Nach 98 Jahren am StandortHennef verliert die nächste Traditionsfirma

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Dornbusch I

Der Neubau im Industriepark Nord in Buchholz-Mendt ist fertiggestellt, der Umzug beginnt im August.

  • Die Firma Dornbusch verlässt Hennef nach 98 Jahren. Das Traditionsunternehmen zieht es nach Rheinland-Pfalz.
  • Der Hersteller von Formen für Automobilzulieferer prägte ein Stück der Industriegeschichte der Stadt.
  • Warum Dornbusch nicht in Hennef geblieben ist und wie es jetzt mit dem Unternehmen weitergeht.

Hennef – 98 Jahre lang war die Firma Dornbusch ein Stück der Industriegeschichte der Stadt, jetzt zieht das Traditionsunternehmen in den Industriepark im rheinland-pfälzischen Mendt. Es baut Formen für Automobilzulieferer und sogenannte Prüflehren, mit der die Passgenauigkeit von Werkstücken aus den Formen nachgemessen werden.

„Wir wären als Lokalpatrioten gerne in Hennef geblieben“, sagt Ludwig Weiss, geschäftsführender Gesellschafter, und Ehefrau Andrea Hoppen-Weiss stimmt zu. „Aber es gab keine Flächen.“ Ursprünglich hatten sie auf das Gewerbegebiet Kleinfeldchen gehofft. Absprachen mit dem Bürgermeister gab es schon 2017. Doch bald zeichnete sich ab, dass es zum geplanten Umzug im Jahr 2020 keine Planungssicherheit geben würde. Schweren Herzens, aber kaufmännisch mit gutem Gefühl erwarben die Eigentümer eine rund 10.000 Quadratmeter große Fläche an der Bundesstraße 8.

Umzug steht in zwei Wochen an

Denn die Grundstückspreise liegen mit 44 Euro pro Quadratmeter bei etwa einem Drittel dessen, was in Hennef fällig wäre. Außerdem hat Dornbusch schon eine Tochterfirma dort. „Alle Genehmigungsverfahren in Rheinland-Pfalz sind günstiger und schneller“, zählt Hoppen-Weiss einen weiteren Vorteil auf.

In zwei Wochen steht der Umzug an. Entstanden sind 2500 Quadratmeter Produktions- und weitere 900 Quadratmeter Verwaltungsfläche. Das Dach ist komplett mit Photovoltaik ausgestattet, der Strom wird direkt genutzt. Die 50 Mitarbeiter bleiben alle dabei, auch wenn einige jetzt nicht mehr mit dem Rad oder zu Fuß kommen können. Dafür gibt es bald den Schnellbus von Hennef nach Mendt.

Die Verlagerung war notwendig geworden, weil das alte Produktionsgelände zu klein geworden war. Einige alte Maschinen, schon 33 Jahre alt, hätten ersetzt werden müssen. Die wären aber, hätten sie das Gleiche leisten können, viel größer geworden, weil sie komplett eingehaust werden müssen.

Bei einer Effizienzanalyse hatte sich zudem herausgestellt, dass die Arbeitsabläufe in den verschachtelten und immer wieder an- und umgebauten Hallen nicht weiter optimiert werden können. Und der Anlieferverkehr gestaltete sich immer schwieriger. Bei der Verlagerung der 1922 in Happerschoß in einer Scheune gegründeten Firma war das Gelände an der Kronprinzenstraße von grüner Wiese umgeben, heute steht hier enge Wohnbebauung.

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Fünf Millionen Euro hat der Neubau gekostet, weitere 2,5 Millionen der neue Maschinenpark. Die Entscheidung war bei guter Geschäftslage und niedrigen Zinssätzen gefallen. Der 64 Jahre alte Vater Ludwig Weiss und sein Sohn Leon haben die Nachfolge diskutiert und entschieden: „So wird das gemacht.“

Der 31-Jährige nimmt die Herausforderung auch unter den jetzt erschwerten Bedingungen an: „Es gibt keinen anderen Weg mehr.“ Der Dieselskandal und die Diskussion um E-Autos hätten dazu geführt, dass bei den Neuentwicklungen auf die Bremse getreten wurde. Aber Ludwig Weiss bleibt gelassen: „Uns geht es noch relativ gut.“ Und: Auch für das E-Auto werden Formen gebraucht.

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