Reformpädagogisches KonzeptInitiative plant freie Grundschule in Hennef

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Ihre Ideen stellten Heike Wagner, Jens Lipperheide, Anne Frantz, Ute Krautscheid und Sandra Krautscheid (von links) vor.

Ihre Ideen stellten Heike Wagner, Jens Lipperheide, Anne Frantz, Ute Krautscheid und Sandra Krautscheid (von links) vor.

Hennef – Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Fragen, die die Kinder stellen, sollen der Leitfaden fürs Lernen in einer neuen Schule in freier Trägerschaft sein. Schon im Sommer 2020 soll diese Ersatzschule mit staatlicher Anerkennung in Hennef an den Start gehen. Das zumindest hat sich eine Gründungsinitiative vorgenommen, die am Samstag ihr „Coming out“ hatte. „Wir sind seit zwei Jahren dran“, sagte Jens Lipperheide vor einem Dutzend Väter und Mütter, die zum Eltern-Informationscafé gekommen waren.

Lipperheide bildet mit Ute Krautscheid, Heike Wagner und Albert Hornbach den Kern der Initiative. Zunächst ist eine Grundschule für bis zu 100 Kinder geplant, eine weiterführende Schule könnte folgen. Ein Gebäude oder ein Grundstück haben die Schulgründer allerdings noch nicht. In Hennef in Nähe zu einem Wald, das ist die Wunschvorstellung für den Standort.

Lehrplan soll mit den Kindern entwickelt werden

Wesentlich weiter ist man bei der Entwicklung eines reformpädagogischen Konzepts, das sich deutlich von Konzepten der Regelschulen abhebt. „Wir wollen die Kinder nicht mit Noten, Prüfungen und Druck in ihrer Neugier hemmen“, sagte Heike Wagner, die Lehrerin ist. In jahrgangsübergreifenden Klassen sollen die Kleinen von den Großen lernen, die wiederum dabei ihr Wissen vertiefen. Selbstgesteuertes Lernen, freies Arbeiten, Lerntagebücher und Selbsteinschätzung sind weitere Stichworte. Nicht zuletzt sollen die Schüler bei den Lerninhalten ein Wort mitreden. „Wir planen mit den Kindern“, so Wagner.

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Auch weist der vorgesehene Stundenplan neben Üblichem außergewöhnliche Formate auf wie Zeigekreise, in denen ein Kind einen Gegenstand vorstellt, Sorgenkreise, in denen Probleme besprochen werden, die „Frage der Woche“, Themenateliers mit Elternbeteiligung und „Weltlernen“ statt Sachkunde. Für ein demokratisches Miteinander sind neben dem Klassenrat ein Kinderparlament und Vollversammlung als Gremien geplant. Oft soll es außerdem nach draußen gehen. Anne Frantz, die das Kernteam unterstützt, stellte ihre Idee eines Philocafés vor, das den Fragen der Kinder im wahrsten Sinne des Wortes einen Raum geben soll.

Zuschüsse und Elternbeiträge

Ersatzschulen mit staatlicher Anerkennung werden in Nordrhein-Westfalen zum größten Teil (87 Prozent) durch öffentliche Zuschüsse finanziert. Zur Deckung des Eigenanteils plant die Hennefer Initiative, Elternbeiträge zu erheben. Als Beispiel wurde eine bestehende freie Ganztagsschule angeführt, bei der die Eltern knapp 200 Euro im Monat einschließlich Verpflegung zahlen und darüber hinaus bis zu 100 Euro spenden. „Wir wollen nicht selektieren oder auf Elite machen“, sagte Jens Lipperheide. Eine Sozialklausel sei vorgesehen.

Einen Förderverein für die geplante Schule gibt es bereits. Als Mindestbeitrag haben die elf Gründungsmitglieder 60 Euro pro Schuljahr festgelegt. Um ihr Vorhaben bekannt zu machen, sucht die Initiative Kontakt zu Kindertagesstätten und gibt einen Newsletter heraus. Weitere Informationsveranstaltungen sollen folgen.

Das nächste Treffen findet am Samstag, 29. Juni, 13 bis 15 Uhr, im Café der Hennefer Musikschule „ready4stage“, Frankfurter Straße 95 a, statt. (kh)

www.freie-schule-rhein-sieg.de

„Wir möchten keine Konkurrenz zu den Regelschulen sein, sondern die Schullandschaft bereichern“, erklärte Heike Wagner. Es gebe Kinder, die an Regelschulen zu wenig lernten. Geplant ist ein Ganztagsbetrieb mit Inklusion. „Es ist selbstverständlich, dass alle Kinder zu uns kommen können“, sagte Ute Krautscheid. Für die Genehmigung der Schule durch Bezirksregierung und Ministerium müsse neben dem pädagogischen Konzept ein Drei-Jahres-Finanzplan vorgelegt werden, berichtete Jens Lipperheide. Man habe schon mehrere Gespräche geführt und „wohlwollendes Feedback“ bekommen. Zuspruch gab es auch beim Elterncafé, zu dem die Interessierten teils ihren Nachwuchs mitbrachten. So eine Pädagogik an einer Regelschule durchzusetzen, sei schwierig, meinte ein Vater. „Wir sind froh, dass ihr das macht“, sagte eine Mutter.

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