Abo

Weniger Kunststoff, weniger CO2Eckes-Granini investiert Millionen in Hennefer Werk

Lesezeit 4 Minuten
In der Abfüllanlage laufen ununterbrochen die Flaschen über die Bänder.

In der Abfüllanlage laufen ununterbrochen die Flaschen über die Bänder.

  • Im Hennefer Werk werden jährlich rund 200 Millionen Liter Getränke produziert.
  • Damit diese gewaltige Menge umweltschonender wird, investiert der Hersteller Millionen in das Werk in Bröl.
  • Ein Rundgang durch das Werk und Blick auf die Besonderheiten.

Hennef – Kurz vor der Mündung des Derenbachs öffnet sich das Bröltal schon im Katharinental. Was dort in den vergangenen Jahrzehnten gebaut wurde, ist nicht mehr und nicht weniger als ein riesiger Saftladen. Das Unternehmen Eckes-Granini hat hier seinen größten Produktionsstandort in Deutschland.

Jährlich werden hier rund 200 Millionen Liter produziert, etwa so bekannte Getränkemarken wie „Hohes C“, „Granini“- Fruchtsäfte oder „Die Limo“. Auf dem gut 14 Hektar großen Gelände, von dem die Hälfte Wald ist, wird Saft gekeltert, aus Konzentrat gemischt, abgefüllt und gelagert. In den kommenden fünf Jahren sollen hier etwa 50 Millionen Euro investiert werden. Allein 2019 fließen 16 Millionen Euro in eine neue Glas-Abfüllanlage, in die Modernisierung der Kläranlage und in eine effizientere Kälteanlage.

„Alles außer Cola“

Der Geschäftsführer aus der Nieder-Olmer Zentrale, Dr. Kay Fischer, besuchte das Werk und seinen Leiter Volker Spohr. „Bei uns gibt es alles außer Cola“, begrüßte er zur Besichtigung die Gäste. Eine moderate, aber kontinuierliche Umsatzsteigerung konnte er für die vergangenen Jahre präsentierten. Waren es 2016 noch 290 Millionen, so sollen es 2019 noch 317 Millionen Euro werden. Die Spitze des Jahres 2018 mit 320 Millionen Euro sei ein Ausreißer nach oben gewesen. Geld für die anstehenden Investitionen leihe sich das Unternehmen nicht, erklärte er weiter, das werde aus eigenem Geld finanziert. Die Ertragslage lasse diese finanzielle Unabhängigkeit zu.

Orangensaft seit den 50er Jahren

Im Jahr 1960 wurde im Katharinental der Grundstein für die Kelterung und die Kartonabfüllung gelegt. Schon seit 1958 wurde hier „Hohes C“ abgefüllt, die Firma hieß „Kleinhans und Eckertz“. Die Inhaber hatten ein Wohnhaus auf dem so genannten Feldherrenhügel. 1982 übernahm die damalige Eckes AG den Betrieb und erweiterte die Produktion kontinuierlich. 1986 wurde die Milliardste Flasche befüllt und ausgeliefert. 1999 entstand das Hochregallager in zwei rund 40 Meter hohen Hallen. Nach dem Chaos-Prinzip, so Geschäftsführer Kay Fischer, werden die 37 500 Stellplätze für Paletten belegt. Nur der Computer weiß, wo sich was befindet. Das Lager wird vollautomatisch gefahren. In den 2000er-Jahren wurden die beiden Abfüllanlagen für PET-Flaschen in Betrieb genommen. Daneben wird „Granini“-Saft in Glas abgefüllt. Nach wie vor werden pro Erntesaison etwa 25 000 Tonnen Äpfel gekeltert, das ergibt 15 bis 20 Millionen Liter Apfelsaft, die eingelagert werden. (rvg)

Viel mehr Wert legte er aber darauf, dass die Beschäftigten teils in zweiter und dritter Generation arbeiten. Sie seien engagiert und loyal. Dafür gibt es Entwicklungsprogramme für lebenslanges Lernen und eine attraktive Beschäftigung. Neben Fruchtsafttechnikern werden unter anderem Fachkräfte für Logistik und Mechatroniker ausgebildet. Von den 260 Mitarbeitern in Bröl sind neun Auszubildende. Das Werk hat eigene Lastwagenfahrer, die nach Tarif bezahlt werden und eine neue Flotte von Fahrzeugen bewegen, die nach Auskunft des Unternehmens CO2 -ärmer laufen. Im Vergleich zu 2012 liege die Einsparung bei 21,78 Prozent.

Unternehmen will energieeffiziente Nachhaltigkeit

Ein großes Thema ist nach Fischers Worten die energieeffiziente Nachhaltigkeit. Spohr vertiefte seine Aussagen. Durch die Reduzierung des Flaschengewichts konnte seit 2012 jährlich die Nutzung von 1500 Tonnen Kunststoff vermieden werden, das sind immerhin 15 Prozent. So genanntes Bio-PET wird mehr und mehr verwandt, die braune PET-Flasche, etwa für Hohes C, soll zu 100 Prozent recyclefähig werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Wertstoffkreislauf werde bald geschlossen, entsprechende Verträge seien bereits unterschrieben. „Saft ist leider nicht bepfandet“, bedauerte Fischer, eine Regelung aus alter Zeit. Glas werde immer mehr nachgefragt, deshalb gehört zum Investitionsprogramm eine neue Glasfüllanlage. Ein Drittel Strom, ein Drittel Gas und 20 Prozent Wasser könnten so eingespart werden. Bei den Glasflaschen könne die Zahl der Umläufe, also der Wiederbefüllungen, um 25 Prozent erhöht werden – noch seien es rund 30.

Bei Zucker hat sich Eckes-Granini verpflichtet, bis 2020 zehn Prozent einzusparen. Bis 2025, so kündigte der Geschäftsführer an, sollen es 15 Prozent werden. Die Kläranlage könnte die Abwässer Hennefs säubern, regte er an. Das Werk ist Direkteinleiter in die Bröl – so sauber ist, was hinten rauskommt. Chance 7, Projekte mit Streuobstwiesen, mit dem Team Rynkeby Radfahren für krebskranke Kinder – auch im Sozialen engagiert sich das Unternehmen.

Hygiene wie im Operationssaal

In den großen Hallen laufen die Bänder kontinuierlich. In der PET-Abfüllung werden kleine, so genannte Petons, zu großen Flaschen gezogen und mit 32 Bar aufgeblasen. Unter sterilen Bedingungen wird der Saft, egal ob Apfel, Orange oder andere Früchte, unter Reinbedingungen abgefüllt, ähnlich einem Operationssaal. Er wird kurz auf 90 Grad Celsius erhitzt und sofort wieder abgekühlt. In der alten Glasfüllanlage wird der Saft mit 65 Grad Celsius abgefüllt.

Leer stehen derzeit zwei große Hallen für die neue Anlage. „Die sind aber bald vollgestellt mit Bändern und Anlagen“, sagte der Leiter Volker Spohr. Mit Röntgenstrahlen wird Glas auf Splitter und Risse untersucht, überall werden die Füllmengen kontrolliert. Ganz ohne Menschen geht es dagegen im Hochregallager zu. In den beiden Blöcken gibt es bis hinaus auf 37 Meter Höhe 37 500 Stellplätze für Paletten.

KStA abonnieren