KirchenaustritteMenschen im Rhein-Sieg-Kreis kehren Kirchen den Rücken

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Kirchenaustritte

Die Zahl der Kirchenaustritte steigt sprunghaft im Kreis.

Rhein-Sieg-Kreis – Die meisten Menschen im Kreis gehören zu einer der beiden großen christlichen Kirchen – noch. Sowohl bei den Katholiken wie auch bei den Protestanten sind die Austritte innerhalb eines Jahres sprunghaft um mehr als ein Drittel gestiegen, von 2083 in 2018 auf 2790 im Jahr 2019. Das zeigen die Zahlen des Amtsgerichts Siegburg.

Die Justizbehörde ist zuständig für alle Bürgerinnen und Bürger, die ihren ersten Wohnsitz in Siegburg, Troisdorf, Hennef, Lohmar, Eitorf, Much, Neunkirchen-Seelscheid, Niederkassel und Ruppichteroth haben. In diesem neun Kommunen leben etwa 365 000 Einwohner; im gesamten Rhein-Sieg-Kreis sind es etwa 600 000 in 19 Städten und Gemeinden, davon waren nach Angaben des Erzbistums Köln für das Jahr 2018 rund 268 500 Katholiken, also weniger als die Hälfte.

Exakte Daten sind schwierig

Etwa 100 000 Menschen im gesamten Rhein-Sieg-Kreis gehören zur evangelischen Landeskirche. Exakte Daten sind aufgrund des Zuschnitts der kirchlichen Verwaltungseinheiten nur schwierig zu erheben. Der Kirchenkreis An Sieg und Rhein mit Zentrale in Siegburg betreut 111 145 Gläubige in 33 Gemeinden zwischen Overath (Rheinisch-Bergischer-Kreis) im Norden und Vettelschoß (Rheinland-Pfalz) im Süden, Niederkassel im Westen und Windeck-Leuscheid im Osten. Das linksrheinische Kreisgebiet zählt zum Kirchenkreis Bonn.

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Kompliziert werden Vergleiche auch durch die verschiedenen Kirchenaustrittsstellen. Die gehören zu den jeweiligen Amtsgerichten, deren Zuschnitte die Kreisgrenzen überschreiten: Windecker Bürger müssen sich ans Amtsgericht (AG) Waldbröl wenden, Menschen aus Königswinter und Bad Honnef ans AG Königswinter, Leute aus dem linksrheinischen Kreisgebiet ans AG Bonn. Nötig ist immer das persönliche Erscheinen und die Vorlage des Personalausweises. Der bürokratische Akt kostet 30 Euro.

Statistik des Amtsgerichts

Das Amtsgericht Siegburg hat die Zahlen der vergangenen sieben Jahre vorlegt. 2014 wollten 2333 Menschen (1371 Katholiken und 862 Protestanten) keine Gemeindeglieder mehr sein und einige damit wohl auch die Kirchensteuer sparen. In den drei Folgejahren sanken die Zahlen: 2015 auf 1801 (1104/697) und im Jahr 2016 weiter auf 1622 (1000/662). Ab 2017 stiegen sie jedoch wieder auf 1675 (1014/661), im Jahr 2018 auf 2083 (1326/757) bis zum letzten Stichtag auf 2790 (1758/1032). 

Statistisch nicht erfasst sind weder die Gründe des Austritts noch das Alter. Manchmal meldet ein Ehepaar gleich mehrere Familienmitglieder ab: Eltern können für Kinder unter 14 Jahren den Kirchenaustritt erklären, für Sprösslinge unter zwölf Jahren sogar gegen deren Willen. Doch das kommt bundesweit so gut wie gar nicht vor.  

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