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Nach Schafsrissen in HennefWildkamera zeigt zwei Wölfe in Weidenähe

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Aufnahmen der Wildkamera am 23. April in der Nähe der Weide 

Hennef – Es war wohl nicht nur ein einzelner Wolf, der am Freitag, 23. April, elf Soay-Schafe auf einer Wiese bei Stadt Blankenberg gerissen hat. Fünf Lämmer sind zudem verschwunden. Torsten Lassen hat auf einer Wildkamera in seinem Revier, das sich um den mittelalterlichen Flecken zieht, zwei Tiere aufgezeichnet, die vor einem Zaun lauern. Die Stelle ist dicht an der Weide, auf der die Herde angegriffen wurde. Eine weitere Aufnahme zeigt einen „Verdächtigen“ zweieinhalb Stunden später, vermutlich nach der Attacke in dem Gehege.

Der DNA-Beweis fehlt zwar noch, aber der Diplom-Agrarwissenschaftler Lassen und sein Jagdrevier-Nachbar Christoph Mücher sind sich sicher, dass es in Stadt Blankenberg mindestens zwei Wölfe waren.

Diese seien Beutetiere und jagten nicht selektiv. Deshalb sei die Zahl von gerissenen Tieren so hoch. Die Schafherde konnte nicht flüchten. „Der Wolf legt keinen Vorrat an. Normalerweise kommt er zur Beute zurück, in unserer Region geht das kaum. Darum tötet er immer neu“, erklärt Mücher.

Jäger haben das Gefühl, dass die Population größer wird

Der Notfallsanitäter ist gelernter Forstwirt und passionierter Jäger. Schon im Februar hatte er bei Adscheid einen gerissenen Rehbock gefunden, mit Fraßspuren, die deutlich auf den Räuber hinwiesen. Beide haben das Gefühl, dass die Population größer wird.

Sie hätten nichts gegen den Wolf, er sei ein schönes, intelligentes Tier, betonen beide. Aber Mücher merkt auch an: „Ich bin der Meinung, es ist nicht zeitgemäß, ihn hier anzusiedeln.“ Er glaubt, es seien ausgesetzte Hybridwölfe, der einzelne Rüde, der aus dem bayerischen Raum hergezogen ist, dürfte es wohl nicht sein.

„Hier können Mensch und Wolf nicht konfliktfrei koexistieren“, sagt Lassen, „er gehört hier nicht in die Region“. Denn das Rheinland sei eine Kulturlandschaft, vom Menschen dominiert. Und der Wolf brauche ein Revier von 200 Quadratkilometer, mit großen, zusammenhängenden Wäldern, unberührte Natur.

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Beide sorgen sich um ihr Rehwild. Mücher hat in den vergangenen Wochen Unruhe bei den Tieren festgestellt. Tatsächlich sind bei einem Besuch in der Jagd an sonst viel besuchten Stellen keine Ricken oder Böcke zu sehen. Einige erblickt man dann doch, sie halten sich aber entfernt. „Vor kurzem noch kam ich bis auf zehn Meter heran“, berichtet Mücher.

Er nimmt auch die Forstbehörden in die Pflicht, glaubt, dass deren Interesse am Wolf daran liegt, das Rehwild zurückzudrängen, um den Wald aufzubauen. Denn die Tiere verbissen zu viel. Er zeigt dagegen Lichtungen mit dichter Buchen-Naturverjüngung. „Wie Haare im Fell eines Hundes“, freut er sich. Viele Wanderer, Jagd und jetzt der Beutegreifer erhöhten den Druck aufs Wild. Lassen und Mücher wünschen sich ein Wolfsmanagement. Wie bei den rotwildfreien Zonen könnten ähnliche Gebiete geschaffen werden. Ihnen gehe es nicht um Ausrottung, nicht mal unbedingt um Abschuss, aber um Vergrämung.

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