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Extreme Hitze und TrockenheitSo steht es aktuell um die Weinberge im Siebengebirge

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Reben spiegeln sich im Wassertropfen einer Tröpfchen-Bewässerungsanlage in einem Weinberg. 

Königswinter/Bad Honnef – „Wir schreiben gerade alle Ämter an“, sagt der Oberdollendorfer Winzer Bernd Blöser, der zugleich Präsident des Weinbauverbandes Siebengebirge ist. Und: „Das Thema ist immer noch akut“, für ihn und seine Winzerkollegen im einzigen Weinbaugebiet Nordrhein-Westfalens. Die Rede ist von der Notwendigkeit, angesichts eines immer heißeren und trockeneren Klimas auch die Weinberge in Oberdollendorf, Königswinter und Bad Honnef-Rhöndorf bewässern zu müssen, die insgesamt rund 20 Hektar Fläche umfassen. Das werde nötig sein, um den Weinbau in der Region zu erhalten, betont Winzer Bernd Blöser.

Bis zu 75.000 Liter Wasser je Hektar nötig

Als sich vor knapp zwei Jahren die damalige NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser am Oberdollendorfer Aussichtspunkt Hülle mit den Siebengebirgswinzern zum Gespräch traf, da wurde die künstliche Wasserversorgung der Rebstöcke schon angesprochen. Man müsse wohl über ein Bewässerungssystem nachdenken, sagte Blösers Kollege aus Königswinter, Felix Pieper, damals. Und schätzte den Wasserbedarf auf 50.000 bis 75.000 Liter je Hektar Weinberg.

Die Größenordnung komme immer noch hin, sagte dieser Tage, als schon wieder Rekord-Temperaturen erreicht wurden, Weinbauer Bernd Blöser im Gespräch mit der Redaktion dieser Zeitung. Wasser sei genug vorhanden, hat laut Blöser der Rhein-Sieg-Kreis ermittelt, der in die Planung und das Genehmigungsverfahren ebenso eingebunden werde wie die Landwirtschaftskammer Rheinland.

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Es werde wohl auf eine Tröpfchenbewässerung über Schlauchleitungen hinauslaufen, die in immer mehr deutschen Weinbaugebieten angewendet wird. Wie hoch die Investitionen für die Siebengebirgswinzer sein werden, könne man noch nicht absehen, betont Bernd Blöser, der von einem Gemeinschaftsprojekt spricht und der auf Zuschüsse des Landes NRW hofft. In diesem Zusammenhang erinnert er einmal mehr daran, dass in Rheinland-Pfalz Umstrukturierungsmaßnahmen der Winzer mit 30 Prozent bezuschusst würden. In NRW sei das bislang nicht der Fall.

Auf dem Klimawandelinformationssystem Rheinland Pfalz (www.kwis-rlp.de) heißt es zum Thema Bewässerung unter anderem: „Da Weinreben relativ schnell in Trockenstress geraten, wird die Bewässerung zukünftig auch in Rheinland-Pfalz an Bedeutung gewinnen.“ Und zum Thema Hitzestress: „Die Hitzestresstoleranz der Weinreben ist beschränkt. Bei Temperaturen über 35 Grad Celsius verändert sich die Qualität der Trauben (...). Dementsprechend wird erwartet, dass sich in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts der Charakter der Weine aufgrund der stetig steigenden Temperaturen verändern wird.“

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten angebaut

Bernd Blöser hat auf die veränderten Verhältnisse bereits reagiert, in dem er pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis) wie Regent und Muscaris angebaut hat, die Sorte Cabernet Blanc komme demnächst hinzu. Er müsse dann weniger gegen den echten und den falschen Mehltau spritzen, erklärt der Winzer.

Wegen der aktuellen Hitze hat der Oberdollendorfer Weinbauer die Blätter der Rebstöcke noch nicht zurückgeschnitten, um die Trauben vor einem möglichen Sonnenbrand zu schützen. Im vorigen Jahr hatte der lange Regen im Juni und Juli viele Trauben faulen lassen, so dass der Ernteertrag am Ende bei „nur“ rund 40.000 Litern gelegen habe; in normalen Jahren seien es um die 55.000 Liter Wein.

Winzer rechnet in diesem Jahr mit höherem Ertrag 

In diesem Jahr allerdings werde man wohl weniger aussortieren müssen. „Die Trauben sind jetzt alle schön gesund und kräftig“, betont der Winzermeister. Die Weinbauern könnten nun – auch mit Blick auf die Wasserversorgung im Allgemeinen – noch etwas Regen gebrauchen, nur keinen Hagel. Anfang September werde voraussichtlich die Lese beginnen.

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