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Hennefer WälderFichten leiden unter Dürre und Käferplage

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Bernd Schmitz weiß nicht, welche Baumart er pflanzen soll.

Bernd Schmitz weiß nicht, welche Baumart er pflanzen soll.

Hennef – Dünne Bretter und Kantstücke, manche mit Rinde, alle ein bisschen krumm: Das ist es, was vom prächtigen Wald übrig blieb. Fichte um Fichte hat Bauer Bernd Schmitz schon fällen müssen, alle braun und trocken und tot. Die langanhaltende Trockenheit des vergangenen Jahres und die rasante Ausbreitung des Borkenkäfers haben den Bäumen den Garaus gemacht. Und das, obwohl sie noch 20 Jahre hätten wachsen sollen, bevor geplant war, die Säge anzusetzen. Das Holz habe er dann verkaufen oder für den eigenen Betrieb verwenden wollen, sagt Schmitz, der im Hanftal einen Bio-Bauernhof mit 50 Milchkühen und Gemüseanbau betreibt.

Holzpreis im Keller

„Jetzt können wir das meiste nur noch als Brennholz nutzen.“ Und für das Holz, das dick genug für die Gewinnung von Brettern gewesen sei, bekomme man kaum Geld: Nur noch 30 Prozent von dem, was Fichtenholz noch vor wenigen Jahren erzielte, sei der Marktwert heute. Zu viele Bäume hätten in jüngster Zeit auch durch Sturmschäden gefällt und gesägt werden müssen, sagt er: „Bereits im vergangenen Jahr war der Markt überflutet.“

Schmitz steht am Rand seines Gemüsefeldes und blickt auf dürre, braune Äste und einsame Stämme, von denen sich die Rinde ablöst. „Diesen Wald hat mein Vater gepflanzt. Wahrscheinlich wird Ende des Jahres der komplette Bestand weg sein.“

Knapp einen Hektar Waldfläche nennt Schmitz sein eigen, „nicht viel“, sagt er; das Gelände sei schwierig, ein Steilhang, in dem Forstarbeit zur echten Aufgabe wird. Die Bäume, die hier wuchsen, habe er gepflegt, die Stämme markiert, die prächtig gedeihen sollten, die anderen darum herum entnommen. „Und jetzt gehen die kaputt.“

Mit dem Taschenmesser schneidet er in die zerfurchte Rinde, die voller kleiner Löcher ist: Das sind die „Haustüren“ der Bewohner, die unter der Rinde ihr Unwesen getrieben haben. „Alles Borkenkäfer“, sagt er, Abertausende dieser winzigen Schädlinge haben sich durch die Rinde genagt und dem Baum den Lebenssaft entzogen. Die Käfer hatten leichtes Spiel, da die Nadelbäume durch die Dürre kaum das abwehrende Harz produzieren konnten. Ganz leicht löst sich die eigentlich schützende Rinde vom Stamm, und da, in der teilweise schon zu Humus verarbeiteten Baumhülle kuschelig eingebettet, räkeln sich lauter kleine, weiße Larven: Borkenkäfer in spe.

Experten haben für dieses Jahr eine wahre Schädlings-Schwemme vorhergesagt, schließlich kann eine Käferdame 100.000 Nachkommen im Jahr haben. 1,5 Milliarden neuer Borkenkäfer könnten aus jedem befallenem Stamm krabbeln. „Der Klimawandel bedeutet das Ende der Fichte in der Region“, sagt auch Schmitz.

Womit nur aufforsten?

Aber was tun? Der Boden ist trocken – obwohl es tagelang anhaltend geregnet hat. „Die Talsperren sind voll mit Oberflächenwasser, aber in 50 Zentimeter Bodentiefe herrscht Trockenheit“, sagt Schmitz. „Niemand kann mir sagen, womit wir aufforsten sollen.“

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