Hennefer GymnasiumEltern kämpfen für mehr Plätze – Stadt lehnt Zusatzklassen ab

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Anmeldeüberhang am Hennefer Gymnasium lässt Eltern nicht ruhen.

Hennef – Der Anmeldeüberhang am Hennefer Gymnasium und die ablehnende Haltung der Stadt zur Einrichtung einer zusätzlichen Eingangsklasse lässt die Eltern nicht ruhen.

In den vergangenen sechs Tagen erreichten 27 Schreiben besorgter Eltern, teils als offene Briefe an den Bürgermeister, unsere Redaktion. Morgen Abend, 18 Uhr, kommt in der  Meys Fabrik, Beethovenstraße 21, der Schulausschuss zu einer Sondersitzung zusammen. 

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Städtisches Gymnasium: 145 Plätze – 164 Anmeldungen 

„Dem Antrag auf Bildung einer Überhangklasse wird nicht entsprochen“, heißt es im Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung. Fraglich erscheint, ob sich ein Losverfahren auf die 20 Anmeldungen von Hennefern Kindern beschränken lässt, die keine uneingeschränkte Gymnasialempfehlung haben. Im Folgenden Auszüge aus einigen Elternbriefen.

Pendeln als Option

„Gegen ihre Eignung und ihren Willen sollen am Ende fast 20 Kinder statt des Gymnasiums die Gesamtschule Hennef-West besuchen – um dort leere Klassen aufzufüllen. Dieses technokratische Kalkül wird nicht aufgehen. Die betroffenen Familien werden dem ausgestreckten Zeigefinger der Stadtverwaltung »da lang!« nicht folgen. Die allermeisten werden Alternativen zu Hennef-West finden.

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Gesamtschule Hennef-West: 189 Plätze – 59 noch frei

Diese Gesamtschule, die jetzt schon keinen leichten Stand hat, geht beschädigt aus dem Konflikt hervor. Eltern kommender Jahrgänge nämlich sind schon jetzt alarmiert. Sie beginnen, die Option des Auspendelns in andere Kommunen zu prüfen.“

Klassenraum von Nachbarn

„Weshalb kann das Städtische Gymnasium Hennef nicht einen Klassenraum der Gesamtschule Hennef-West nutzen? Es stellt sich die Frage, ob die Schulleiter keine organisatorische Lösung finden konnten, die keine bauliche Maßnahmen erfordert.“

Siebter Zug an Gesamtschule

„Vielleicht hätte man, anstatt an der Gesamtschule West einen siebten Zug zu eröffnen, sich eher Gedanken machen sollen, ob fünf Züge am SGH ausreichend sind. Unsere Kinder sind nicht dazu da, um den siebten Zug an der Gesamtschule West zu füllen.“

Nicht zeitgemäß

„Der Schulträger plant  die Schullandschaft. In Hennef bedeutet das, dass 13 Gesamtschulzüge fünf Gymnasialzügen gegenüberstehen. Das sind weniger als 30 Prozent der städtischen Sekundarstufe-I-Plätze. Auch das Kunstkolleg ist eine Gesamtschule. Damit stehen in Hennef 25 Prozent Gymnasialplätze 75 Prozent Gesamtschulplätzen gegenüber. Ist das eine zeitgemäße Planung?“

Schaden für Schullandschaft

„Eine einmalige Erweiterung der Züge am Gymnasium bietet die Chance, im folgenden Jahr durch ein verbessertes Anmeldeverfahren an den beiden Gesamtschulen eine bessere Durchmischung der Leistungsstufen an diesen zu erreichen.

