Zweithöchste Warnstufe am DienstagWie sich der Rhein-Sieg-Kreis für Waldbrände rüstet

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Die Feuerwehr konnte die Feuer schnell löschen.

Lohmar – Manche mögen's heiß, aber zu große Hitze kann für Menschen, Tiere und Pflanzen brandgefährlich werden. Und in den kommenden Tagen heizt sich auch der Rhein-Sieg-Kreis ordentlich auf. Für Dienstag und Mittwoch erwarten die Wetterdienste Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Am Dienstag soll das Thermometer in Siegburg auf 37 Grad klettern.

Doch schon bevor die Hitzewelle angekommen ist, kam es am Samstagabend zu einem ersten größeren Waldbrand – in einem Waldstück zwischen Gammersbacher Mühle und Oberschönrath in Lohmar. Spaziergänger hatten kurz nach 19.30 Uhr das Feuer entdeckt und sofort die Feuer- und Rettungsleitstelle angerufen.

Waldbrand in Lohmar: Feuer drohte auf Tannenschonung überzuschlagen

Als die ersten Einsatzkräfte unter Leitung von Brandoberinspektor Sven Ziaja eintrafen, war schnell klar, dass weitere Einheiten alarmiert werden mussten. An mehreren Stellen brannte es auf rund 1000 Quadratmeter Fläche. Neben drei größeren Flächen gab es zahlreiche kleinere schwarze Rußflecken.

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Ein Hang wirkte wie ein Kamin.

An einem Hang wirkte die Hitze wie in einem Kamin. Sie zog nach oben und drohte in eine Tannenschonung überzuschlagen, dort konnte der Brand jedoch gestoppt werden. Unweit davon lag ein verkohlter Nadelbaumstamm, noch einmal gut 100 Meter weiter züngelten die Flammen auf mehreren hundert Quadratmetern im Unterholz. Mehrere Bäume wurden erfasst. Die Ursache ist unklar. Der Waldboden war bedeckt mit weißen Flugsamen, die wie Zunder wirkten. Es sah aus, als hätte es geschneit. Immer wieder flackerte es entlang der Wege im Gras auf.

Feuer auf 1000 Quadratmeter Fläche: Waldbrand-Konzept der Feuerwehr greift

Das Waldbrand-Konzept, in den vergangenen anderthalb Jahren entwickelt, griff. Die Wehrleute konnten mit den dünneren D-Schläuchen flexibler agieren, die geringeren Wassermengen reichten zum Löschen vollkommen aus. Im Pendelverkehr schafften Tanklöschfahrzeuge das notwendige Wasser heran. Einige Einsatzkräfte bekämpften mit so genannten Wasserrucksäcken die verbliebenen Glutnester. Sie kontrollierten mit Wärmebildkameras die Temperatur von Boden und Holz. Andere bearbeiteten die obersten Schichten mit speziellen Werkzeugen. Aufzüngelnde Flammen an den vielen kleinen Brandherden bekämpften sie mit Feuerpatschen. Nach gut einer Stunde war das Feuer unter Kontrolle.

Die Nachlöscharbeiten dauerten indes bis kurz vor 23 Uhr. Für die Nacht wurden Kontrollfahrten geplant, um ein Wiederaufflackern zu verhindern . Trotz des erhöhten Risikos wegen der schnellen Ausbreitung durch die Flugsamen konnten die Einsatzkräfte den Waldbrand zügig und effektiv bekämpfen.

Höchste Gefahrenstufe: Forstamt in erhöhter Alarmbereitschaft

Auch das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft ist derzeit in erhöhter Alarmbereitschaft. Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes stuft Teile des Rhein-Sieg-Kreis derzeit schon in Stufe Vier von Fünf ein. Für den Dienstag ist dann die höchste Stufe zu erwarten. „Eine weggeworfene Kippe kann in dieser Stufe schon zu einem Bodenfeuer führen“, warnt Forstamtsleiter Stephan Schütte. Das Gras, so Schütte, sei derzeit schon so trocken, wie normalerweise erst Ende August.

Angesichts der akuten Gefährdungslage haben die Forstleute eine Rufbereitschaft eingerichtet, die rund um die Uhr besetzt ist. Ziel sei es, so der Forstamtsleiter, bei möglichen Bränden sofort im Krisenstab der Feuerwehr mithelfen zu können. „Unsere ganz große Stärke im Krisenstab ist die Ortskenntnis“, erklärt Schütte. „Wir wissen, wo die Hydranten stehen und wo ein Fahrzeug nicht gut durchkommt.“

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Die Pollen bedeckten den Boden und wirkten wie Zunder.

Auf Initiative des Rhein-Sieg-Kreises und im Austausch mit dem Landesbetrieb Forst und Holz gibt es Einsatzpläne für Waldbrände bei den Feuerwehren aller Kommunen. Die sind in den vergangenen Jahren entstanden. „Das sind Einheiten mit Schlauchwagen und Tanklöschfahrzeugen sowie speziell ausgebildeten Einsatzkräften“, erläutert Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg das Konzept.

Hitzewelle: Rettungsdienste im Rhein-Sieg-Kreis sind vorbereitet

Rund 140 Wehrleute mit etwa 20 Fahrzeugen können bei größeren Vegetationsbränden per Knopfdruck zusammengezogen werden. Bei einer großen Übung Ende Juni wurde das Zusammenspiel in Windeck geprobt – mit Erfolg. Bei einer Fortbildungsveranstaltung mit Dr. Ulrich Cimolino, Leiter des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband, sind die Wehrleitung im taktischen Einsatz geschult worden, dazu gehören auch Fragen wie das Anlegen von Schneisen. Hitze kennen die Feuerwehren von Brandeinsätzen, deshalb ist es bei ihnen Standard, auf ausreichend Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Auf den Löschfahrzeugen jedenfalls werden Getränke immer mitgenommen.

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Für den Rettungsdienst sind die anstehenden Hitzetage keine besondere Lage. „Das ist in der Rettungsdienstvorhaltung mit berücksichtigt“, sagte der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Christian Diepenseifen. Aber auch hier gelte, dass die Einsatzkräfte auf sich selbst achten müssen und genügend trinken.

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