sich die Teilnahme am Turnier in Barcelona erpokert.

  • Hinsichtlich der Möglichkeit, als reicher Mann zurückzukommen, hegt er bewusst keine hohen Erwartungen – um nicht enttäuscht zu werden.

Hennef – Simon Gilles hat gute Karten, er besitzt den begehrten Platinum Pass. Vom 20. bis 24. August wird der Hennefer - wenn sich das Blatt in Sachen Corona-Pandemie wendet – im Casino Barcelona am Spieltisch sitzen. Er freut sich auf die Teilnahme an einem bedeutenden Poker-Turnier, den „Poker-Stars Players NL Hold'em Championship 2020“.

Beim Pokern zählt Simon Gilles zu den Amateuren. Beruflich ging es für ihn nach dem Besuch der Hennefer Gesamtschule Meiersheide in den Einzelhandel, er arbeitet heute in der Rewe-Marktleitung in Königswinter-Oberdollendorf. Gepokert wird vorzugsweise am Wochenende, denn es braucht mitunter viel Zeit. „Ich spiele viel online“, erzählt der ledige 31-Jährige, „das kann schon mal bis zu zehn Stunden gehen.“ Das gilt für Turniere mit mehreren Tausend Teilnehmern. Wer sich beim „No Limit Texas Hold'em“, der populärsten Spielvariante, verzockt, kann mit einem „All in“-Gebot (alles setzen) aber auch schnell draußen sein.

Mit drei bis Sieben Dollar Einsatz

„Poker ist ein Strategiespiel, von der Komplexität her vergleichbar mit Schach“, erklärt Gilles, der 2007 das Spiel für sich entdeckt und mit Freunden sogar einen eigenen Pokertisch gebaut hat. „Es gibt viele Taktiken, aber keine Blaupausen. Man muss, wie beim Schach, auf den Gegner reagieren.“ Das Wichtigste sei, Geduld zu haben, auf eine gute Hand zu warten. Auch „eine gewisse Aggressivität“ sei nötig, um Mitspieler unter Druck zu setzen, so dass diese dann trotz ihrer besseren Karten passen – eine Strategie, um den Glücksfaktor der Kartenverteilung zu mindern. Siegessicher darf man sich indes mit einem Royal Flush sein - Zehn, Bube, Dame, König, Ass in einer Farbe. „In den zwölf Jahren, die ich Poker spiele, hatte ich den vielleicht vier Mal“, erinnert sich Gilles.

„Man muss wissen, wie viel man setzen will und darf“, antwortet er auf die Frage, ob nicht die Gefahr bestehe, Haus und Hof zu verspielen. „Das Lukrative am Turnier-Poker ist, dass viele wenig einsetzen“, erklärt der Hennefer. Er selbst spiele Turniere mit drei bis sieben Dollar Einsatz. Die können sich stark vervielfältigen. Vor vier Wochen bei einem Online-Turnier mit 700 Teilnehmern etwa stieg Gilles mit 3,30 Dollar ein, wurde Dritter und erhielt 450 Dollar Preisgeld.

In vier Schritten zum Tunier

Die Meisterschaft in Barcelona bewegt sich freilich in anderen Dimensionen. Wer dabei sein will, muss 22 500 Euro auf den Tisch legen – und kann im besten Fall mehrfacher Millionär werden. Simon Gilles hat sich die Teilnahme bei „Poker-Stars“, einem weltweit agierenden Online-Poker-Anbieter, in vier Schritten erpokert. Er und fünf weitere deutsche Spieler haben den Platinum Pass in der Tasche, der auch sämtliche Reisekosten nebst Spesen abdeckt. Um Live-Spiel-Erfahrung zu sammeln, besuchte der Hennefer mit Freunden, die ihn auch nach Spanien begleiten wollen, ein Casino in Tschechien. Beim professionellen Poker-Coach Felix Schneiders in Köln ist außerdem noch ein „Bootcamp“ geplant.

„Das ist für mich etwas ganz Besonderes“, sagt Simon Gilles mit Blick auf Barcelona. Hinsichtlich der Möglichkeit, als reicher Mann zurückzukommen, hegt er bewusst keine hohen Erwartungen, um nicht enttäuscht zu werden. „Da muss viel stimmen, damit man die Geldränge erreicht“, weiß er. Gespannt ist der 31-Jährige vielmehr darauf, den besten Pokerspielern der Welt zu begegnen, denen er schon vor zehn Jahren auf Youtube zugeschaut habe. „Vergleicht man es mit Fußball, wäre das so, wie mit Messi und Ronaldo zu spielen.“

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