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Kunstkolleg: 44 Plätze – 20 noch frei

Der Versuch einer Zwangszuweisung von Kindern an eine Gesamtschule wird  der Schullandschaft in Hennef   dauerhaft Schaden zufügen. Künftig wird man sich überlegen müssen, ob man sein Kind überhaupt am Gymnasium anmeldet, wenn man dadurch Gefahr läuft, qua Losentscheid auf der »Resterampe« GE Hennef-West zu landen.“

Große Unterschiede

„Die  Gesamtschule als Alternative vorzuschlagen mit der Begründung, dass auch hier Abitur gemacht werden kann, erbost mich zutiefst. Obwohl natürlich an beiden Institutionen das Abitur abgelegt werden kann, handelt es sich doch um zwei völlig unterschiedliche Bildungsgänge, welche sich an ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Grundvoraussetzungen der Kinder orientieren.“

Sechs Züge sind möglich

„Das Lehrerkollegium des SGH ist mit 110 Lehrern größer als in Hennef-West mit 90 an der Zahl. Das heißt, im Schnitt kommen auf jeden Lehrer am SGH circa 10,5 Schüler, an der Gesamtschule Hennef-West circa 11,6. Aus unserem näheren Umfeld wurde uns bestätigt, dass es durchaus vor einigen Jahren bereits Jahrgänge mit sechs Zügen am SGH gegeben hat. Damit –  und das hat ja offenbar der Schulleiter  bestätigt – sollte das SGH durchaus dazu in der Lage sein, mit einem weiteren, sechszügigen Jahrgang umzugehen.“

Schwächung der Gesamtschule

„Ich weiß sehr wohl, dass bei der Entscheidung für die Rückkehr zu G9 am SGH ein Haupt-Gegenargument war, dass die Gesamtschule West dadurch geschwächt wird. Nun tritt genau dies ein.“

Armutszeugnis für die Stadt

„Für die Stadt Hennef, die mit großen Neubaugebieten gerade auch junge Familien anlocken möchte, wäre es  ein Armutszeugnis, wenn als akzeptable Alternative nur das Ausweichen auf ein Gymnasium in einer Nachbargemeinde  – sofern dort überhaupt noch Plätze frei sind  – in Frage kommt.“

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Gesamtschule Meiersheide: 174 Plätze – alle belegt.

Los statt Leistung

„Wie soll man einem Kind vermitteln, dass ein Los über die weiterführende Schule entscheidet und nicht seine bisher erbrachten Leistungen? Wir haben unserem Sohn die letzten Jahre vermittelt, dass er gute Leistungen in der Schule bringen muss, um aufs Gymnasium gehen zu können und später eine Universität besuchen zu können.“

Kinder sind kein Auffüllgut

„Die Tatsache, dass auf der Gesamtschule West noch Plätze frei sind, kann nicht als Argument für einen Schulformwechsel geltend gemacht werden. Kinder dürfen nicht als Auffüllgut für leere Klassen an anderen Schulen und schon überhaupt nicht bei anderen Schulformen herhalten müssen. Auch eine Losentscheidung halten wir für ungerecht, da hier nicht mehr das Prinzip Leistung zählt sondern Glück.“

Bildungspolitisch nicht sinnvoll

„Auch wenn sich Eltern von Kindern mit eingeschränkter Gymnasial- oder gar Realschulempfehlung  über die Einschätzung der dazu berufenen Pädagogen hinwegsetzen können, ist es bildungspolitisch nicht sinnvoll, dass möglicherweise Schüler in einem Losverfahren abgelehnt werden, die in besonderem Maße für die Unterrichtung an einem Gymnasium geeignet sind. Zumal diejenigen Schüler, die entgegen der Grundschulempfehlung aufgenommen werden, mit großer Wahrscheinlichkeit nach der  sechsten Klasse wieder  aussortiert werden.“

Schlag ins Gesicht

„Die vehement vorgetragene Meinung der Schulleitung, wonach eine uneingeschränkte gymnasiale Empfehlung kein Entscheidungskriterium darstellt, führt zu einem Schlag ins Gesicht aller Kinder, die auf das Ziel Gymnasium durch schulische Leistungen hingearbeitet haben. Und sie sollen dafür jetzt die Rote Karte bekommen?“

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