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Nach Felssturz am MittelrheinUmgeleitete Güterzüge machen viel Lärm im Siegtal

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Eitorf_Schranke_Symbolbild

Seit Mitte März rollen tags wie nachts mehr Güterzüge als sonst durchs Siegtal, weil die rechtsrheinische Rheintrasse blockiert ist.

Hennef/Eitorf/Windeck – Mit mächtigem Getöse gingen am 15. März mehrere tausend Tonnen Schiefergestein nieder. Seinen Nachhall findet der Felssturz von Kestert, neun Kilometer nördlich der Loreley, seither im Siegtal. Es rollen mehr Güterzüge. Bei Kestert fielen Brocken auf die Gleise, die Siegtrasse zählt zu den Umleitungsrouten.

Anwohner werden vermutlich längst bemerkt haben, dass der Schienenverkehr zugenommen hat. Ohrenzeuge ist auch Hans Peter Lindlar. In Hennef-Warth wohnt der Ex-Regierungspräsident einen Steinwurf von der Bahn entfernt.

„Vor allem nachts sind auffällig mehr Güterzüge unterwegs“, berichtet er. Dass es Güter- und keine Personenzüge seien, erkenne er an der Länge und am Rollgeräusch. Auch tagsüber registriert Lindlar mehr Züge, „das ist an den Schließungen der Schranken deutlich zu merken“.

Genaue Angaben über den zusätzlichen Verkehr macht die Bahn nicht

Auf Anfrage der Redaktion bestätigte ein Bahnsprecher, dass aufgrund des Felsrutsches Züge über die Siegstrecke umgeleitet werden. Das könne auch aufgrund von Bauarbeiten oder von Nachfrage seitens der Güterverkehrskunden immer wieder vorkommen. Zur Frage, wie viele Züge zurzeit zusätzlich durch Hennef, Eitorf und Windeck fahren, gab der Sprecher keine Auskunft.

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Die aktuelle Situation erinnert an die 2015 heftig geführte Diskussion um einen (durchgehend zweigleisigen) Ausbau der Bahntrasse im Siegtal. Anstoß gab seinerzeit die Korridorstudie Mittelrhein.

In dem Gutachten, in Auftrag gegeben vom Bundesverkehrsministerium, geht es darum, wie das Mittelrheintal vom zunehmenden Güterverkehr entlastet werden kann. Als mittelfristige Lösung wird unter anderem vorgeschlagen, einen Teil der Züge östlich über die Strecke Köln–Siegen–Gießen– Hanau – und mithin durch das Siegtal – fahren zu lassen.

Widerstand regte sich in den betroffenen Kommunen wegen des befürchteten Lärms und dann noch häufiger und länger geschlossener Bahnschranken. Befürworter sahen dagegen die Chance, durch den zweigleisigen Ausbau den Personennahverkehr auf der Schiene verbessern zu können. (kh)  

Die meisten der täglich 114 Güterzüge, die normalerweise rechtsrheinisch durchs Mittelrheintal rollen, nutzen seit Mitte März die linksrheinische Trasse. Einer Angabe des Bundesverkehrsministeriums zufolge fahren 29 Züge längere Umwege. Neben dem Siegtal ist laut Bahn auch die Moselstrecke betroffen.

An der Felssturz-Stelle wird mit großem Aufwand gearbeitet. Felsbrocken und Geröll wurden von den Gleisen entfernt, es gab Sprengungen. Zur geplanten Hangsicherung gehört neben Felsankern, Zäunen und Netzen ein Schutzwall.

Am 23. März hatte die Bahn noch angenommen, dass der Zugverkehr schon zu Ostern wieder über die Strecke laufen könne. Am vergangenen Freitag kündigte das Unternehmen eine eingleisige Freigabe ab dem 2. Mai an. In zwölf Tagen könnte es also wieder etwas ruhiger werden im Siegtal.

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